Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
Vom Netzwerk:
aber Louises und Annas Versuche ab, ihm zu helfen.
    Louise ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    »Gott … welch eine Aufregung.«
    Caroline trat an den Tisch und nahm ihren Teller. Nervös aß sie im Stehen auf, was übrig war.
    »Man könnte fast meinen, da sei Gift drin«, sagte sie mit einem überreizten Lachen.
    Helena hatte sich im Salon auf einen Sessel sinken lassen. Als Raoul eintrat, sah sie ihn rasch an, wandte dann aber den Blick ab. Er ging langsam zum Sofa in ihrer Nähe, ließ sich auf den Rücken fallen und atmete dann, einen Arm über der Stirn, einen Fuß auf dem Fußboden, auf.
    Eine halbe Minute lang schwiegen sie, bis er die Unterhaltung begann.
    »Danke, Helena.«
    Er suchte ihren Blick. Sie antwortete nicht und sah ihn auch nicht an.
    »W as hätte ich nur ohne dich getan … « Er hielt ihr die Hand hin, aber diese blieb in der Luft hängen. Helena schüttelte müde den Kopf.
    »Bitte. Ich habe nur meine Arbeit gemacht«, erwiderte sie säuerlich. »Meine andere Arbeit. Ich habe einen Augenblick lang vergessen, dass ich Musikerin bin.«
    Ihre eigene Gelassenheit erstaunte sie. Aber sie wusste, dass es sich um die körperliche Ruhe nach dem Adrenalinschock handelte und nichts mit Seelenfrieden zu tun hatte. Raoul streckte seinen Arm aus und strich ihr rasch zärtlich über das Knie. Hastig schlug sie die Beine übereinander, um außer Reichweite zu kommen.
    »W as ist los? Ich versuche, dir zu sagen, dass ich dich fantastisch finde, und du tust geradezu so, als hätte ich dich beleidigt. Kannst du mir erklären, was ich verbrochen habe und weswegen du so wütend auf mich bist?«
    »Das ist es ja gerade. Du begreifst es nicht. Du verstehst nicht, was du mit anderen Menschen machst. Wie du die Menschen ausnutzt, die dich umgeben.«
    Die Nachwehen der Strapazen des Abends machten es ihm unmöglich, ihren Gedanken folgen zu können. Als er nichts entgegnete, fuhr Helena fort: »Ich meine, dich zu kennen, und kann trotzdem nicht begreifen, wie du so kalt sein kannst.« Sie presste ihren Nacken gegen den Sessel. Dann drehte sie ihm das Gesicht zu. Ihre Stimme klang eher scharf als verärgert. »W eißt du, manchmal frage ich mich, und das schmerzt mich wirklich, Raoul, aber benimmst du dich nicht wie ein Psychopath? Es ist traurig … «
    Er fiel ihr ins Wort: »Jetzt hör schon auf. Ich habe gerade eben noch dem Tod ins Auge gesehen, und du wirfst dich mit deiner Anklage, ich sei ein Psychopath, über mich. Wenn jemand aus dem Gleichgewicht ist, dann du.«
    »Ich?«
    »Natürlich bist du aus der Fassung geraten. Aber du warst schnell, und ohne dich wäre ich jetzt tot. Ich bin dir für dein Eingreifen dankbar und ich finde, das habe ich auch deutlich gemacht.«
    »Ich tue alles für dich, Raoul. Das müsstest du mittlerweile wissen. Ich quäle mich, indem ich Kammermusik mit dir spiele, obwohl du Lichtjahre von meinem erbärmlichen Leistungsniveau entfernt bist. Ich rette dein Leben. Ich lüge und betrüge.«
    Er starrte stumm an ihr vorbei in die Luft und versuchte zu verstehen, was von ihm erwartet wurde. Es überraschte ihn, als Helena weitersprach, jetzt aber mehr zu sich selbst als zu ihm. Mit einer unerwarteten Verletzlichkeit.
    »Als du dort lagst, bewusstlos … Erst reagierte ich instinktiv, um dein Leben zu retten. Als seist du nur ein Körper, den es aufzuwecken galt. Ich weiß schließlich, was ich bei einem akuten Notfall zu tun habe, und das geschieht gewissermaßen mit Autopilot.«
    Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und holte tief Luft.
    »Aber anschließend, als mir wirklich klar wurde, dass du da auf dem Fußboden liegst, du, da wusste ich plötzlich, dass ich dein Leben in meinen Händen gehalten hatte. Einige Minuten lang warst du vollkommen von mir abhängig. Als seien wir nie so innig miteinander verbunden gewesen. Dieser kurze Augenblick zwischen Leben und Tod brachte uns einander irgendwie näher … Es gibt so vieles, was ich dir sagen muss, Raoul. Dieses Sich-ständig-Verstellen, diese ganzen Lügen, als seien wir nur flüchtige Bekannte, das macht mich ganz fertig. Das führt nur dazu, dass wir uns gegenseitig verachten. Und an diesem Punkt sind wir jetzt. Warum können wir uns nie ganz normal über die Dinge unterhalten, die wirklich etwas bedeuten?«
    Sie verstummte und ließ die Augen auf ihm ruhen. Behutsam nahm er ihre Hand. Seine Finger waren kalt, erwärmten sich aber rasch bei der Berührung mit ihrer weichen, warmen Haut. Geistesabwesend, nachdenklich, fast

Weitere Kostenlose Bücher