Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
festhielten und ihn vorsichtig und dabei beruhigende Worte sprechend von Karls Jacke lösten. Martin hatte sich auch bereits ausgekotzt, er hockte auf dem Gehweg und atmete schwer. Karl zog seine Jacke aus und ging damit zu einer großen, alten Wasserpumpe auf der anderen Straßenseite. Er pumpte, bis Wasser kam und wusch dann, so gur es ging, seine Jacke damit aus, »Kann mal jemand anders pumpen, ich kann nicht beides gleichzeitig«, brüllte er über die Straße hinweg, »wenn ihr mir schon den Scheißkerl auf den Rücken kotzen laßt, dann könnt ihr wenigstens auch mal pumpen!«
    »Der muß auch saubergemacht werden«, sagte Chrissie zu Frank und zeigte dabei auf Martin. »So kann man den doch jetzt nicht weiter mitnehmen, da muß der doch erstmal saubergemacht werden!«
    »Er hat nicht viel abgekriegt, das ging alles daneben«, sagte Frank.
    »Alle Mann an die Pumpen«, riefKarl von drüben und lachte. »Chrissie, du Rose von Württemberg, nun bring schon den Dödel rüber, wir machen ihn sauber!«
    »Los«, sagte Chrissie. Sie faßte Martin auf der einen und Frank faßte ihn auf der anderen Seite unter, und irgendwie gelang es ihnen, Martin zum Stehen zu bringen. Er schwankte zwar, aber er stand. Und er glotzte Frank an.
    »Das ist Frank«, sagte Chrissie. »Wir machen dich jetzt mal sauber.«
    Martin sagte gar nichts.
    »Wenn man nicht alles selber macht«, sagte Karl, der plötzlich wieder neben ihnen stand. Er nahm Martin bei der Hand und zog ihn über die Straße zur Wasserpumpe. Frank und Chrissie gingen mit und stützten ihn seitlich ab. »Jetzt pump aber wenigstens mal, Chrissie!« sagte Karl vorwurfsvoll. »Das war doch alles deine Idee, da kannst du doch wenigstens mal pumpen!«
    Chrissie pumpte, und Karl hielt den dabei heftig zappelnden Martin mit eisernem Griff unter das gurgelnde Wasser. Martin schrie auf und verschluckte sich, und Chrissie hörte auf zu pumpen und schrie Karl an, »Hör auf, du Arsch, du quälst ihn doch!« schrie sie, und Karlließ Martin los, und der hielt sich an der Wasserpumpe fest und hustete, und Karl sagte: »Wenn er so hustet, dann kotzt er gleich wieder«, aber Martin kotzte nicht, sondern sagte nur erstaunlich deutlich und nüchtern: »Karl Schmidt, du alter Arsch!«
    »Martin, wieder bei uns?!« sagte Karl.
    »Ja«, sagte Martin und sah sich um. »Wo sind wir hier eigentlich? «
    »Adalbertstraße«, sagte Kar!. »Wir wollten dich nach Hause bringen, in der Zone haben sie Feierabend gemacht.«
    “WO ist mein Baß?«
    »Keine Ahnung, mußt du Immel fragen.«
    »Ah…« Martin schaute an sich runter. »Das sieht aber scheiße aus, was ist das?«
    »Kotze! Und Wasser!«
    »Tja… - Kannst du mal pumpen«, sagte Martin zu Chrissie, die er bisher überhaupt nicht beachtet hatte.
    Chrissie pumpte. Martin hielt nacheinander einen Arm und einen Stiefel unter das Wasser und rubbelte daran herum. »Das bringt nichts«, sagte er schließlich. »Ich muß erstmal nach Hause.«
    »Da wollte ich dich gerade hinbringen!« sagte Kar!.
    »Wir!« sagte Chrissie. »Wir wollten ihn hinbringen. Du wolltest ja eigentlich wohl gar nichts!«
    »Hm«, sagte Martin. »Mir ist aber immer noch komisch!« Dann tat er einen Seufzer und sank geschmeidig zu Boden wie eine Marionette, der einer die Fäden gekappt hatte.
    »Scheiße«, sagte Kar!. »Möchte mal wissen, was der genommen hat!« Er beugte sich über ihn und fühlte seinen Puls. »Der ist aber okay. Jetzt bringen wir den mal nach Hause, das fängt jetzt echt an, mich zu langweilen.«
    »Ihr seid doch alles Wichser!« sagte Chrissie und ging davon.
    Kar! sah ihr nach. »Aber wir doch nicht!« rief er nach einer kurzen Denkpause. »Jedenfalls nicht der hier und ich«, setzte er hinzu und zeigte dabei auf Frank und sich selber, aber sie hörte ihn nicht oder wollte ihn nicht hören. »Jetzt ist sie sauer«, sagte Kar!. »Und alles nur wegen dem hier!«
    »Ich nehm ihn jetzt mal wieder«, sagte Frank, »und dann sollten wir das vielleicht endlich mal zu Ende bringen hier.«
    »Ja«, sagte Karl. Er packte Martin und legte ihn Frank auf die Schulter. »Wird Zeit für ein Bier irgendwo! «
    Schließlich standen sie vor demselben Haus, vor dem Frank Wolli abgesetzt hatte.
    »Ist das das Haus von der ArschArt-Galerie?« sagte Frank.
    »Das ist das Haus der ArschArt-Galerie!« sagte Karl.
    »Mein Kumpel wohnt da im Hinterhaus, das ist ein besetztes Haus«, sagte Frank.
    »Soso«, sagte Karl.
    Das Haus war so dunkel wie zuvor, und Frank konnte auch

Weitere Kostenlose Bücher