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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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Gesprächsinitiative. Einen Augenblick lang hatten sie die stummen Reaktionen aus der Fassung gebracht. Jetzt hatte sie jedoch ihre normale Selbstbeherrschung wiedergewonnen. »W ir haben uns von einem sehr diskreten Spender mit außerordentlich guten Genen helfen lassen.«
    »Und wer ist das?«, brachte Raoul mit Mühe über die Lippen und merkte, dass er vor Grauen kaum noch zu einem Gedanken fähig war. Louise lächelte ihn ironisch an.
    »W ohl neugierig?«
    Raoul versuchte ihren Kommentar mit einem Lachen abzutun. Er schluckte und fragte erneut.
    »Nein, ganz im Ernst, Louise … Wer ist der Vater von Carolines Kind?«
    »V on Carolines und meinem Kind, Raoul. Das können wir nicht verraten. Ich glaube auch nicht, dass du das wissen willst. Aber wenn du alles richtig machst, darfst du vielleicht Pate des Kindes werden.«
    »Ich hatte geglaubt, dass ich heute Abend die Hauptrolle spiele! Warum habt ihr mich nicht gefragt? Ich fühle mich beleidigt!«, stichelte Raoul mit kühler Stimme. Das hatte ein Scherz sein sollen, aber Louise verzog nicht den Mund.
    »Das hätte dir so gepasst, was?«, erwiderte sie ebenso kühl. »Aber diese Rolle war bereits vergeben.«
    »Hört auf!«, rief Caroline und warf den Kopf zurück. Sie starrte an die Decke, bis es ihr gelang, wieder ruhig zu atmen.
    Anna trank ihr halbes Glas leer und sagte dann übertrieben feierlich: »Gratuliere! So unglaublich … so unglaublich … « Sie nickte, als würde ihr das das Beenden des Satzes erleichtern. »So unglaublich wunderbar! Das ist doch ganz … wunderbar! Das meine ich wirklich. Wie schön für euch beide! Und Caroline … stell dir vor, dass du jetzt Mutter wirst!«
    Caroline erhob sich rasch, und ohne ein Wort zu sagen bahnte sie sich zwischen den Polstermöbeln einen Weg. Louise legte ihr die rechte Hand auf den Arm und folgte ihrer Bewegung, bis der Kontakt abriss, und die Hand durch ihr eigenes Gewicht herabfiel. Aus der Hausbar nahm Caroline eine Flasche Ginger Ale, öffnete sie mit einem Zischen und leerte sie, wobei sie den anderen den Rücken zukehrte. Dann drehte sie sich halb um und erklärte: »Ich gehe ins Studio.«
    Louise sah sie mit einem gekränkten Lächeln an. »Aber Liebes … willst du schon wieder dorthin verschwinden?«
    »Ich muss für den Tschaikowsky-Wettbewerb üben. Du brauchst meinetwegen nicht aufbleiben«, rief sie noch aus der Diele.
    Es war, als hätte Caroline die ganze Luft aus dem Salon abgelassen. Als ihre Schritte verklungen waren, sagte Helena: »Das war vielleicht etwas verfrüht«, und sah Louise an.
    »Ja, ich weiß … «, seufzte Louise. »Ich konnte es aber einfach nicht lassen.«
    An diesem Abend gelang es Caroline nicht einmal, den Bogen zu heben. Mit hängenden Schultern und dem Cello zwischen den Knien verharrte sie, ohne einen Ton spielen zu können. Sie starrte in den dunklen Raum. Einzig die Ecken der Cellozarge, die sich alltäglich und vertraut in die Innenseiten ihrer Schenkel bohrten, und der schmale Hals des Cellos, das an ihrem linken Schlüsselbein ruhte, vermittelten ihr ein Gefühl der Geborgenheit. Das war ihr einziger Halt, während die Gedanken in alle Richtungen davonstoben. Sie würden auf dieser kleinen Insel bleiben müssen, bis das Quartett aufgenommen war. Sie hatten noch nicht einmal angefangen. Sie ertrug den Gedanken nicht, hierzubleiben, an einem Ort, an dem sie sich nicht zurückziehen konnte.
    Sie hatte keine Hoffnung mehr. Das war die Strafe. Die Strafe dafür, dass sie sich selbst über Leben und Tod gestellt hatte.
    Das Einzige, was ihr blieb, war, allem ein Ende zu machen. Sie begann darüber nachzudenken, wie sich dies bewerkstelligen ließe. Rasiermesser war natürlich ein sicherer Ausweg, und sie wusste auch, was es bedeutete, am Handgelenk entweder quer oder längs zu schneiden. Sie spielte durchaus nicht zum ersten Mal mit diesem Gedanken. Vermutlich tat es nicht einmal sonderlich weh. Wenn man nur energisch genug war und beide Arme in ausreichender Länge aufschnitt, dann ließ der Druck recht rasch nach, und man wurde bewusstlos. Man konnte natürlich auch eine Überdosis Schlaftabletten schlucken, aber das ging nicht genauso schnell. Dann bereute man es vielleicht. Sprang man ins Meer, war der Körper rasch unterkühlt und gefühllos.
    Während Caroline ihren fürchterlichen Gedanken nachhing, surrte es plötzlich in ihrer Tasche. Sie zuckte überrascht zusammen und las die SMS . Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Mit raschen Bewegungen des Daumens

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