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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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polymorph-pervers?«
    »Ist doch scheißegal, irgendwas mit Windeln und so.«
    »Quatsch«, sagte Frank, obwohl er es auch nicht so genau wußte. »Irgendwas mit Freud.«
    »Ihr seid doch bloß Wichser«, sagte Chrissie.
    Der Mann brachte Gyros mit Krautsalat für Frank, Backkartoffeln für Chrissie und eine riesige Vorspeisenplatte für Karl.
    »Können wir schon mal den Ouzo haben?« sagte Karl.
    »Welchen Ouzo?« sagte der Mann.
    »Den Ouzo, den es immer am Ende gibt, den Umsonst-Ouzo, können wir den jetzt schon mal haben?«
    »Ouzo umsonst gibt es nur am Ende«, sagte der Mann. »Sonst ergibt das keinen Sinn, das hatten wir doch schon mal.«
    »Aber und ob das Sinn macht. Wie soll man sowas essen, wenn man vorher keinen Ouzo trinkt?«
    »Willst du Ouzo? Kein Problem.«
    »Klar, drei Ouzos. Aber die Umsonst-Ouzos.«
    »Bist du Student oder was?«
    »Nein, okay, dann einfach drei Ouzos!«
    »Drei Ouzos, kommt sofort.«
    »Und wir brauchen noch mehr Retsina«, riefKarl ihm hinterher und schwenkte die noch halbvolle Kanne, daß es spritzte. Dann goß er ihnen wieder ein. »Du hast ja einen ganz schönen Zug drauf«, sagte er zu Chrissie, deren Glas leer war. »Nicht schlecht für dein Alter.«
    »Haha!« sagte Chrissie. »Sehr witzig. Das ist außerdem Kiefernharz, was da in dem Retsina drin ist.« »Und woher willst du das wissen?«
    »Aus der Schule.«
    »Was ist das denn für eine Schule? Die AlkoholikerOberschule, oder was?«
    »Ich war auf der Hauswirtschaftsfachschule.«
    »Was ist das denn für eine Hauswirtschaft, wo man sowas wissen muß?!«
    »Ist doch egal, du hast doch sowieso keine Ahnung.«
    »Naunynstraße«, sagte Frank, »da kenn ich einen, der wohnt da jetzt in einem besetzten Haus, der ist aber kein Hippie, der ist Punk.«
    »Punks sind auch Hippies«, sagte Kar! und stach mit der Gabel in verschiedene Vorspeisen hinein. »Hier, die Weinblätter müßt ihr mal probieren.« Dann begann er, wahllos alles in sich hineinzustopfen.
    Frank nahm ein gefülltes Weinblatt von dem Vorspeisenteller und aß es auf.
    »Und? Wie ist es?« sagte Kar!.
    »Weiß nicht«, sagte Frank. »Ist das ein besetztes Haus, wo die da drin sind in der Naunynstraße? Diese ArschArtLeute?«
    »Wie man’s nimmt, egal, das sind doch alles Hippies.«
    »Wenn das Punks sind, dann sind das doch keine Hippies«, sagte Chrissie.
    »Da steht irgendwo ArschArt dran«, sagte Kar! mit vollem Mund. »Die haben da auch so ein Transparent draußen.«
    »Steht da irgend was mit Oktopus drauf?«
    »Was weiß ich denn, was da draufsteht, die schmieren ja immer alles voll, die Hippies, und Transparente hängen auch überall. Irgendwie eklig. Nehmt noch mehr von den Weinblättern, ich mag die nicht so gerne.«
    »Wieso sind das Hippies, wenn das Punks sind?« blieb
    Chrissie hartnäckig und hielt dazu anklagend eine aufgespießte Kartoffel in die Luft. »Du redest doch nur Scheiße!«
    »Das ist halt so, da kann ich mich jetzt nicht mit dir drüber streiten, Chrissie, ich muß das Zeug hier aufessen, bevor der mit dem Giuwetsi kommt. Nimm du auch mal so ein Weinblatt, du bist doch mehr so der vegetarische Typ!«
    »Das wär natürlich der Hammer«, sagte Frank, »wenn Woll i im Hinterhaus wohnt, wo mein Bruder vorne die Werkstatt hat.«
    »Jeder wohnt irgendwo im Hinterhaus, wo irgendeiner vorne die Werkstatt hat. Außer, daß es meist umgekehrt ist«, sagte Karl, »ah, da kommt ja schon das Meisterwerk! Und heiß ist das!«
    Der Wirt brachte eine dampfende Auflaufform und stellte sie vor Karls Teller ab. »Giuwetsi!« sagte er. »Und Ouzo!« Er öffnete seine rechte Faust über dem Tisch, und drei Ouzogläser landeten wackelnd neben dem Aschenbecher. »Daran hat er jahrelang geübt«, sagte Karl. Er fuhrwerkte mit der Gabel in einem großen Haufen Reisnudeln herum und zog darunter einige Fleischbrocken hervor. »Was für Genies denken sich bloß so ein Essen aus?!! Wollt ihr auch was?«
    Frank verneinte, aber Chrissie sagte: »Ja logo!«
    Sie hielt ihm den kleinen Teller hin, auf dem ihre Backkartoffeln gewesen waren, und Karl tat ihr ein Stück Fleisch und einige Nudeln drauf. »Die Nudeln sind gut«, sagte sie. »Ich will noch mehr von den Nudeln.«
    »Hat dir dein Onkel Erwin nicht beigebracht, daß man >möchte< sagt, statt >will    »Nein.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Karl schaufelte Chrissie so lange Reisnudeln auf den Teller, bis sie links und rechts herunterfielen. “Übrigens, von wegen ArschArt-Galerie: Die kannst du gleich

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