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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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ihr eine Hand auf die Schulter. Nach einer Weile entspannte diese sich und lehnte ihren Kopf an Louises. Helena und Raoul waren auf der Couch sitzen geblieben. Er betrachtete sie müde.
    »Und … wie geht es der Familie?«, fragte er mit gleichgültiger Stimme, um deutlich zu machen, wie wenig ihn die Antwort interessierte.
    Daraufhin öffnete sie träge ihre Tasche und nahm ein Buch heraus. Ohne ihn anzusehen schlug sie es beim Lesezeichen auf.
    »Interessiert dich meine Familie, Raoul?«
    Sie erhielt keine Antwort. Helena bemühte sich, nicht seine Miene zu erforschen. Stur starrte sie auf die Buchseite, ohne einen einzigen Satz zu verstehen. Nach einigen Minuten versuchte sie doch, etwas aus seinem Gesicht zu lesen, indem sie ihn aus den Augenwinkeln beobachtete. Er war vollkommen in seine Noten versunken und machte sich Notizen mit dem Bleistift.
    Drei Stunden später tauchte Svalskär am Horizont auf. Das gute Herbstwetter war kurz hinter Möja umgeschlagen, und es nieselte leicht. Der Himmel war gleichmäßig grau. Die Motoren wurden leiser, als sie sich dem Landungssteg näherten, und das Quietschen der Scheibenwischer war zu hören. Die Insel war einen knappen Quadratkilometer groß, und auf der Nordseite und auf der Anhöhe in der Mitte der Insel, auf der das Haupthaus lag, mit Kiefern bewachsen. Auf der Süd- und Westseite fielen kahle Felsen steil ins Meer ab. Von dem kurzen Badesteg am Ende eines kleinen Birkenwäldchens, in dem auch die auf Pfähle gebaute Holzsauna stand, konnte man den Sonnenuntergang betrachten. Der Landungssteg befand sich in einem breiten, keilförmigen Naturhafen, in dem lediglich ein kleiner geteerter Holzkahn lag. Helena sprang an Land, um das Motorboot zu vertäuen, während Caroline es möglichst nah an den Steg manövrierte. Die Strömung packte das Boot, und die Leine dehnte sich. Die Wellen plätscherten um den Rumpf, obwohl das Boot nicht mehr Fahrt machte. Als die Motoren verstummten, breitete sich Stille aus. Einzig ein paar kreischende Möwen waren zu hören und das Rauschen des Windes in den hohen Kiefern.
    Louises und Peders Urgroßvater Thure-Gabriel hatte um 1890 die prächtige Villa auf Svalskär als Sommerhaus bauen lassen. Jedes Jahr Anfang Juni zog Familie Armstahl auf die Insel um. Den ganzen Sommer über kamen Freunde und Verwandtschaft zu Besuch. Sie trafen mit dem familieneigenen kleinen Dampfschiff ein, das ganz hinten an der Landungsbrücke festmachte. Die große Mahagonijacht konnte erst am Steg festmachen, nachdem Ende der 1960er-Jahre ein paar Felsen weggesprengt worden waren. Zwei Jahre später wurde sie verkauft, da niemand in der Familie fand, dass sich der Unterhalt eines alten Holzbootes lohnte.
    Da die Insel so weit draußen in den Schären lag, hatte es vier Jahre gekostet, das Hauptgebäude fertigzustellen. Es war immer gelb gewesen. Vor etwa vierzig Jahren waren die Küche modernisiert und ein Stromkabel nach Möja gelegt worden. Seither konnte die Insel das ganze Jahr über bewohnt werden. Dass eine weitere Renovierung überfällig war, konnten aber auch die teuren Gemälde an den Wänden nicht kaschieren. Die Einrichtung bestand aus einer unorthodoxen Mischung aus diversen geerbten und übrig gebliebenen Möbeln von Gütern und Schlössern, die aus dem Besitz der Familie verschwunden waren, weil sie entweder verkauft oder an andere Zweige der Familie gegangen waren. Unter prunkvollen Kronleuchtern standen schwere Walnussholzschränke mit Barockschnitzereien einträchtig neben leichten Empire-Sesseln und - Sofas, dazu abgenutzte Mahagonikommoden mit Marmorplatten.
    In der großen Halle hing die imponierende Porträtsammlung. Gemälde unterschiedlicher Größe bedeckten die Wände. Die ältesten der Bilder, deren Farbe von Rissen durchzogen oder teilweise auch ganz abgefallen war, ließen sich kaum mehr restaurieren. Sie besaßen schwere Goldrahmen, einige davon allerdings recht bestoßen und holzfarben wo die Vergoldung abgefallen war. Welches Porträt man auch betrachtete, ob eines aus dem 17. Jahrhundert oder die beiden neuesten, die Louise und Peder als Kinder zeigten, es fiel eine frappierende Ähnlichkeit auf. Stets die gleiche stolze Adlernase und die gleichen hervorstehenden Augen, Charakteristika, die sich über Jahrhunderte gehalten hatten.
    Mit der Instandhaltung des Hauses hatte Familie Armstahl seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Johanssons auf Möja betraut. Inzwischen war es die vierte Generation Johansson, Sture und Märta, die

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