Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Ähnliches notiert, und jetzt brauchte ich sie für einige Fragen, die eine künstlerische Beurteilung erforderten.«
»Aha«, erwiderte Ebba ungerührt. »Hatten Sie diese Noten nicht an Raoul geschickt?«
Louises Lächeln wurde breiter. »Ich faxte ihm eine Kopie.«
»Brauchten Sie denn Ihre Stimme nicht bei den Proben und bei der Aufnahme?«
»Nein, da verwendete ich die Partitur.«
»Und Raouls Stimme? Wäre es nicht wichtiger gewesen, seine zu verwenden, da es sich um die Aufnahme seiner Interpretation handelte?«
Louise legte nachsichtig den Kopf zur Seite. »Sie kennen sich sicher auf Ihrem Gebiet aus. Vielleicht sind Sie ja sogar eine gute Amateurmusikerin. Aber es würde mich erstaunen, um nicht zu sagen, es würde mir imponieren, wenn Sie fünfundzwanzig Jahre Erfahrung in der Interpretation klassischer Musik aufzuweisen hätten. Wenn Sie entschuldigen wollen … Schuster, bleib bei deinen Leisten.«
Ebba lachte. Gleichzeitig gewann sie immer mehr die Überzeugung, dass Louise zu bluffen versuchte. Allerdings, sie war Amateurmusikerin. Sie hatte nach dem Gymnasium darüber nachgedacht, sich an der Musikhochschule für ein Klavierstudium zu bewerben, aber dann hatte sie Psychologie studiert und anschließend die Polizeihochschule besucht.
»W as taten Sie, als Ihnen Ihre Stimme fehlte?«, fragte sie.
»Ich ging natürlich runter zum Boot.«
»Erzählen Sie, was Sie dort sahen, Louise.«
»W as ich sah? Es war dunkel, ich sah nichts Besonderes.«
»Haben Sie Caroline auf dem Weg getroffen?«
Louise hielt einen Augenblick inne, ehe sie antwortete: »Nein. Da nicht. Ich ging direkt zum Targa und suchte.«
»Fanden Sie, was Sie suchten?«
»Nein, leider nicht.«
»Nicht? Interessant. Wie lange verließen Sie Jan und Kjell und das Esszimmer?«
»T ja, es dauerte eine Weile. Erst das Teekochen, dann das Suchen nach den Noten. Da ich meine eine Hand nicht verwenden kann, fällt mir alles etwas schwer. Vielleicht dauerte es alles in allem zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten.«
»Und das erzählen Sie uns erst jetzt, Louise? Plötzlich ergibt sich eine Lücke von mindestens zwanzig Minuten. Sie haben bewusst versucht, uns Informationen vorzuenthalten.«
»Meine Mandantin kooperiert nach besten Kräften.«
»So sehe ich das nicht«, erwiderte Ebba ungerührt. »Haben Sie Raoul gesehen?«
»Nein.«
Ebba lehnte sich zurück und betrachtete die vollkommen gelassene Frau vor sich. Wie konnte sie nur so ruhig sein? Weil sie sich ganz sicher war, dass man sie nicht des Mordes anklagen konnte, oder weil sie vollkommen amoralisch und wahnsinnig war?
»Dann würde ich gerne wissen, ob Sie auf dem Rückweg jemand anderes trafen?«
»Ja, das tat ich. Caroline und Helena suchten nach Raoul. Caroline war konfus und leicht hysterisch. Nichts Ungewöhnliches, was sie betrifft, und angesichts der Spannungen, die immer weiter eskaliert waren. Sie behauptete, Raoul habe leblos auf dem Steg gelegen, sei aber von dort verschwunden. Wir suchten eine Weile gemeinsam. Ohne Ergebnis. Helena und ich waren recht überzeugt davon, dass das wieder so eine fixe Idee Carolines war. Dann kehrte ich wieder ins Haus zurück, und wir beendeten das Redigieren. Anschließend zog ich mich in mein Zimmer zurück, um mich auszuruhen. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen.«
»Und Sie nahmen eine Schmerztablette?«
Louises Lippen verzogen sich zu einem schrägen Lächeln. »Ich schluckte zwei ganz normale Alvedon.«
Ebba beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab.
»Erzählen Sie, warum Sie Peder um 20.33 Uhr anriefen.«
Falls Louise diese Frage nervös machte, so ließ sie sich diese Nervosität kaum anmerken. Jonas Cronsparre hob die Hand.
»Diese Frage ist ohne Belang.«
»Aber durchaus nicht«, erwiderte Ebba mit fester Stimme. Dann sah sie wieder Louise an. Vendela passte genauestens auf.
»Könnten Sie so freundlich sein und antworten?«
Louise wandte sich erst an ihren Anwalt. »Jonas, diese Frage ist leicht zu beantworten.« Sie wandte sich wieder an Ebba. »Ich rief Peder an, um ihn nach dem Streit zu fragen, den er mit Raoul gehabt hatte. Man hörte die Stimmen bis ins Haus.«
»Ich dachte, Sie hätten Kopfhörer aufgehabt?«, fragte Ebba.
»Nicht die ganze Zeit. Man nimmt sie ab, wenn man sich unterhält. Redigieren erfordert auch einiges an Kommunikation.«
»Aber das Esszimmer hat doch gar keine Fenster Richtung Steg. Konnten Sie wirklich Stimmen hören, selbst als Sie keine
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