Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
ab und zu nach dem Haus schauten, den Rasen mähten und kleinere Reparaturen ausführten, falls sie nötig wurden. Manchmal rief Louise sie im Voraus an, damit sie vor ihrer Ankunft die Heizung in Gang setzten oder Brennholz ins Haus trugen.
Bereits kurz nach 1900 war der Ostflügel gebaut worden, damit die immer größer werdende Familie beherbergt werden konnte. Gleichzeitig hatte Thure-Gabriel das Atelier auf der nördlichen Landzunge errichten lassen, um dort ein paar Künstler aus Stockholm unterzubringen, die er finanziell unterstützte. Als Gegenleistung erhielt er Gemälde, deren Wert bald die bescheidenen Ausgaben für die örtlichen Arbeitskräfte aus den Schären und das Material sowohl für die Villa als auch für das Atelier um ein Vielfaches überstieg. Kunstinteresse und Mäzenatentum hatten in der Familie Armstahl immer eine wichtige Rolle gespielt. Louise hatte nie gezögert, das Geigenspiel zum Beruf zu machen. Inzwischen arbeitete sie sowohl als Solistin als auch als Professorin an der Musikhochschule in Stockholm. Die wenige Zeit, die ihr daneben blieb, verbrachte sie damit, das Quartett am Leben zu erhalten.
Peder hatte die klassische Laufbahn der jungen Grafen der Familie durchlaufen. Er hatte die meiste Zeit mit Fechten und Segeln verbracht. Für eine ernsthafte Berufsausbildung hatte er weder Zeit noch Lust gehabt. Dann hatte er aber doch die Kadettenschule besucht, an der Universität Uppsala ein juristisches Examen abgelegt. Nach ein paar wilden Jahren mit diversen Eskapaden war sein Auge auf die vortreffliche Emily Hamilton gefallen. In rascher Folge war diese mühelos mit den Töchtern Agathe, Elsa, Charlotte und Ulrika niedergekommen.
Irgendwann hatten Louise und Peder Svalskär geerbt, da sie in ihren Familien die einzigen Kinder gewesen waren. Sie waren in einem Abstand von nur zwei Monaten zur Welt gekommen und hatten sich immer mehr wie Geschwister denn als Cousin und Cousine gefühlt. Sie waren von klein auf unzertrennlich, die Sommerferien auf Svalskär unendlich und idyllisch. Gemeinsam gingen sie auf Schatzsuche, angelten, schwammen und vertrauten einander alles an. Im Birkenhain hingen immer noch die morschen Bretter eines Baumhauses, das sie gebaut hatten und das, selbst als sie schon Teenager waren, ihr geheimer Zufluchtsort blieb. Dort hatte es Louise auch zum ersten Mal gewagt zu erzählen, sie sei in ein Mädchen in ihrer Klasse verliebt. Peder war nicht im Geringsten erstaunt gewesen, hatte schon des Längeren geahnt, wie die Dinge lagen, und gefunden, es sei langsam an der Zeit, dass sie sich dazu bekannte. Außerdem hatten sie jetzt ein weiteres gemeinsames Thema: Freundinnen.
Nur einmal war ihre Freundschaft ernsthaft auf die Probe gestellt worden: Vier Jahre zuvor hatte Emily verlangt, Peder solle seinen Anteil an Svalskär verkaufen. Sie wollte ihre Sommer lieber in ihrem Haus in Torekov verbringen. Louise hatte ihn ausbezahlt, aber bereits im Jahr darauf hatte es Peder bereut und darum gebeten, das Seehäuschen, die Sjöstuga, auf Svalskär kaufen zu dürfen. Ohne zu zögern hatte Louise einen neuen Vertrag mit einem symbolischen Preis unterschrieben, obwohl die Immobilienpreise in den Schären seit Jahren ins Unermessliche stiegen. Blutsbande zählten mehr als Geld, und für Louise war es wichtiger, ihren geliebten Cousin zurückzubekommen. Emily war wahnsinnig wütend geworden und hatte Louise vorgeworfen, sie versuche Peder gefühlsmäßig an sich zu binden. Aber Peder hatte darüber nur gelacht, war zur Marina Biskopsudden gegangen und hatte ein schnelles Motorboot gekauft.
Die großen Einnahmen aus Forstwirtschaft und Grubenindustrie, die jahrhundertelang den Wohlstand der Armstahls gesichert hatten, waren mittlerweile verbraucht, eine unvermeidliche Konsequenz daraus, dass Lebensstil und wirtschaftliches Bewusstsein nicht mehr aufeinander abgestimmt waren. Oder wie Louise zu scherzen pflegte: Wir haben nur altes Geld, und dieses Geld ist verbraucht. Den letzten Teil ihres väterlichen Erbes hatte sie vor einigen Jahren in ein Aufnahmestudio auf Svalskär investiert.
Zu Beginn ihrer Karriere war sie geschmeichelt gewesen, von einer der großen Plattengesellschaften unter Vertrag genommen zu werden. Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass die Aufnahmen jeweils durchgehetzt wurden und das Resultat dementsprechend ausfiel. Ihre sorgfältige Vorbereitung war vergeudet, wenn die CD s, die auch ihren eigenen Ansprüchen nicht genügten, schlechte
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