Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
genießen, bevor die Arbeit begann. In der Diele hörte er Schritte die Treppe herunterkommen. Erst sah er die langen Beine, dann den Bauch, die Locken vor der Brust und schließlich das Madonnengesicht. Er lächelte strahlend, erntete aber nur eine bekümmerte Miene.
»Guten Morgen, Caroline. Ausgeschlafen?«
Sie schüttelte den Kopf und blieb auf der letzten Treppenstufe stehen.
Raoul nickte zur Tür. »Setz dich doch zu mir auf die Treppe und frühstücke.«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Dann leiste mir halt Gesellschaft.«
Caroline sah ihn mit ihren großen glänzenden Augen an.
»Komm, dann setzen wir uns und reden miteinander. Wenn du lieb bist, gebe ich dir auch was von meinem Kaffee ab.«
Sie lächelte gegen ihren Willen, und ihre Züge entspannten sich.
Obwohl es ein ungewöhnlich warmer Morgen war, schien die Sonne nur über Svalskär zu scheinen. Über dem Festland hingen schwere Regenwolken. Er setzte sich auf die oberste Treppenstufe und schob Caroline vor sich. Sie lehnte sich zurück, und ihr Haar verfing sich in seinen Bartstoppeln. Hier saß es sich unbehelligt unter einem kleinen Vordach, das von zwei massiven Holzsäulen gehalten wurde. Von keinem Fenster aus war man zu sehen, und niemand konnte die Tür öffnen, ohne dass sie das merkten.
»Bist du in Schwierigkeiten?«
»Ich weiß nicht.« Sie nahm seine Kaffeetasse und trank einen Schluck.
»Habe ich dich in Schwierigkeiten gebracht?«
»V ielleicht.«
Einen Augenblick lang wurde es still, beide saßen in Gedanken versunken da. Raoul spielte mit einer ihrer Locken, und dabei entspannte sie sich ein wenig. Sie ließ sich weiter in seine Arme sinken.
»Hast du mal darüber nachgedacht … es könnte sein, dass auch du mich in Schwierigkeiten gebracht hast«, sagte er leise. »Als ich dich gestern Nacht in den Armen gehalten habe, habe ich so ein unbeschreibliches Glück empfunden. Weißt du, dass du schon nach ein paar Minuten eingeschlafen bist? Während du Haut an Haut dicht bei mir lagst, strich ich dir mit den Fingerspitzen über deine helle samtweiche Haut. Vorsichtig, damit du nicht erwachen würdest. Da entdeckte ich die kleine Narbe auf der rechten Seite deines Bauchs und dachte, aha, haben sie Caroline also den Blinddarm rausgenommen. Dann ließ ich meine Finger weiter wandern und strich über deine Brustwarzen und dachte nach, hm, haselnussbraun und recht klein, obwohl die Brust so rund ist und meine ganze Hand füllt. Dann spielte ich etwas mit dem Ring in deinem Nabel und dachte darüber nach, ob dieses Piercen nicht fürchterlich wehgetan hat. Ich wünschte mir, ich wäre dabei gewesen, um deine Tränen abzuwischen, da du dich nun einmal dafür entschieden hattest.«
Er räusperte sich und holte tief Luft. »Dann blieb meine Hand auf deinem Bauch liegen und glitt schließlich hinab in deinen weichen Schoß. Da wurde mir das Herz etwas schwerer, als ich an die Zellen dachte, die sich gerade in deiner Gebärmutter teilen … «
Caroline zuckte zusammen, aber Raoul hielt sie fest. Seine Nasenspitze berührte ihre Wange. Er schluckte. »Da wünschte ich mir, Caroline«, fuhr er fort, »derjenige gewesen zu sein, der die Ehre hatte, dich zu befruchten. Und dass wir beide es wären, die sich sehnten und hofften. Dass du mir gehörtest und nur mir und dass das immer so bleiben würde.«
Er bemerkte die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, erst, als sie auf sein Handgelenk tropften. Da zog er sie noch dichter an sich und machte ein paar beschwichtigende Geräusche.
»Ich wünschte mir das auch«, flüsterte sie mit so schwacher Stimme, dass sie kaum zu hören war.
Zärtlich strich er ihr Haar beiseite und küsste sie hinter das Ohr. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie, und sie legte ihre Arme auf seine und zog sie noch fester um sich. Ein leichter Kuss auf ihre Schläfe, und dann Lippen, die ihren Mund suchten, der diesen erst zögernd, dann immer drängender begegnete. Wärme loderte in ihrer Brust. Plötzlich entzog sie ihm ihren Mund.
»W as machen wir jetzt?« Ihre zitternde Stimme überschlug sich beinahe. Raouls hastige Atemzüge waren wie ein Druck in ihrem Rücken und wärmten ihre Wange.
»Merkst du nicht, was geschieht?«
»Ich verstehe nicht, wo das hinführen soll.«
»Es gibt nur einen Weg, meine geliebte Caroline«, antwortete er mit so ruhiger Überzeugung, dass es ihn selbst überraschte.
Sie holte Luft und drehte sich um, um ihm in die Augen zu sehen.
»Meinst du das wirklich?«
»W as?« Er
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