Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
sich aus dem Sessel zu erheben. Langsam ging er auf sie zu und hielt dann etwas zu nahe inne. Sie konnte nicht umhin, ihn anzusehen, um nicht vollkommen lächerlich zu erscheinen.
»Ich will mit dir reden, Caroline«, sagte er mit seiner Bassstimme, geschäftsmäßig und zielbewusst.
»Es gibt nichts zu bereden«, erwiderte Caroline unwirsch und stemmte die Hände in die Seiten.
Ein selbstsicheres Lächeln huschte über sein Gesicht, verschwand dann jedoch in der nächsten Sekunde. Er betrachtete sie mit Herzlichkeit.
»W ie geht es dir?«
»W ie es mir geht?«, erwiderte Caroline verblüfft.
»Ja, wie fühlst du dich?«
»W ie bitte?«
»Ja, so rein körperlich.«
Caroline schnaubte verächtlich.
»Das kann dir scheißegal sein.«
Peder neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihr Gesicht. Caroline presste die Lippen zusammen, was Peder ein Lächeln entlockte.
»Ich begreife nicht, was dich hierhergeführt hat«, sagte sie.
Er ignorierte ihre Feindseligkeit und erwiderte: »Du bist wirklich unglaublich schön, Caroline. Das habe ich dir vermutlich noch nie gesagt. Du bist sogar schön, wenn du wütend bist.«
Caroline spürte, wie sich die Röte auf ihren Wangen ausbreitete. Sie wandte den Blick ab, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Aber er stand zu dicht vor ihr, als dass sie einfach hätte weglaufen können. Etwas an seiner Haltung kam ihr trotz seiner milden Stimme recht angriffslustig vor. Dieses Gefühl verunsicherte sie.
»Ich habe immer an dich denken müssen, seit du und Louise … ja, seit ihr beschlossen habt, mich an eurem kleinen Projekt zu beteiligen.«
Caroline antwortete nicht. Sie hatte einen Kloß im Hals.
»Caroline«, fuhr Peder fort, »verstehst du, wie das für mich ist? Was das für ein Gefühl ist, zu wissen, dass dein Körper meinen Samen empfangen hat? Du trägst unser gemeinsames Kind unter dem Herzen. Denn so ist es ja eigentlich. Du und ich, wir schaffen dieses neue Leben.«
»Peder … «, begann Caroline verunsichert und schaute zu Boden.
»Louise sehnt sich schon lange nach Kindern. Als ihr beide ein Paar wurdet, sah ich ein, dass sie die perfekte Mutter gefunden hatte. Ich hoffe, du fühlst dich auserwählt. Ich hoffe, du verstehst die Verantwortung, die du übernommen hast, als du der Befruchtung zugestimmt hast. Kinder setzt man nicht einfach so in die Welt, sie bedeuten, dass man für alle Zukunft eine Verbindung eingeht.«
Er verstummte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich weiß, dass eure Beziehung gerade in einer schweren Krise steckt. Mach dir keine Gedanken, Louise hat mir alles erzählt.«
Caroline öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton über die Lippen. Peder wartete geduldig. Schließlich sprach sie mit Mühe und musste kämpfen, dass ihre Stimme nicht zitterte: »W as hat Louise erzählt?«
Peder verschränkte seine Arme vor der Brust. »Sie hat gesagt, dass ihr euch entzweit habt. Und wir zwei, du und ich, wissen doch auch, warum, nicht wahr?«
Der Gedanke an Raoul gab Caroline neue Kraft, und sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht in lautes Lachen auszubrechen, als sie sich überglücklich daran erinnerte, wie er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Aber Peder hielt ihre Miene für besorgt.
»Das ist alles kein Problem. Jeder ist mal verunsichert. Dieser Mann hat dir ganz offensichtlich den Kopf verdreht. Er hat deine Gefühle und deine Jugend ausgenutzt, seine eigene Unsicherheit auf dich projiziert, um sich Bestätigung zu verschaffen. Aber darauf kann man keine Zukunft aufbauen.«
Caroline verschränkte die Arme. Sie standen sich jetzt in derselben Pose gegenüber. »Du hast nicht den blassesten Schimmer, wovon du eigentlich redest. Wie willst du wissen, was zwischen Raoul und mir ist? Und was gibt dir das Recht, dich in mein Leben einzumischen?«
»Dein Leben berührt auch meines, falls du das bisher nicht gemerkt haben solltest.«
»V erschon mich mit deinen … «
»Dem geht es doch nur um einen schnellen Fick, Caroline.«
Seine milde Stimme wollte nicht recht zu seiner ordinären Ausdrucksweise passen. »Raoul ist ein versierter Verführer, der von einem Bett ins nächste hüpft und auch vor Schwangeren nicht haltmacht. Das ist so niederträchtig … so niederträchtig … « Jetzt hatte seine Entrüstung gänzlich von ihm Besitz ergriffen. Er schüttelte den Kopf, um wieder zu seiner Konzentration zurückzufinden.
»W enn hier jemand niederträchtig ist, dann bist du das!«, fuhr ihn Caroline
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