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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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die Brust.
    »Komm schon! Spuck’s aus! Wolltest du mir einen Heiratsantrag machen? Was?«
    Raouls Miene drückte großes Erstaunen aus. Die Röte schoss Caroline ins Gesicht, als die erwartete Reaktion ausblieb.
    »Aufgepasst! Scherz!« Sie versuchte die peinliche Stimmung zu vertreiben, die sich so plötzlich und überraschend ihrer Vertraulichkeit in den Weg gestellt hatte. Raoul fing sich jedoch rasch wieder. Er packte sie an den Schultern, und einen Augenblick lang fühlte sie sich wie eine Sechstklässlerin, die vom Rektor beim Rauchen hinter der Turnhalle erwischt worden war. Mit weichen Bewegungen begann er ihre Oberarme zu massieren, und sie entspannte sich ein wenig.
    »W illst du das denn?«, fragte er ernst.
    »W as?«, fragte sie bemüht verständnislos.
    »W illst du mich heiraten?«
    »W illst du?«
    »Ich weiß nur, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen will.«
    Sie lächelte ernst.
    »Dann wollen wir das auch tun«, flüsterte sie. Ihre wilden Locken umrahmten ihr Gesicht, und hinter ihr leuchtete der Himmel blau und klar.
    Die Sonne strahlte vor der großen Glaswand des Studios. Helena öffnete die Schiebetür und atmete tief durch. Um allein zu sein und ihre Gedanken zu sammeln, ging sie zum Steg. Das Wasser gluckerte um die Pfähle. Es fühlte sich fast wie ein Altweibersommer an, und es wirkte unvorstellbar, dass in den letzten Tagen ein Unwetter über die Schären hinweggerast war. Aber Helena war für das Wetter nicht empfänglich. Sie war wie gelähmt. Nichts, was sie um sich herum sah, konnte sie noch berühren. Sie hatte auch nicht mehr das Gefühl, ihre Umgebung noch erreichen und beeinflussen zu können. Niemand schien ihr mehr zuzuhören. Durch den peinlichen Vorfall mit der Kaffeetasse konnte die Lage kaum noch schlimmer werden. Das war befreiend und gleichzeitig erschreckend. Etwas Ähnliches war ihr noch nie passiert. Nicht, dass sie alle Selbstbeherrschung und Kontrolle plötzlich verloren hätte, alles hatte sich nur auf ein anderes Niveau bewegt, auf dem sie das Gefühl hatte, sich von außen betrachten und ihre Bewegungen wie die einer Marionette steuern zu können. Als sie sich ganz vorne auf den Steg setzte, schwindelte ihr, und sie sah ein, dass der Schlafmangel und übertriebene Alkoholkonsum der letzten Tage auch etwas mit ihrer Gemütslage zu tun hatten.
    Ein Karomuster sich begegnender Wellen und Strömungen schwappte auf der Wasserfläche und spiegelte den Himmel über der schwarzen Tiefe. Sie starrte ins Wasser und dachte darüber nach, wie es wohl sein würde, sich ins Dunkel zu stürzen und einfach auf den Grund sinken zu lassen. Alle Verantwortung und alle Trauer hinter sich zu lassen und sich der totalen Auflösung hinzugeben.
    »Seid ihr jetzt mit den Aufnahmen fertig?«, hörte sie eine Stimme neben sich. Ihr war nicht aufgefallen, dass Peder nur einige Meter von ihr entfernt auf einer Bank saß.
    »Ja, jetzt ist das vorbei«, antwortete Helena mit schwacher Stimme. »Bald können wir nach Hause fahren.«
    »Dann kann ich mich ja vielleicht mit Caroline unterhalten«, sagte er und stand auf.
    »Du … das würde ich nicht empfehlen«, erwiderte Helena. »Du weißt, warum.«
    »Ich würde diesem schmierlockigen Schwein gerne die Fresse polieren«, zischte Peder.
    »T u das«, seufzte Helena. »Er ist nicht gerade der athletische Typ. Du schlägst ihn sicher k. o. und hast damit alle Probleme gelöst.«
    »Ich kann Raoul einfach nicht ab.«
    »Aber Peder«, meinte Helena und wandte sich an ihn. »W ie klug war es eigentlich, hierherzukommen? Du solltest vielleicht etwas diskreter sein. Schon allein Louises wegen.«
    »Jemand muss Raoul in die Schranken weisen. Er ist ein verdammter Don Juan«, sagte Peder und schob das Kinn vor. »Das musst du ja wissen.«
    Sie sah ihn durchdringend an. »Du redest auch nur Unsinn.«
    »Und du bist eine Heilige, was?«
    »Und du bist genau der Richtige, der sich so einen Kommentar leisten kann.« Sie lachte höhnisch und fuhr dann fort. »Peder, Peder, du wirst dich doch wohl nicht in Caroline verliebt haben.«
    Peder lachte bitter. »Du kannst mich mal, Helena.«
    »Doch, doch, etwas scharf auf sie bist du schon. Aber sie hat nur Augen für einen. Das weißt du.«
    »Ich interessiere mich nicht im Geringsten für Caroline. Ob du es glaubst oder nicht, aber die beiden eiskalten Schwestern sind nichts für mich. Ich kann es nur bedauern, dass ihr Louises Vertrauen missbraucht und sie hintergangen habt.«
    Helena

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