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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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und betrügt, hat nur sein eigenes Glück im Kopf. Den momentanen Genuss.«
    Er antwortete nicht. Louise schüttelte den Kopf und schniefte, wütend darüber, sich nicht besser in der Gewalt zu haben. »Lächerlich. Du wirst langsam altersgeil. Du sonnst dich in der Bewunderung junger Mädchen.«
    »Louise, wir beide sind so gut wie gleichaltrig. In dieser Hinsicht muss ich also kein schlechtes Gewissen haben. Du kannst im Augenblick nicht klar denken, und das erwarte ich auch gar nicht von dir. Aber nichts, was du sagst, kann mich von meinem Vorhaben abbringen.«
    Sie ließ die Schultern hängen und sah ihn an, als wolle sie sich das Aussehen eines Menschen einprägen, der einmal ihr engster Freund gewesen war. Dann schlug sie die Augen nieder, da sie den Tränen nahe war. Sie versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, aber Raoul packte sie am Oberarm. Er war so dünn, dass er den Knochen spürte.
    »Dass du die Stirn hast«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
    »W ir können nicht so auseinandergehen.« Es klang eindringlich, fast besorgt. Er hielt sie noch fester. »V erstehst du denn nicht, dass es auch mich quält?«
    »Du tust mir weh. Lass mich los.« Sofort nahm er seine Hand weg.
    »Du musst sie gehen lassen. Du musst. Sie gehört bereits mir und wird mich nie verlassen. Ich liebe sie mehr als alles andere auf der Welt.«
    Sie hielt inne und starrte ihn an. Mit Mühe unterdrückte sie ihre Wut. »Dir? Sie gehen lassen? Sie ist schwanger! Sie erwartet unser Kind, hast du das begriffen? Aber du behandelst sie wie ein Objekt, mit dem du dich verlustieren kannst. Allein der Gedanke, dass du mit ihr geschlafen hast, ist widerwärtig. Pfui Teufel, du ekelst mich an.«
    Als er einen Schritt auf sie zutrat, hob sie die Arme vor die Brust und fuhr fort: »W as weißt du schon über Caroline? Du lässt dich von ihrer Schönheit und Begabung verführen, aber von ihren dunklen Seiten hast du keine Ahnung.« Es war, als sei die Spannung zwischen ihnen geschwunden, als sie mit erstaunlich ruhiger Stimme weitersprach: »Du hast mich mehr verletzt als jeder andere Mensch. Sogar noch mehr als Caroline. Wenn wir hier fertig sind, will ich dich nie mehr sehen.«
    Kjell baute im Studio die Mikrofone auf. Er besaß den Körperbau eines Hafenarbeiters und hatte sich eine große Prise Snus unter die Oberlippe geschoben. Helena begrüßte ihn exaltiert und griff zu ihrem Instrument. Vor der Terrassentür stand Caroline, rauchend, und neben ihr Raoul mit gesenktem Kopf, die Hände in den Hosentaschen. Sie unterhielten sich, ohne dass sie sie hören konnte. Beide wirkten bedrückt.
    »Das war ein unglaublicher Sturm«, sagte Kjell.
    »Hm … ja, schrecklich«, entgegnete Helena geistesabwesend. »W ir dachten schon, dass wir die ganze Aufnahme abblasen müssten.«
    Caroline beugte sich zu Raoul vor, um etwas Vertrauliches zu sagen. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Zerstreut nahm er eine ihrer Locken zwischen die Finger und strich sich damit über die Lippen.
    »Abblasen … « Helenas Herz pochte. Warum spielt er mit ihrem Haar? Als liefe vor ihren Augen ein Film, begriff sie kaum die Bedeutung dessen, was sie sah. Sie erschauerte und war wie gelähmt.
    Caroline rieb ihr Gesicht langsam an Raouls Wange. Dieser strich ihr mit der Hand erst über den Arm, dann über ihre Brust. Mit Daumen und Zeigefinger kniff er in ihre Brustwarze, das verriet ihre unfreiwillige Körperbewegung. Erst zuckte sie vor Schmerz zusammen, dann schob sie reflexmäßig den Unterleib vor.
    Wie eine kalte Dusche überkam Helena die Einsicht. Ihr Grauen wuchs, während sie mit aufgerissenen Augen das Schauspiel auf der Terrasse verfolgte. Sie wollte eigentlich nur nach draußen stürzen und die beiden trennen, konnte aber keinen Muskel bewegen. Ihre Augen fühlten sich trocken an, aber sie vermochte nicht einmal zu blinzeln.
    Als hätte Caroline ihre Gedanken gehört, warf sie einen raschen Blick ins Studio und sah ihre Schwester eine Sekunde lang an. Dann schaute sie zu Boden und wich etwas zurück, sodass Raoul ihre Locke entglitt. Anschließend sagte sie etwas. Raoul schaute jetzt ebenfalls zu Helena ins Studio. Er nickte ihr zu. Helena schluckte und sah weg.
    »Jetzt fangen wir an«, Louise trat ins Studio und ging auf ihren Stuhl zu. Caroline trat ihre Zigarette aus und ging mit Raoul ebenfalls ins Studio. Louise und die beiden anderen sahen sich nicht an. Raoul nahm seine Geige aus dem Kasten und spielte einige Striche. Dann ging er zu Helena und

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