Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
auf dem Heimweg waren.
»Ich weiß nicht, was Louise dir eingeredet hat, aber ich habe gesehen, dass ihr euch in den Salon zurückgezogen habt, bevor sie gefahren ist. Caroline, schau mich an«, sagte Helena und drehte milde, aber energisch das Gesicht ihrer Schwester in ihre Richtung. Caroline starrte sie mit leerem Blick an. Helena erschauerte. Es war dieser kranke Blick, den sie schon einige Male an ihr erlebt hatte.
»Caroline, Liebe«, fuhr sie vorsichtig fort, »ich bin ja hier. Ich bin deine Schwester. Sprich mit mir. Wir haben den ganzen Weg in die Stadt zusammen, nur du und ich. Dann kommst du zu mir und schläfst bei uns. Du brauchst nicht alleine zu sein. Vor allen Dingen solltest du dich von Louise fernhalten. Sie ist, wie du vielleicht verstehst, ziemlich verwirrt! Die jüngsten Ereignisse waren für sie natürlich furchtbar. Aber du kannst ihr ihre Last nicht abnehmen. Ihr Leben und ihre Taten sind ihre Sache. Das schafft sie schon. Mach dir um sie keine Sorgen. Ich kenne sie schon so lange. Es gehört viel dazu, Louise kleinzukriegen.«
Helena machte eine kurze Pause und wartete ab, bis Caroline das Gesagte verarbeitet hatte, dann fuhr sie mit herzlicherer Stimme fort. »Du musst dich jetzt nur noch um dich selbst kümmern und zusehen, dass es dir bald besser geht. Um deiner selbst willen. Und Raouls wegen. Raoul hätte das gewollt, Caroline.«
Helenas Augen füllten sich mit Tränen. Mit vor Kummer verzerrtem Gesicht zog sie ihre Schwester an sich und umarmte sie fest, um sich ihre eigene Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
Ebba betrachtete die Schwestern, die sich dem Steg näherten. Plötzlich ließ Caroline ihr Cello und ihre Tasche fallen und rannte zum Atelier. Helena reagierte sofort, sie stellte alles ab, was sie in Händen hielt, rannte hinter Caroline her, hatte sie nach wenigen Metern erreicht und umarmte sie fest. Caroline riss sich los, aber Helena war schneller und stärker. Sie legte ein weiteres Mal ihre Arme um ihre Schwester und hielt sie ganz fest. Nach einer Weile entspannte sich Caroline und machte keine weiteren Anstalten, zu flüchten. Ein paar Minuten blieben sie so stehen, Helena strich Caroline über ihr langes dunkles Haar, und sie hielten die Köpfe zusammengesteckt, als würden sie miteinander flüstern. Dann ließ Helena Caroline langsam los und sprach auf sie ein, ohne sie aus den Augen zu lassen. Caroline erwiderte etwas. Dann wandten sie sich beide dem Polizeiboot zu, neben dem Ebba, Vendela und Jakob standen. Helena drückte Carolines Hand, und diese nickte. Beide ergriffen ihr Gepäck und gingen auf die Beamten zu.
Ebba griff zu ihrem Handy und gab eine Kurzwahl ein. Während sie darauf wartete, dass jemand abhob, sagte sie: »Greift euch die Schwestern. Wir wollen uns, bevor sie verschwinden, noch einmal mit ihnen unterhalten.« Dann begab sie sich ans andere Ende des Stegs, um ungestört sprechen zu können. Als sie später die Kajüte betrat, saßen Helena und Caroline ernst nebeneinander auf dem Sofa. Mit einer unbeholfenen Geste bot ihnen Vendela den lauwarmen Kaffee an, die beiden schüttelten jedoch die Köpfe. Ebba versuchte Ähnlichkeiten bei den Schwestern zu entdecken. Ein Zug um Augen und Mund, außerdem waren sie in etwa gleich groß, beide über eins achzig. Beide auf ihre Weise sehr elegant, Helena von korrekt klassischer Eleganz und Caroline von betörender Schönheit mit ihren romantischen, wilden Locken, aber für ihr Alter bereits zu sehr vom Leben gezeichnet. Fast hätte man sie für Mutter und Tochter halten können.
»W omit können wir dienen?«, fragte Helena lustlos. Ebba nahm Platz, schlug die Beine übereinander und wartete etwas ab, um die Spannung zu erhöhen. Nervös spielte Caroline mit einer Locke und strich sich mit den Spitzen der Haare über die Oberlippe. Sie schaute niemanden an, als hätten Müdigkeit und Trauer sie eingeholt und ihr Äußeres gelähmt, während ihr Inneres immer noch vor Unruhe und Rastlosigkeit vibrierte, ganz im Unterschied zu Helena, die gelassen dasaß. Einzig ihre angespannten Wangenmuskeln ließen auf innere Regungen schließen.
»Als ich Sie fragte, ob Sie Dexofen verwenden, haben Sie das verneint.« Ebba machte eine kurze Pause, es kam aber keine Antwort.
»Sie wussten aber, dass Louise von ihrem Arzt am Danderyds Sjukhus Dexofen verschrieben bekommen hatte. Das habe ich mir bestätigen lassen«, fuhr Ebba fort.
»Das stimmt«, antwortete Helena entspannt, als habe sie mit dieser Frage
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