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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Bruder.«
    P. Immel schwieg wieder und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Denk nicht drüber nach, was du jetzt wieder für einen Witz ablassen kannst, Immel«, sagte Karl, »sag einfach >nöweißnicht< oder sowas, und dann hat sich das!« Martin, der Bassist, bewegte sich und rutschte langsam von der Musikbox herunter. Karl hielt ihn fest, ging in die Knie und hievte ihn sich wieder auf die Schulter.
    »Nö, weiß nicht«, sagte P. Immel. »Aber wenn du ihn siehst, dann sag ihm mal schöne Grüße, und er soll endlich seinen Plunder abholen, sonst schmeiß ich das Gelump auf die Straße.«
    »Was ist denn los mit dir, Immei?« sagte Karl. »Bist du gerade aufm Haßtrip oder was?«
    »Ich nicht, eher Freddie«, sagte P. Immel. »Freddie will doch mit der ArschArt nichts mehr zu tun haben. Hat gesagt, … - ach scheiß drauf, was einer wie Freddie sagt. Und seinen Scheiß hat er auch nicht mehr abgeholt!«
    Das Lied hörte auf, und P. Immel beugte sich wieder über die Musikbox. »Soll ich Freddie Quinn jetzt spielen? Junge, komm bald wieder oder was?«
    Da lachten wieder alle, und wieder wurde P. Immel auf die Schulter geklopft. Er hob beide Fäuste wie ein siegreicher Boxer und drehte sich tänzelnd um die eigene Achse.
    »Wann bist du morgen da?« fragte Frank.
    »Was?«
    »Wann du morgen da bist?« sagte Frank. »Ich hole morgen seinen Scheiß ab, wann bist du da?«
    »Am Nachmittag«, sagte P. Immel, noch immer mit in die Luft gereckten Fäusten. »Nicht vor fünf, bitte. Und woher soll ich wissen, daß du überhaupt sein Bruder bist?«
    »Ich habe einen Ausweis!« sagte Frank.
    »Das sagt gar nichts, Lehmanns gibt’s doch wie Sand am Meer.«
    »Ich bin morgen da«, sagte Frank, »um fünf.«
    »Was ist mit Bosbach«, mischte sich Kar! ein. »Willst du den jetzt haben oder nicht?«
    »Niemand will Bosbach haben«, sagte P. Imme!, und wieder freuten sich seine Bewunderer. »Nicht mal Bosbach will Bosbach haben. Darum macht der sich ja auch immer so breit, damit er sich selber ankotzen kann!«
    Er drehte sich um und machte sich wieder an der Musikbox zu schaffen, und als Frank und Kar! und mit ihnen der bewußtlose Martin Bosbach auf dem Weg nach draußen waren, erklang >Mein Freund der Baum<, und Frank sah noch, als er die Tür schloß, wie sich die Lippen einer alten Frau, die ihnen nachschaute, synchron dazu bewegten.
    »Willst du da wirklich morgen hin?« sagte Kar!, als sie wieder draußen vor der Mauer standen, unschlüssig, was nun zu tun war.
    »Ja klar«, sagte Frank. Neben dem Kneipeneingang war ein Zigarettenauromat, und er dachte, daß es eine gute Idee sein könnte, mal eigene Zigaretten zu haben.
    »Wenn da wirklich noch Skulpturen von Freddie rumstehen, dann kriegst du die da nicht so einfach weg, das sind riesige Dinger zum Teil, und alle aus Metall und Schrott und so, das kriegst du da alleine gar nicht raus.«
    »Schon klar«, sagte Frank. »Kann gut sein.«
    »Was soll das dann? Ich meine, du brauchst dich nicht um Freddies Sachen zu kümmern, das ist dann irgendwie auch mal sein Bier.«
    »Ich glaube«, sagte Frank und kramte in seinen Taschen nach Geld für Zigaretten, »ich glaube, man sollte mit P. Immel nochmal reden. In Ruhe. Und wenn nicht so viele Leute dabei sind.«
    »Hm …«, sagte Karl.
    »Bei manchen Leuten ist das so«, sagte Frank, »mit denen kann man nicht reden, wenn andere Leute dabei sind, da ist es besser, wenn man die mal alleine erwischt. Ich kannte mal einen bei der Bundeswehr …« - er brach ab. Bundeswehrerfahrungen haben hier wahrscheinlich nicht viel Gewicht, dachte er, und warf drei Mark in den Zigarettenautomaten. Erst denken, dann reden, ermahnte er sich. »Was soll ich denn hier mal ziehen?« wechselte er das Thema.
    »Nimm die da«, sagte Karl und zeigte auf eine der Schubladen. »Die nehme ich immer.«
    »Okay.«
    Frank zog die Zigaretten, öffnete die Packung und hielt Karl eine hin.
    »Danke«, sagte Karl. »Und was machen wir jetzt mit Bosbach?«
    »Keine Ahnung, vielleicht sollten wir ihn mit zu uns nehmen«, schlug Frank vor.
    »Und was sollen wir da mit ihm?«
    »Keine Ahnung, man könnte ihn Chrissie übergeben.«
    »Übergeben ist das richtige Wort bei dem«, sagte Karl und hievte den Mann vorsichtig von einer Schulter auf die andere. »Auf jeden Fall will ich noch nicht nach Hause. Da muß man für Bosbach irgendeine Zwischenlösung finden.«
    Er dachte kurz nach.
    »Vielleicht solltest du ihn mal wieder nehmen«, sagte er dann.
    »Nein,

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