Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
angestrengt, ruhig zu atmen, dann begann sie zu schluchzen.
»Ich … «, flüsterte sie mit rauer Stimme und musste dann schlucken.
»Sie sollten im Augenblick nichts sagen«, unterbrach sie Regina und fasste Caroline am Arm. Aber diese machte sich frei und verschränkte die Arme.
»Dass ich Sie im Verdacht habe, die Flasche abgewischt zu haben, Caroline«, fuhr Ebba mit ausdrucksloser Stimme fort, »braucht nicht zu bedeuten, dass ich Sie verdächtige, das Öl ans Essen gegossen zu haben.«
Sie machte eine Pause, damit sich Caroline beruhigen konnte. Ihre Worte hatten jedoch keine beruhigende Wirkung gehabt, ganz im Gegenteil schien sich Caroline in die Ecke gedrängt zu fühlen. Das bestätigte Ebba aber nur, dass sie richtig gedacht hatte.
»Ich glaube, dass Sie die Flasche abgewischt haben, um eine andere Person zu schützen, von der Sie glaubten, dass man sie beschuldigen würde, falls Sie den Beweis nicht beseitigten.«
Da verlor Caroline die Fassung. »Ich habe nicht gesehen, wie sie das Erdnussöl ins Essen goss. Das habe ich nicht.«
»Aber Sie glaubten, dass es Louise war, nicht wahr?«
Caroline schaute zu Boden und presste die Lippen zusammen. Ihr war klar, dass ihr die Antwort anzusehen war, obwohl sie sich nicht äußerte.
Ebba nickte und sagte: »Okay. Wir machen jetzt Schluss. Es wird noch weitere Gespräche geben, Caroline. Danke, dass Sie so hilfsbereit waren.«
Das klang ironischer, als es gemeint war. Caroline stand rasch auf und baute sich mit verschränkten Armen neben der Tür auf, während sie auf ihre Anwältin wartete. Regina erhob sich gelassen und würdevoll und reichte Ebba die Hand.
»W ir sprechen uns sicher noch«, meinte Ebba, und Regina antwortete mit einem diplomatischen Lächeln.
Louise Armstahl saß mit ihrer roten Kelly-Handtasche auf den Knien auf dem Sofa. Ihr schwarzes Kostüm saß wie angegossen. Ihre Bluse war blendend weiß, und an den Ohrläppchen funkelten Diamantohrringe. Als sie Caroline in der Türe entdeckte, erhob sie sich mit Mühe, da sie sich nicht auf ihre bandagierte Hand stützen konnte.
Caroline warf ihr einen langen Blick zu und verschwand dann den Korridor hinunter. Hinter ihr kam Regina Albrechtson etwas langsamer in ihren Dior-Pumps. Vendela schaute aus dem Zimmer und begrüßte Louise.
»Nur noch eine Minute, dann sind Sie an der Reihe.«
Sie schloss die Tür und ging zum Aufnahmegerät, um das Band zu wechseln. Ebba öffnete eine weitere Flasche Ramlösa und goss das sprudelnde Mineralwasser in ihr Glas.
»Ich frage mich, ob es einfacher ist, verrückt zu sein, wenn man nicht so schön ist? Wir lassen uns immer dazu verleiten, Schönheit mit der Ordnung der Natur, mit Gesundheit und Normalität in Verbindung zu bringen.«
»Glaubst du, dass Caroline die Spritzen nur erwähnt hat, um uns abzulenken?«
»Nein«, antwortete Ebba. »Ich habe den Eindruck, dass wir zum ersten Mal eine halbwegs ehrliche Darstellung der Ereignisse des Abends erhalten haben. Damit soll nicht gesagt sein, dass uns Caroline die ganze Wahrheit gesagt hat. Wir können immer noch nicht ausschließen, dass sie ihm Wein mit Dexofen eingeflößt hat.«
»Carolines Geständnis wird auch von Annas Bericht bestätigt.«
»Das stimmt, es gibt etliche Berührungspunkte. Aber das ist in dieser Lage auch nicht anders zu erwarten.«
Vendela sah Ebba fragend an.
»Sie beginnen damit, uns unwichtige Dinge mitzuteilen. Sowohl Caroline als auch Anna waren großzügig mit ihren Informationen. Bis zu einem gewissen Punkt. Wo dieser Punkt liegt, können wir noch nicht richtig entscheiden. Vielleicht handelt es sich ja um die ganze Wahrheit oder auch nur um den risikolosen Teil davon. Wie auch immer, sie wiegen sich in Sicherheit. Sie glauben, dass sie so eine Weile nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen.«
»W ährend Louise und Helena weiterhin an ihrer defensiven Haltung festhalten«, meinte Vendela. »Aber was bringt ihnen diese Geheimniskrämerei?«
»Irgendetwas schon, sonst würden sie es nicht tun. Sie ziehen es vor, genauer unter die Lupe genommen zu werden, als ihre Beteiligung zuzugeben. Obwohl sie wissen, dass sie früher oder später dazu befragt werden könnten. Ich glaube, dass sie ganz einfach abwarten, was die andere sagt, ein chicken race . Wer die besten Nerven hat, gewinnt.«
»Und zwar was?« Vendela schüttelte resigniert den Kopf, als ihre Chefin die Augenbrauen hochzog. »W ie konntest du dir so sicher sein, dass Caroline die Flasche abgewischt
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