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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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bis ihre Kopfhaut glühte. Außer sich vor Wut schnappte sie sich ein Kissen und schrie hinein, damit die anderen nichts hörten. Dann ließ sie es zu Boden fallen und betrachtete sich wieder im Spiegel. Mit kalten Fingern nahm sie einen Lippenstift, stützte ihre zitternde Hand mit der anderen und fuhr sich über die Lippen. Sie versuchte sich im Spiegel anzulächeln, aber ihr Gesicht brachte nur eine verzweifelte Grimasse zustande. Sie wollte wieder schreien, doch kein Laut drang aus ihrem Mund. Sie starrte an die Decke, bis sich die Anspannung gelöst hatte. Dann ging sie mit steifen Schritten zur Tür, öffnete sie, ging weiter, die Treppe hinunter, durch die Diele und in die Küche. Sie wusste, dass sie ging, wusste aber nicht, welcher Wille es war, der ihre Schritte lenkte.
    In der Küche goss Anna Kaffee in zwei Tassen.
    »Für Raoul«, lächelte sie vertraulich.
    Da verlor Helena jegliche Selbstbeherrschung. Sie packte eine der Tassen und knallte sie an die Wand, sodass das berstende Porzellan und der Kaffee auf den weißen Fliesen ein braunes Fächermuster hinterließen. Anna sah sie mit offenem Mund an.
    »Aber … aber, was tust du?«, stammelte sie entsetzt.
    Um nicht auf Anna einzuprügeln, fuhr sich Helena mit den Händen durchs Haar und zog dann ganz fest daran.
    »W ie bescheuert darf man eigentlich sein?«, fauchte sie. »Du bringst diesem verdammten Raoul keine verdammte Tasse Kaffee. Siehst du denn nicht, dass du ihm scheißegal bist?«
    Sie warf sich auf einen Stuhl und legte sich mit dem Oberkörper auf den Tisch. Sie wurde von Schluchzern geschüttelt. Als sie Annas Hand auf dem Rücken spürte, zuckte sie zusammen und starrte ihr ins Gesicht. Verblüfft sah sie, dass Anna gar nicht wütend geworden war, sondern sie mit einer mitleidigen, besorgt-belustigten Miene betrachtete.
    »Liebe Helena«, begann sie mit leiser Stimme. »Es tut mir so leid, dass du so reagierst. Es war wirklich nicht meine Absicht, dir Kummer zu bereiten. Ich verstehe, dass du eifersüchtig bist. Und es schmerzt mich. Ich bin die Erste, die versteht, wie du dich jetzt fühlst.« Sie ballte die Hand auf der Brust zur Faust, um zu zeigen, dass sie Helenas Schmerz teilte.
    Helena starrte sie nur an.
    Da wurde die Tür des Studios geöffnet, und Louise trat ein.
    »Jetzt reicht’s. Nimm dich zusammen, Helena.«
    Ihre Stimme klang eisig. Helena ließ den Blick zwischen Louise und Anna hin- und herwandern. Wurde sie allmählich verrückt?
    »Eines musst du wissen«, sagte Louise. »Ich bin nach Svalskär rausgefahren, um eine CD aufzunehmen. Ich habe sehr viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt und will mir nicht alles von deiner labilen Verfassung und Launenhaftigkeit zerstören lassen.«
    »Aber … «
    »Jetzt gehst du ins Studio runter, setzt dich auf deinen Platz und spielst deine Stimme. Ich will kein Wort mehr hören, nichts mehr über Intrigen und Verdächtigungen. Tu jetzt, was ich sage.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Louise um, ging hinunter und nahm auf ihrem Sessel vor dem Halbrund des Quartetts Platz.
    Anna ging rasch vor Helena nach unten und versuchte, die Wartenden im Studio mit ein paar übertriebenen Grimassen von Helenas Wutausbruch abzulenken.
    Starr und gewichtslos, ohne Fluchtmöglichkeiten, wanderte Helena die Treppe zum Studio nach unten. Die Füße bewegten sich wie von selbst. Sie nahm auf ihrem Stuhl Platz. Niemand sagte etwas. Sie wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab und warf ihr Haar nach hinten.
    »Dann fangen wir an«, sagte sie, und ihre eigene Selbstbeherrschung verblüffte sie. Jetzt war die Erstarrung von ihrem Körper abgefallen. Jetzt konnte sie den Bogen halten, ohne zu zittern.
    Es gelang ihnen, das ganze Quartett aufzunehmen. Anschließend hörte sich Louise sofort das Material an. Sie setzte Kopfhörer auf und wandte dem Studio den Rücken zu. Es war deutlich, dass sie mit niemandem reden wollte.
    »Eventuell ist morgen noch das eine oder andere zu korrigieren«, meinte Jan, »aber es scheinen recht gute Aufnahmen zu sein.«
    Caroline tänzelte auf die Terrasse und gelangte von dort mit ein paar grazilen Sprüngen auf die Wiese. Raoul folgte ihr schlendernd hinter das Haus. Ihre Schultern berührten sich ab und zu, aber noch wurde kein Arm um Schultern gelegt, und keine Finger flochten sich ineinander. Sobald sie außer Sicht waren, schob Raoul sie an die Bretterwand der Sauna und drückte seinen Mund auf ihren. Caroline erwiderte seinen Kuss und schob ihm ihre

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