Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
in die Seiten und blickte zu Boden. Als er wieder aufschaute, lächelte er breit.
»Hallo, Anna«, sagte er munter. Seine Ehrlichkeit war verschwunden, und er trug wieder seinen unerträglichen Charme zur Schau.
»Ich … ich wollte nur sagen, dass das Essen fertig ist«, stammelte Anna. Ihre Wangen waren hochrot, und sie trat von einem Bein aufs andere, als wisse sie nicht recht, ob sie ganz hereinkommen oder wegrennen sollte. Helena trat mit energischen Schritten auf sie zu.
»W underbar. Caroline und Louise sind vermutlich auch gerade auf dem Weg ins Haus. Soll ich uns eine Flasche Wein holen?«
Ehe sie den Salon verließ, drehte sie sich um und deutete mit Lippenbewegungen an: »Später.«
Raoul nickte geistesabwesend.
Der Tisch war sorgfältig gedeckt. Anna hatte ihn mit Efeu dekoriert, das sich um die Messingleuchter herumwand. Das Kartoffelgratin stand dampfend auf einem silbernen Untersetzer, und das Entrecote briet noch leise vor sich hin.
»W ie schön du gedeckt hast«, sagte Helena, entkorkte eine Flasche Bourgogne und schenkte ein. Raoul nahm sein Glas und ging zum Herd, an dem Anna in der Sauce rührte.
»Und was haben wir hier?«, fragte er und schaute in den Topf. Aber Anna wandte ihm den Rücken wie einen Schild zu und antwortete nicht.
Helena warf Raoul einen besorgten Blick zu, und dieser zog die Brauen hoch und schüttelte verständnislos den Kopf, er war sich nicht sicher, wie mit der Situation umzugehen war. Helena nickte ermahnend in Annas Richtung, und Raoul formte die Lippen zu einem Kuss, dann ging er wieder zu Anna und strich ihr über den Rücken. Anna erstarrte erst, entspannte sich aber dann und lehnte ihren Kopf in seine Richtung.
»Das sieht wirklich lecker aus«, lobte er sie. Helena beobachtete Raouls Versuch, sich Anna zu nähern. Sie wechselten einen weiteren vertraulichen Blick hinter Annas Rücken. Eine wohlige Wärme breitete sich in Helenas Bauch aus. Endlich. Sie waren sich so nahe! Die wortlose Kommunikation, die so deutlich den Anfang ihrer neuen Beziehung markierte.
Caroline schlenderte in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. Ihre Wangen waren von dem Spaziergang apfelrot. Zwei widerspenstige Locken hingen ihr ins Gesicht. Sie schob die Unterlippe vor und blies sie weg.
»Louise hat Migräne und isst auf dem Zimmer«, erklärte sie kurz und fingerte an dem geschmolzenen Käse auf dem Gratin herum.
»Ach so?«, sagte Helena. »Sollen wir ihr ein Tablett hochtragen?«
»T u das«, erwiderte Caroline und biss in die Käsekruste.
»Soll ich hochgehen?«, fragte Helena erstaunt. »W illst du das denn nicht machen?«
Caroline antwortete nicht. Da holte Raoul ein Tablett, lud Essen auf einen Teller und stellte diesen mit einem Glas und Besteck auf das Tablett. »Ich mach das«, erklärte er.
Überrascht legte Caroline eine Hand auf seinen Arm. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ließ es aber bleiben. Raoul warf ihr einen ernsten Blick zu und nickte dann. Er nahm ihre Hand von seinem Arm und verließ die Küche.
Vorsichtig klopfte er an Louises Tür.
»Herein«, war von innen zu hören, und Raoul drückte die Tür auf. Louise lag im Bett und telefonierte. Ihre Augen waren von Tränen gerötet und verquollen, und sie putzte sich die Nase. Sie deutete auf den Tisch, ohne ihre Unterhaltung zu unterbrechen. Raoul stellte das Tablett ab, Louise flüsterte ein nervöses Danke und schaute dabei zu Boden.
Als er wieder in die Küche kam, hatten die anderen bereits zu essen begonnen.
»W ie geht es Louise?«, wollte Anna wissen.
»Sie telefoniert.«
»Hast du mit ihr gesprochen?«, wollte Caroline ängstlich wissen. Sie nagte an der Nagelhaut ihres rechten Daumens.
Raoul schüttelte den Kopf und nahm neben Caroline und Anna Platz. Caroline aß lustlos und leerte ihr Glas. Dann streckte sie die Hand nach der Flasche aus, um nachzugießen.
»Solltest du in deinem Zustand wirklich so viel trinken, Caro?«, sagte Helena und legte ihre Hand auf die Flasche.
»Leck mich am Arsch!«, schrie Caroline und stand so abrupt auf, dass das Besteck auf ihrem Teller klirrte.
Helena lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »W as ist mit dir los? Warum bist du so wütend?«
»Setz dich«, sagte Raoul beschwichtigend und goss Caroline einen Schluck ein. Kraftlos ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken.
»Raoul … warum gießt du ihr Wein ein?«, protestierte Helena.
Raoul verzog den einen Mundwinkel und machte eine entschuldigende Handbewegung.
»Ich
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