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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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legte seine Wange an ihre und flüsterte: »Dass ich dich liebe?«
    Sie saß unbeweglich da und vermochte kaum zu atmen. Da lachte er plötzlich und wich ein wenig zurück.
    »Entschuldige, entschuldige, dass ich gelacht habe, aber mich überkam plötzlich ein wahnsinniges Glück, als ich diese Worte aussprach. Ja, Caroline, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als das Leben. Kannst du diese Bürde tragen?«
    Sie schluckte und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Liebst du mich wirklich«, begann sie und zögerte dann die Fortsetzung hinaus, »und unter allen Umständen?«
    Er sah sie verwirrt an. Ohne zu antworten, umarmte er sie noch fester.
    »Raoul, ich muss dir etwas gestehen«, sagte Caroline, langsam und mit Nachdruck. »Du wirst mich anschließend vielleicht verachten. Ich weiß selbst nicht mehr aus noch ein. Ich habe es bisher noch niemandem erzählt. Aber jetzt sehe ich keinen anderen Ausweg mehr, als dir gegenüber ganz ehrlich zu sein.«
    Die Aufnahmen sollten nach dem Mittagessen beginnen. Gegen halb zwei erwarteten sie Jans und Kjells Eintreffen. Es war daher geplant, den ganzen Vormittag lang Stenhammars siebtes Streichquartett zu üben. Helena saß an ihrem Pult und notierte sich den Fingersatz in die Bratschenstimme. Neben ihr wärmte sich Anna mit Tonleitern auf.
    Louise kam die Treppe zum Studio herunter. Weder Helena noch Anna schenkten ihr übermäßige Beachtung, und auch sie unternahm keinen Versuch, eine Unterhaltung zu beginnen. Sie sank auf einen Sessel und ließ den Blick über den Halbkreis aus vier Notenständern und Stühlen wandern. Zwei waren leer, die Stühle des Primarius und des Cellos. Die Spannung im Raum war in ihrer Abwesenheit spürbarer. Hätten sie auf ihren Stühlen gesessen, dann hätte sie sie unter Aufsicht gehabt und ihre Signale deuten können. Wenn sie sie nicht in ihrer Nähe hatte, gingen die Gedanken mit ihr durch.
    In der vergangenen Nacht hatte sie mehrere Stunden wach gelegen, bis Caroline in ihr Zimmer geschlichen war und sich lautlos zu ihr ins Bett gelegt hatte. Vollkommen reglos hatte sie gewartet und darauf gehofft, dass sie näher kommen, ihren Kopf an ihre Schulter legen, sie mit ihren langen Armen umschlingen und dann ihren Kopf in ihrer Wange vergraben würde. Wie sie das früher getan hatte. Aber Caroline hatte ihre Decke ans Kinn gezogen und war von ihr abgewandt auf ihrer Bettseite eingeschlafen.
    Sie redete sich ein, dass Caroline die ganze Zeit geübt hatte und ganz einfach erschöpft war. Außerdem war sie ja schwanger, und das kostete ebenfalls Kräfte. Das hatte sie im »Großen Buch für werdende Mütter« gelesen. Seit Caroline von der Haydn-Tournee nach Hause gekommen war, war sie müde gewesen. Und abweisend. Sie hatte ihr kaum erlaubt, sie anzufassen.
    In den frühen Morgenstunden war es Louise endlich geglückt einzuschlafen, aber bereits um sechs hatte sie die Augen wieder aufgeschlagen und so lange auf Caroline gestarrt, bis sie ihre Züge in der Dunkelheit hatte ausmachen können. Immerhin war sie noch da. Sie lag neben ihr. Ihr Gesicht war so friedlich, schöner denn je, die langen, dunklen Wimpern warfen Schatten auf ihre Pfirsichhaut.
    Dann sah sie, wie sich die Augen unter den Lidern rasch bewegten. Ihre Oberlippe zuckte leicht. Sie schluckte und presste die Lippen zusammen. Dann lächelte sie. Sie träumte. Caroline hatte angenehme Träume, die sie von innen heraus leuchten ließen. Wovon träumte sie? War es das wachsende Leben in ihr, das neue Bilder und Fantasien schuf? Wurde sie von dem Glück erfüllt, das sich in ihrem Unterbewusstsein spiegelte? Diese Erklärung war so schön, dass Louise nicht mehr weiter hatte nachdenken wollen.
    Und obwohl sie lange Überlegungen angestellt und beschlossen hatte, nicht zu fragen, keinen Verdacht zu hegen, war das zu ihrem Entsetzen die erste Frage, die ihr über die Lippen kam, als Caroline die Augen öffnete:
    »W o warst du heute Nacht?«
    Sofort verschwanden das anmutige Lächeln und der wunderbare Schimmer aus dem Gesicht. Louise streckte instinktiv die Hand aus, um ihren unmissverständlichen Vorwurf zu entschärfen, aber Caroline wich zurück und beeilte sich aufzustehen, als sei ihr jede Berührung unangenehm.
    Louise lehnte sich schwer im Sessel zurück und schloss die Augen. Sie fühlte sich mutlos. Irgendetwas stimmte überhaupt nicht. Bedrohliche Gedanken bemächtigten sich ihrer, sobald sie nur etwas nachgab. Früher oder später würde sie sie zulassen und sich

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