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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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Besprechungen erhielten. Nach der Enttäuschung über ein schlampig geschnittenes Mendelssohn-Konzert hatte sie ihren Vertrag gelöst und geschworen, sich nie mehr Aufnahmen auszusetzen, über die sie nicht die vollständige künstlerische Kontrolle hatte. Anderthalb Jahre später war ihr kombinierter Übungsraum mit Aufnahmestudio auf Svalskär fertig gewesen. Die akustischen Verhältnisse dort waren vorbildlich, und die totale Abgeschiedenheit minimierte das Risiko störender Außengeräusche, die eine im Übrigen geglückte Aufnahme verderben konnten. Etwa dreißig CD s waren inzwischen in dem Studio aufgenommen worden, sowohl mit Louise selbst als auch mit anderen Musikern, die es mieteten. Immer waren Jan Svoboda Produzent und Kjell Nilsson Tontechniker gewesen.
    Im Winter und Frühjahr hatte das Furioso Quartett die fünf ersten Streichquartette von Wilhelm Stenhammar aufgenommen. Wie so oft bei Aufnahmen zog sich die Arbeit in die Länge, und sie hatten nie mit dem sechsten begonnen. Den gesamten Sommer über hatten sie Konzerte gegeben und die letzte Aufnahme daher auf den Herbst verschoben. Langsam wurde die Zeit knapp. Das Material musste geschnitten, die CD s gepresst und vor der nächsten großen Sommertournee rechtzeitig in den Handel gebracht werden. Durch Louises Kontakte und Organisationstalent erhielten sie viele glanzvolle Engagements, nicht zuletzt bei den Festspielen in Salzburg und Luzern. Die Tournee sollte die bislang größte des Quartetts werden, und deswegen war es wichtig, die Lancierung so gründlich wie möglich vorzubereiten. Eine neue CD war nötig, insbesondere auch deswegen, weil Stenhammar den Schwerpunkt des Konzertprogramms des nächsten Jahres darstellte.
    Helena packte ihre Taschen aus und verstaute ihre Kleider in dem ramponierten Mahagonischrank. Die schiefen Türen quietschten ein Willkommen und öffneten sich wie immer, wenn man sie nur antippte. Immer wenn sie ohne Familie nach Svalskär kam, wohnte sie im Grünen Zimmer im Ostflügel. Sie fühlte sich dort zu Hause. Im Zimmer war es kühl, aber nicht feucht, die Heizung war noch nicht auf Touren gekommen. Louise ließ auch im Winterhalbjahr ein paar Heizkörper an, um Frostschäden zu vermeiden. Neben dem Kachelofen stand ein Korb mit trockenem Brennholz, damit man gleich einheizen konnte. Helena lehnte ein paar Scheite gegeneinander und zündete ein Streichholz an. Als sie es an das Holz hielt, zitterte ihre Hand so sehr, dass das brennende Zündholz auf die Steinplatte vor dem Ofen fiel. Fluchend hob sie es auf und warf es in den Kachelofen. Sie verbrannte sich dabei an Daumen und Zeigefinger und fuchtelte mit der Hand, um sie abzukühlen.
    Jetzt musste sie einfach die Zähne zusammenbeißen und verrichten, was auf Svalskär zu verrichten war. Wie sehr es ihr auch widerstrebte. Helena wusste, dass sie die Schwächste im Quartett war. Das war zwar nie ausgesprochen worden, aber viel zu oft hatte sie das Gefühl, dass die anderen mehr Nachsicht mit ihrem Spiel haben mussten, als ihnen eigentlich lieb gewesen wäre. Um jeder Kritik zuvorzukommen, besprach sie schwere Passagen mit Louise vor den Proben. Immer war sie es selbst, die die Initiative zu diesen Gesprächen ergriff.
    Es hatte so kommen müssen. Ihre Arbeit in zwei verschiedenen Bereichen, die beide vollkommene Hingabe erforderten, hinderte sie daran, sich so zu vertiefen, wie sie es eigentlich gewünscht hätte. Gleichzeitig weigerte sie sich, einen der beiden Berufe aufzugeben. Sie hatte direkt nach ihrem Examen an der Musikhochschule Medizin studiert. Sie hatte nie wie Louise und Caroline das Ziel gehabt, Solistin zu werden. Ganz nüchtern sah sie ein, dass sie weder das erforderliche Talent noch den Charakter besaß, um alles aufzugeben, was die totale Konzentration auf die Karriere stören konnte. Und bei den Bratschen in einem Orchester zu sitzen war auch nicht ihr Stil. Sie wollte Kammermusik machen, wusste aber, dass sie davon nicht würde leben können. Sie beendete also ihr Medizinstudium, um sich versorgen und weiterhin im Quartett spielen zu können. Sie hatte dann aber nie die Zeit und die Kraft, dasselbe technische Niveau zu halten wie ihre Kolleginnen im Quartett. Außerdem musste sie sich um ihre Familie kümmern. Die anderen hatten keine Probleme mit Partnern, am allerwenigsten Caroline und Louise, die ja ein Paar waren. Seit sie sich vor zwei Jahren von Bengt hatte scheiden lassen, hatte Anna keine offizielle Beziehung mehr.
    Einige Jahre schon

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