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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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sich umzudrehen: »Trödel doch nicht so, du kleine Nichte« in den Nachthimmel. Frank wunderte sich ein bißchen, daß Chrissie so hartnäckig versuchte, an Karl dranzubleiben, sie könnte doch auch alleine gehen, wenn sie ihn für einen Arsch hält, dachte er, oder mit mir, dachte er, obwohl, eigentlich kennen wir uns ja überhaupt nicht, dachte er, da wäre es komisch, wenn sie mit mir ginge, ohne daß Karl dabei wäre, obwohl, irgendwie scheint das auch egal zu sein, dachte er, hier kennt ja offensichtlich sowieso keiner keinen, dachte er, sie wissen ja nicht einmal, wo Freddie ist, obwohl sie alle seine Freunde sein wollen oder was, und vielleicht, dachte er, will sie ja wirklich eigentlich mit mir gehen und muß sich dann bloß deshalb so beeilen und Karl beschimpfen, weil ich an Karl dranbleiben will, was dann irgendwie ziemlich ungerecht wäre, dachte er, und dann rief Chrissie wieder »Renn doch nicht so, du Arsch«, und Karllachte wieder und rief» Trödel doch nicht so, du kleine Nichte« in das Eisengeflecht der Hochbahnbrücke, und irgendwie, dachte Frank, ist dann ja auch mal alles scheißegal, und dann kamen sie auch schon vor der Zone an, aber Kar! kümmerte sich nicht darum, er marschierte an dem Hofeingang, über dem groß das Wort “Zone« auf ein Bettlaken gesprüht war, und in dem sich ein Haufen Leure drängelte, vorbei.
    »Ich denk, wir gehen in die Zone«, schrie Chrissie, die vor dem Eingang stehengeblieben war, hinter ihnen her, »Kar!, du Arsch, ich denke, wir gehen in die Zone!«
    »Bin gleich wieder da, kleine Nichte!« rief Karl. »Das ist das Problem mit den Verwandten von Erwin«, sagte er zu Frank, der jetzt zu ihm aufgeschlossen war. »Die sind genau wie Erwin. Auf diese Weise hat man nie Feierabend irgendwie !«
    Er betrat einen Döner-Imbiß und begrüßte den Besitzer mit Handschlag. »Gib mal erst mal eine Palette«, sagte er zu ihm.
    Der Imbißmann nickte und reichte ihm eine Palette Dosenbier über den Tresen. Kar! gab ihm Geld, und sie gingen wieder auf die Straße.
    »Was willst du denn damit?« fragte Frank.
    »Ist für Klaus«, sagte Karl. »Erklär ich dir später. Wo ist denn Chrissie jetzt schon wieder?«
    Sie fanden sie nach kurzem Suchen in der Menge vor dem Eingang der Zone.
    »Ist ausverkauft«, sagte Chrissie.
    »War doch klar«, sagte Karl. Er ging voran und drängelte sich durch die Leure bis zum Einlaß, wo er die Türsteher mit »Hallo Jungs!« und »Nachschub für Klaus!« begrüßte, woraufhin sie ihn durchließen und, nachdem er »Die wollen auch zu Klaus, haha!« hinzugefügt hatte, auch Frank und Chrissie.
    »Verdammtes Hippiepack« , sagte Kar!, als sie durch waren und unter seiner Führung einen Innenhof durchquerten. »Die wollen und wollen das einfach nicht kapieren!«
    »Was jetzt? Welches Hippiepack? Die Leute vom Einlaß?«
    »Nein, die anderen, die da herumstehen und reinwollen. Was sind das für Leute? Was stehen die da rum? Worauf warten die? Sind die blöd?«
    Er steuerte auf eine Tür zu, hinter der, das konnte man auch hier draußen gut hören, ordentlich laut Musik gemacht wurde. Kar! öffnete sie, und sie standen vor einer Wand aus Menschen, die ihnen den Rücken zukehrte und auf Zehenspitzen stand.
    »Und ob das ausverkauft ist!« brüllte Kar! gegen die Musik an. »Wir müssen erstmal zu Klaus!«
    Sie warfen sich in den Saal, und Chrissie verschwand gleich irgendwo im Gewühl. Frank blieb bei Kar!, und der zeigte nach vorn und rief: »Schau mal, da spielen ja schon Dr. Votz!«
    Frank schaute auf die Bühne. Da arbeiteten sich fünf oder sechs Musiker an der Musik ab, genau war das nicht zu erkennen, es ging da ziemlich drunter und drüber, vielleicht waren es auch nicht alles Musiker, einige spielten In strumente, aber da war auch einer, der nur rechts am Bühnenrand stand und mit beiden Armen in die Menge hineindirigierte, die ihn mit Bierdosen bewarf, während neben ihm der Sänger mit heruntergelassener Hose in sein Mikrofon brüllte.
    »Welcher ist P. Immei?« fragte Frank.
    »Der Sänger«, schrie Karl. »Gleich zeigt er seinen Geni talschmuck! «
    »Seinen was?« schrie Frank.
    »Seinen Pimmel-Ohrring. Er hat emen Ohrring im Pimmel, den zeigt er gleich, das macht er immer irgendwann! « schrie Karl.
    In diesem Moment taumelte der Bassist von hinten gegen den Sänger, der dadurch fast von der Bühne fiel. Der Sänger drehte sich um und schlug den Bassisten mit der Faust ins Gesicht, der taumelte ein paar Schritte zurück und spielte

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