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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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kann auf sich selbst aufpassen.«
    Ja, das konnte sie. Das wusste Sykes genauso gut wie jeder andere. Seltsam, dass er trotzdem den Beschützer rauskehrte.
    Ronnie nickte dankbar für den Rat und die Unterstützung, schnappte sich ihr Bier und schob sich bis zur hinteren Ecke vor. Die meisten Tische waren besetzt – an einem wurde gerade eine Crackpfeife herumgereicht, wenn sie sich nicht irrte –, und sie erhielt nicht wenige anzügliche Einladungen sowohl von Männern als auch von Frauen.
    Als sie ihr Ziel erreichte, verstummten der tätowierte Gangster und seine zwei Kumpel in ihrem Gespräch und sahen zu ihr hoch. Der Kerl links von ihm runzelte finster die Stirn. Der rechts warf ihr lüsterne Blicke zu. Der Gator schenkte ihr lediglich ein breites Lächeln, bei dem weiß schimmernde Zähne zum Vorschein kamen, die anscheinend spitz zugefeilt waren. Ronnie fragte sich unwillkürlich, ob er mit der ganzen Nummer vielleicht irgendwie überkompensierte, dass er in anderer Beziehung
zu kurz
gekommen war …
    »Na, willst du ’n bisschen Spaß?«, fragte er. »Für ’ne heiße Tussi wie dich mach ich immer was locker.«
    Innerlich zog sie eine Grimasse, aber es gelang ihr, eine freundliche Miene zu bewahren. »Man nennt dich den Gator, stimmt’s?«
    »Stimmt. Soll ich dich fressen?« Er ließ seine Aufmerksamkeit zu ihrem Ausschnitt sinken und leckte sich gierig die Lippen.
    »Später vielleicht. Jetzt will ich erst mal nur mit dir reden.«
    »Wie wär’s, wenn er redet und du ihm seinen dicken Schwanz lutschst«, sagte der Typ links.
    Der Gator warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Halt’s Maul. Mit dir redet keiner.«
    Ronnie lächelte ihn an.
Welch edelmütiger Ritter.
»Würde es dir was ausmachen, wenn ich mich für ein, zwei Minütchen zu dir setze?«
    Er überlegte, ohne sie aus den Augen zu lassen. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihren Brüsten, und dann weiter hinunter zu ihrer Taille und ihren jeansbekleideten Beinen. Schließlich brummte er dem widerlicheren der zwei Spießgesellen zu: »Besorg mir einen neuen Drink.« Dann dem anderen: »Und du hilfst ihm. In fünf Minuten seid ihr wieder da.«
    Seine beiden Lakaien grummelten, standen aber auf und drängten sich mit bedrohlichen Blicken an ihr vorbei. Als hätten sie Angst, die kleine Ronnie würde ihrem großen bösen Boss wehtun.
    Sie hatten allen Grund dazu. Ronnie konnte diesen dürren Kasper in seine Einzelteile zerlegen, bevor sie überhaupt von der Bar wieder zurückkamen. Doch dafür war sie nicht hierhergekommen, egal wie befriedigend sich das anfühlen würde.
    Der Gator rutschte auf der Sitzbank beiseite und klopfte neben sich aufs Polster. Ronnie setzte sich, spürte, wie sich seine Hand auf ihren Schenkel legte, und flüsterte: »Ich bin ein Bulle.«
    Die Finger gruben sich tief in ihr Fleisch. Tiefer. Und noch tiefer.
    »Du hast wohl den Arsch offen!«
    »Ich komme nicht vom L.A.P.D. Mein Revier liegt fünftausend Kilometer weit weg. Ich bin nicht hier, um dir irgendwelchen Ärger zu bereiten. Ich will nur über Angelo reden.«
    Sein Griff löste sich ein wenig. Aber die Hand verschwand nicht. Im Gegenteil, sie rutschte höher.
    »Angelo Ortiz?«
    Sie nickte. »Ich will bloß herausfinden, wer ihn umgebracht hat, mehr nicht. Irgendwer meinte, du wüsstest vielleicht irgendwas über irgendwelche Drohungen, die er erhalten hat.«
    »Und warum zum Teufel sollte ich dir was erzählen?«
    »Ich hab gehört, Angelo war dein Freund … und dein Mentor.«
    »Ja, das stimmt auch. Er war wie ein Bruder für mich.«
    Das nahm sie ihm sofort ab. Als Mörder hatte er ihr nie richtig ins Konzept gepasst, denn einer wie er würde seine Drecksarbeit entweder selbst erledigen oder von seinen eigenen Leuten durchführen lassen. Warum sollte er einen Polizisten oder sonst jemanden, der zufällig am OEP teilnahm, anheuern, um einen Mord für ihn zu begehen? Wo bliebe da der Spaß für ihn, der sich offensichtlich gern selbst die Hände schmutzig machte? Ganz abgesehen davon, dass sein ganzes Auftreten darauf abzielte, andere einzuschüchtern und ihnen Respekt einzuflößen – warum hatte er dann nicht durchsickern lassen, dass er sich bis zur Spitze hochgemordet hatte?
    »Also noch mal. Warum zum Teufel sollte ich dir irgendwas erzählen?«
    Ronnie begriff. Es gab das Recht des Gesetzes, und es gab das Recht der Straße. Plötzlich ahnte sie, dass der Gator sein eigenes Netz von Leuten hatte, die nach Informationen über Angelos Mörder

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