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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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Traum.«
    Er rechnete mit einer ironischen Replik auf seinen Entwurf. Diese blieb jedoch aus, und sie ließ sich ganz in seine Arme sinken. Ha! Er hatte sie zum Schweigen gebracht! Zufrieden damit, sie endlich in ihre Schranken gewiesen zu haben, wollte er schon über seinen Scherz lachen, als sie zu ihm hochschaute. Ein Blick unverstellter Erwartung und Zärtlichkeit. Helena, die immer eine beißende Bemerkung parat hatte und ihm intellektuell immer einen Schritt voraus war, während ihm die schlagfertigen Antworten erst einen Tag später im Flugzeug nach Hause oder eine Minute vor Betreten der Bühne einfielen, wenn es zu spät war. Jetzt zeigte sie zum ersten Mal eine ganz andere, menschliche Seite, die er verstehen konnte. Als er sie endlich in der Hand hatte und mit zwei Fingern hätte zerbrechen können, konnte er seinen Sieg nicht mehr genießen. Was waren das für perverse Rachegelüste, die ihn in all den Jahren angetrieben hatten, diese Frau um jeden Preis zu bezwingen? Wie unnötig und wie erniedrigend für sie beide! Wie erstaunt er war, als er einsah, wie sehr er sie mochte, genau so, wie sie war. Nicht liebte. Nein, dieses Gefühl wurde ganz und gar von einer anderen beansprucht. Aber er verstand jetzt mehr denn je zuvor, dass er nicht ohne sie sein wollte, was die Sache weitaus komplizierter machte, da ihn diese Einsicht dazu zwang, ehrlich zu sein.
    »Helena. Verzeih mir«, flüsterte er. »Das war eine Dummheit.«
    »Ich kann so nicht weitermachen. Es gibt Dinge, von denen du keine Ahnung hast. Dinge, die ich dir nie erzählen konnte. Aber ich muss. Ich muss.« Ein Zittern durchfuhr sie. Er hob eine Hand und fuhr ihr mit den Fingern über die Lippen, und sie küsste seine Finger zärtlich.
    »W ir müssen wirklich einmal miteinander reden, Raoul. Ernsthaft.«
    Er bedeckte ihre Wange mit kleinen Küssen, während er nachdachte. »Ja«, sagte er nachdenklich. »Das müssen wir wirklich.«
    »W eißt du«, fuhr sie fort, »gestern, als wir im Salon saßen, du und ich, habe ich gespürt, wie uns diese extreme Situation einander nähergebracht hat. Zwischen Leben und Tod geschah etwas zwischen uns. Als seien wir in eine neue Phase eingetreten, als sei eine Nähe entstanden, die es früher nicht gegeben hat.«
    »Ich bin froh, dass du das sagst, denn ich empfinde genauso«, begann Raoul zögernd und hielt kurz inne. Dann fuhr er fort: »Es gibt so viel, was sich in meinem Leben im Augenblick verändert. Die letzten Tage waren für mich wirklich ein Wendepunkt. Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich nach Ruhe, nach Ausgewogenheit sehne.« Er lachte etwas verlegen. »Das hättest du nicht von mir geglaubt, was? Aber ich will diesen etwas langweiligen, schönen Alltag mit der Frau, die ich liebe. Ich will Kinder und ein funktionierendes Familienleben, genau wie du.«
    »W illst du das, Raoul? Willst du das wirklich?«
    In ihrem brennenden Bedürfnis nach Bestätigung ließ sie ihren Blick über sein Gesicht wandern. Jede Hautfalte, jeden Wirbel im Haar kannte sie auswendig, und trotzdem konnte sie sich an ihm nicht sattsehen, musste sich sein Gesicht ein weiteres Mal einprägen. Um wieder zur selben Schlussfolgerung zu kommen. Das, was sie in ihrem Innersten wusste und was die Zukunft unvermeidlich machte.
    Als er ihre Wange mit der Hand berührte, drehte sie sich schüchtern und schutzlos um. Er war so gerührt, dass sie ihm endlich vertraute. Zärtlich umarmte er sie erneut und flocht seine Finger vor ihrer Brust ineinander.
    »Raoul«, begann Helena und spürte, dass ihr Herz schneller schlug. »Raoul … ich fürchte, dass du böse wirst, weil ich dir das nicht schon früher gesagt habe … «
    »Böse? Warum sollte ich böse werden? Erzähl schon. Es ist genauso gut, dass wir reinen Tisch machen, damit das hier in Zukunft funktionieren kann. Es wird sicher nicht leicht. Für keinen von uns.«
    Helena holte tief Luft. Seine Arme lagen um ihren Brustkorb und hinderten sie daran, ihre Lungen ganz mit Luft zu füllen. Dieses Gefühl der Unfreiheit erinnerte sie daran, dass sie im Begriff war, gefährlich aufrichtig zu werden. Im letzten Augenblick hielt sie sich dann doch mehr zurück, als sie eigentlich wollte.
    »Ich habe mir das so oft durch den Kopf gehen lassen. Es geht um meine Familie. Ich weiß, dass du Martin nicht magst, aber … «
    »Martin hat dich nicht verdient«, fiel ihr Raoul ins Wort. Das war falsch, das war nicht das, was er sagen wollte. Obwohl er nicht die Absicht hatte, seine Affäre mit

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