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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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gewohnheitsmäßig liebkoste sie seine Hand mit dem Daumen. Das verlieh ihm die Kraft, jene Frage zu stellen, die ihn seit seinem Erwachen und dem Blick in ihren berechnenden Augen beschäftigt hatte.
    »Helena«, begann er, »wusstest du wirklich nicht, dass ich eine Erdnussallergie habe? So oft, wie wir zusammen gegessen haben … «
    Weiter kam er nicht, da die Tür aufging. Die plötzliche Störung hob ihre Intimität auf. Aus alter Gewohnheit heraus ließ Helena sofort Raouls Hand los. Louise trat mit einem Tablett mit einer Tasse Tee und Butterbroten ein. Hinter ihr kam Anna mit einer Flasche Rotwein und einigen Gläsern.
    »Und wie geht es dem Kranken?«, fragte Louise und ließ sich neben seinem Kopf aufs Sofa sinken. Sie legte ihm ihre kühle Hand auf die Stirn. Raoul blinzelte angestrengt.
    »Besser«, antwortete er leise. Er war immer noch sehr mitgenommen, und es störte ihn, dass seine Unterhaltung mit Helena noch in der Luft hing. Jetzt saß sie schweigend und ernst mit verschränkten Armen da. Sie hatte versucht, ihm etwas zu erzählen, etwas, was er nicht verstand. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass er das auch lieber nicht hören wollte. Unbehaglichem ging er lieber aus dem Weg.
    Louise reichte ihm die Teetasse, und Raoul richtete sich halb auf dem Sofa auf, um sie entgegenzunehmen. »Ist die für mich?«
    »Bitte schön. Irgendwas musst du heute Abend schließlich zu dir nehmen. Niemand soll mir vorwerfen können, ich sei eine schlechte Gastgeberin«, antwortete sie trocken.
    Caroline schlenderte ins Zimmer und setzte sich auf die Sofalehne hinter Louise. Louise legte ihr einen Arm um die Taille. Caroline schüttelte ihr langes Haar. »Und wenn ich es nun war, die das Erdnussöl ans Essen getan hat?«
    »Um dich dafür zu rächen, dass ich so gemein zu dir bin, wenn wir spielen?« Raoul lachte matt. »Aber du konntest doch wohl nicht wissen, dass ich allergisch bin?« Er stellte die Teetasse zurück und nahm ihre Hand. Diskret streichelte er mit den Fingerspitzen ihre Handfläche. Caroline ließ erst los, als sich Louise räusperte und sie enger an sich zog.
    »Bist du dir sicher, dass du dich nicht noch untersuchen lassen musst?«, fragte Louise. »Muss man nicht ins Krankenhaus, wenn es einem so schlecht gegangen ist?«
    Raoul hatte keine Gelegenheit, den Mund zu öffnen, da antwortete Helena bereits. »Es geht ihm prima. Merkwürdig, oder? Aber so ist es mit allen allergischen Reaktionen.«
    Eben noch hatte sie es gewagt, sich zu ihren Gefühlen zu bekennen. Aber jetzt war sie wieder rau wie immer. Ein hoffnungsloser Fall, dachte er.
    »Aber warum in aller Welt hast du eigentlich keine Adrenalinspritzen in deinem Necessaire?«, fuhr Helena fort. »Ich habe Caroline in dein Zimmer geschickt, aber sie hat keine gefunden.«
    »Hast du in meinem Necessaire gewühlt, Caroline?« Er wandte sich ihr zu und nickte nachdenklich und mit strengem Blick, der jedoch in ein Lächeln überging.
    »Da gab es nur Unmengen Viagra«, kicherte Caroline aufgedreht. Die Röte stieg ihr ins Gesicht, und sie schüttelte ihre Locken nach vorne, um diese zu verbergen. Rasch nahm sie das Weinglas aus der Hand ihrer Schwester und trank es in einem Zug aus. Louise sah sie besorgt an.
    »Caro … «
    »W as?« Säuerlich erwiderte sie Louises Blick und zuckte dann gleichgültig mit den Achseln.
    »Nur zur Information«, scherzte Raoul, »falls ihr vorhabt, mich noch weitere Male zu vergiften: Ich bewahre die Spritzen in meiner Brieftasche auf.«
    »Dann hast du sie ja immer zur Hand, wenn du sie brauchst«, meinte Helena und lächelte. Langsam bekam sie gute Laune. Ihre Erleichterung verlieh ihr neuen Mut, was ihrem offenen Gesicht auch abzulesen war. Raoul wurde von einem plötzlichen Gefühl der Freude überrascht, als hätte er sich die ganze Zeit danach gesehnt, dass sie – ja, was? – nett werden würde. Ihm fiel kein besseres Wort für die Eigenschaft ein, die er nie in ihr hatte hervorrufen können.
    »Auf Helena, die Heldin des Abends … « Raoul hob ihre Hand und küsste ihren Handrücken, während er ihr in die Augen sah. »Danke, meine Freundin.« Die Augen beider glänzten, und sie lächelten verlegen, als es ihnen gleichzeitig auffiel.
    »Ich bin jedenfalls wahnsinnig froh, dass du noch lebst!«, sagte Anna und leerte ihr Glas. »W ir dürfen unsere Primarien wirklich nicht in diesem Tempo verschleißen. So wird die CD nie fertig!«
    Alle lachten, und Raoul zog Anna an sich und küsste sie auf den Mund.

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