Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
versehentlich getötet, indem ich die Spritzen falsch anwendete. Ich war außer mir vor Angst.«
Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht, dann rieb sie sich die Schläfen, strich sich übers Haar und ließ die Hände fallen. »Manchmal fällt es mir schwer … wie soll ich das sagen, ich verrenne mich in einen Gedanken. Ich weiß das, und das macht mir wirklich verdammt zu schaffen. Ich nehme regelmäßig Medikamente. Ich habe keine Wahl. So ist es einfach. Ich habe an diesem Abend wirklich geglaubt, wahnsinnig zu werden.«
Regina legte ihre Hand auf Carolines.
»Das geht doch sehr gut, Caroline. Sie schaffen das.«
Caroline sah sie nicht an. Immer noch zitterte sie bei jedem Atemzug.
»Erzählen Sie einfach weiter, wenn Sie wieder genug Kraft haben«, sagte Ebba. Sie sah Regina an, und diese nickte.
»Hätten Sie gern ein Glas Wasser, Caroline, oder Tee oder Kaffee?«, wollte Vendela wissen und erhob sich. Caroline lächelte sie unerwartet freundlich an.
»Danke, das ist furchtbar nett. Einen Tee mit Honig, falls es das gibt.«
Vendela bezweifelte, dass es im Dezernat je Honig gegeben hatte, aber sie ging hinaus, um zu versuchen, den Wunsch zu erfüllen.
Carolines Gesicht hatte wieder etwas mehr Farbe bekommen. Sie holte Luft, um ihren Bericht fortzusetzen.
»Als ich ihn nicht wiederbeleben konnte, eilte ich wieder ins Haus, um Hilfe zu holen. Im Salon fand ich Helena und erzählte ihr, dass ich glaubte, Raoul sei tot. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits recht betrunken und glaubte mir zuerst nicht. Schließlich ging sie dann doch mit, aber da war Raoul verschwunden. Er lag nicht mehr dort, wo ich ihn gefunden hatte.«
»Haben Sie Ihrer Schwester von den Spritzen erzählt?«
»Nein, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich wagte es nicht. Ich sagte, er hätte leblos auf dem Steg gelegen.«
»Haben Sie darüber gesprochen, nachdem Sie Svalskär verlassen hatten?«
Caroline nickte.
»Helena sagte, ich hätte ihn mit den Spritzen gar nicht töten können. Sie sagte, wenn er nicht tot gewesen wäre, wäre er davon vermutlich wieder munter geworden. Deswegen kam ich gestern hierher. Ich wollte das nicht länger auf dem Gewissen haben. Dann hatte ich nach der Begegnung mit Joy nicht mehr die Kraft.«
Ebba wartete einen Augenblick, ehe sie fortfuhr.
»Aber an diesem Abend auf Svalskär, als Sie ins Haus kamen und erzählten, Sie glaubten, Raoul sei tot … Wie war Helenas Verfassung da?«
»Sie war vollkommen fertig. Aber so habe ich sie schon früher erlebt. Sie trinkt zu viel, und sie weiß das auch.«
»Aber darüber hinaus? Fiel Ihnen etwas anderes auf, als Sie sie sahen?«
Caroline schüttelte den Kopf. »Ich war selbst so außer mir, dass ich nur an Raoul denken konnte.«
Ebba lehnte sich etwas über den Schreibtisch vor.
»Caroline, können Sie sich erinnern, ob Sie jemanden von den anderen gesehen haben, als Sie nach Raoul suchten, das zweite Mal zusammen mit Helena?«
Caroline biss die Zähne zusammen und warf Regina Albrechtson einen Blick zu, den diese gelassen und auffordernd erwiderte. Als sie dann wieder Ebba ansah, runzelte sie etwas die Stirn, als müsste sie sich sehr genau überlegen, was sie sagte und was nicht. Schließlich öffnete sie den Mund: »Louise hatte auf dem Targa etwas geholt und kam auf mich zu. Ich erzählte ihr alles, und sie half bei der Suche.«
Ebba versuchte so ungerührt wie möglich zu klingen.
»Alles?«
»Ja.« Caroline schaute zu Boden.
»W ie nahm Louise das auf?«
Caroline wurde verlegen. »Ja, was soll ich sagen … Sie sah mich verdammt merkwürdig an. Ich hatte schließlich erzählt, dass ich glaubte, ihn getötet zu haben. Da wollte sie mich trösten. Aber das verkraftete ich nicht. Ich wollte mich von ihr nicht anfassen lassen. Das war einfach zu viel. Gleichzeitig war sie so kalt und schien mich zu verurteilen. Und ich schämte mich so. Es kam mir so vor, als hätte ich das Leben vieler Menschen zerstört.«
Vendela kam mit dem Tee ins Zimmer und reichte ihn Caroline. Wieder erstaunte es sie, dass Caroline sie anlächelte. Es war ihr gelungen, ganz hinten im Schrank in der Personalküche in einem Glas einen kristallisierten Rest Honig zu finden.
Mit unsicherer Hand führte Caroline die Tasse an die Lippen und versuchte, auf das heiße Getränk zu pusten. Aber ihre Lippen zitterten, und es gelang ihr dann nur, einen winzigen Schluck zu trinken. Die kurze Pause genügte jedoch, um sie zu stärken. Sie fuhr mit ihrem Bericht fort.
»W ir suchten
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