Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
seinen Konzerten, auf welchen Stühlen Frauen gesessen hatten.«
Vendela lachte und schüttelte den Kopf. »Meine Güte, Ebba, du bist meine Chefin. Ich erröte.«
»V on wegen. Du errötest jetzt nicht mal halb so viel wie noch vor zehn Minuten.«
Schon allein dieser Kommentar trieb Vendela wieder die Röte ins Gesicht. Sie schüttelte ihre rote Mähne und schaute weg. Ebba ließ einen Stift zwischen Zeige- und Mittelfinger pendeln und betrachtete ihre jüngere Kollegin.
»T äusch dich nicht, Vendela. Louise Armstahl ist eine sehr zielstrebige Frau. Lass dich nicht von ihrem Charme und ihrer Stellung verführen. Zumindest nicht, bevor die Ermittlung abgeschlossen ist. Hoffentlich sitzt sie dann nicht hinter Gittern.«
»Hör auf«, erwiderte Vendela angestrengt. »Ich bitte dich. Ich war darauf nicht vorbereitet. Aber ich lasse mein analytisches Denken davon nicht beeinflussen. Es wäre mir deswegen recht, wenn du meine Integrität respektieren könntest.«
»Integrität?« Ebba betrachtete sie kühl. »In Sachen Mord gibt es keine Integrität. Falls du das nicht begriffen hast, solltest du ernsthaft über deine Berufswahl nachdenken. Bis dahin bitte ich dich, dich wie eine Polizistin zu benehmen.«
Vendela war entrüstet, was aber nur leicht an ihren Gesichtszügen zu erkennen war. Sie wusste, dass Ebba recht hatte und dass durch eine Auseinandersetzung nichts zu gewinnen war. Die Tür öffnete sich, und sie wurde von Jakob gerettet. Er warf seine Jacke über einen Stuhl und setzte sich neben Ebba aufs Sofa.
»Die Spurensicherung schaut sich das Motorboot an«, begann er.
»Aber wann haben sich Peder und Raoul gestritten?«, fragte Vendela. »Bevor oder nachdem er mit Helena rumgeschmust hatte?«
»Hat Peder mit Helena rumgeschmust?«, rief Jakob.
»Nicht Peder. Raoul.«
»Und wann?«
»Laut Peder zwischen sieben und halb acht. Wir haben Helena noch nicht gefragt«, meinte Ebba. »Das ist eine wirklich wertvolle Information.«
»Bis sie uns die nächste schlaue Antwort auftischt«, seufzte Vendela.
»Ja, sie ist gewitzt, nicht wahr?«, meinte Jakob.
»Eiskalt.«
Ebba klatschte in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Lasst uns die Beteiligten noch einmal durchgehen. Ich will Kjell und Jan im Augenblick auslassen, weil diese als Täter am wenigsten infrage kommen. Es ist möglich, dass ich diese Worte einmal bereuen werde, dann dürft ihr mich gerne zitieren. Wir wollen mit der jungen Witwe, oder wie immer man sie bezeichnen soll, Caroline, anfangen. Mit der offiziellen Witwe, Joy Liebeskind, habe ich heute telefoniert. Sie war aufgebracht, weil ich sie hinsichtlich der Suche nach dem Mörder ihres Mannes nicht auf dem Laufenden gehalten habe. Außerdem wollte sie die Freigabe der Leiche beschleunigen. Nach jüdischem Brauch muss das so schnell wie möglich nach dem Tod geschehen. Laut Svante und Karl-Axel, die sie ebenfalls wiederholte Male angerufen hat, kann davon frühestens nächste Woche die Rede sein. Sie war auch sehr empört, weil ›diese Schlampe‹ Caroline af Melchior ihrem Mann den Kopf verdreht hatte. Offenbar hatte er bereits telefonisch die Scheidung gefordert. Wenn ich die Sache recht verstehe, lebten die Eheleute bereits getrennt, die Scheidung war also nur noch eine Formsache.«
»Das bedeutet, dass er sich zu seiner Liebe zu Caroline bekannte und in der Tat eine Zukunft mit ihr plante. Bislang wussten wir das ja nur von ihr«, meinte Vendela.
Ebba nickte und schlug die Beine übereinander. »Also, was haltet ihr von Caroline?«
Jakob machte ein schmatzendes Geräusch. »Lecker.«
Vendela fuhr sofort auf: »Schon wieder so ein sexistischer Kommentar!«
»W as denn?«, verteidigte sich Jakob. »Ich sage doch nur, wie es ist. Caroline ist ein heißer Feger. Sie müsste sich nicht lange an meinem Bett anstellen.«
Ebba kam Vendelas Vergeltung zuvor. »Ich glaube, dass Jakob da einen wichtigen Punkt anspricht. Caroline hat schließlich selbst erwähnt, ständig von interessierten Männern umgeben zu sein, was sie anstrengend findet.« Dann fügte sie munter hinzu: »Selbst du, Vendela, musst zugeben, dass sie eine entzückende junge Dame ist.« Vendela antwortete mit einem scharfen Blick.
»Aber muss sie dann so enge Hosen tragen, wenn ihr die Aufmerksamkeit nicht recht ist?« Vendela gelang es nicht, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
»Und wer ist jetzt sexistisch?«, wollte Jakob wissen.
»Komm schon! Sie sendet ständig widersprüchliche Signale
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