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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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versuchte, Martin irgendwie auf die Schulter zu kriegen, aber der Dr.- Votz-Bassist war sehr elastisch in seinem Rausch und auch an seiner Kleidung nicht leicht zu packen, und so rutschte er immer wieder auf den Boden, bis Frank schließlich zu Hilfe eilte und sie ihn gemeinsam auf Karls Schulter wuchteten.
    »Erst Klaus mit seinem Scheißblut und jetzt Bosbach als Punkleiche«, sagte Karl, »der wird mich vollkotzen, ich sag’s euch! Keine Ahnung, warum ich mir das antue, Chrissie, du Barbiepuppenpunkerin!«
    »Ich kann ihn auch nehmen«, sagte Frank, »ich hab das mal gelernt.«
    »Wo lernt man denn so einen Scheiß? Auf der Punkt rageschule?« Karllachte.
    »Vielleicht sollte man dann mal gehen«, sagte Frank.
    »Der wird mich vollkotzen, ich sag’s euch!« sagte Kar!.
    »Ist ja nicht weit«, sagte Chrissie.
    »Der wird mich vollkotzen «, sagte Kar!.
    »Entweder du gibst ihn jetzt mir«, sagte Frank, »oder du siehst die Sache mal etwas optimistischer!«
    »Okay«, sagte Karl. »Dann nimm du ihn. Optimistischer kann ich nicht!«
    Frank ließ sich Martin von Karl auf die Schulter laden.
    »So sieht das also aus, wenn einer das gelernt hat, ja!« sagte Karl, als das getan war. »Sieht genauso aus wie bei mir. Ich bin ein Naturtalent, wie’s scheint.«
    »Können wir jetzt mal gehen?!« sagte Chrissie.
    »Willst du ihn lieber tragen, Chrissie?« sagte Kar!.
    »Was willst du denn, du trägst ihn ja nicht«, sagte Chrissie. »Er trägt ihn ja«, sagte sie und zeigte auf Frank.
    Frank wunderte sich unterdessen, wie leicht Martin war, er war wohl viel dünner, als es in seiner Lederjacke den Anschein gehabt hatte. »Okay, gehen wir«, sagte er, »ihr müßt mir aber zeigen, wo’s langgeht! «
    »Das«, sagte Karl und klatschte mit der Hand auf Martins Hintern, »ist sowieso meine Lieblingsbeschäftigung!«
8.  JUNGE, KOMM BALD WIEDER
    Nach einiger Zeit wurde Frank der betrunkene Baßspieler dann doch etwas schwer, und er wechselte ihn auf dem Weg zur Naunynstraße mehrmals mit Karls Hilfe von der linken auf die rechte Schulter und umgekehrt, bis er ihn schließlich in den ihm von seiner Grundausbildung her noch vertrauten Gamstragegriff nahm, das war am bequemsten, und er hatte sogar noch eine Hand frei dabei, aber es sah sicher komisch aus, weil sich Martin dabei um Franks Hals schmiegte »wie eine Punkstola«, wie Karl es nannte, der sich darüber gar nicht mehr einkriegte, sondern sich, neben Frank hergehend, vor Lachen krümmte und immer wieder »Punkstola, Punkstola« sagte, bis es Chrissie, die hinter ihnen ging und dabei stets einen gewissen Abstand hielt, zuviel wurde und sie ihn zur Ordnung rief mit dem Worten, nur Vollidioten würden sich über ihre eigenen Witzen beölen, statt dessen könne Karl doch Frank lieber mal ablösen, was Karl Frank dann auch sofort anbot, »Ich nehm den jetzt auch mal«, sagte er, obwohl Frank ihm versicherte, es sei alles in Ordnung, das sähe jetzt zwar blöd aus, aber so trüge sich der Dr.-Votz-Bassist eigentlich ganz einfach und bequem, aber das ließ Karl nicht gelten, »Ich will auch mal ‘ne Punkstola«, sagte er und mußte wieder lachen, und alles, worüber sich Frank noch wunderte, war, wie wenig Aufsehen sie dabei auf der Straße erregten, die Leute, von denen in dieser kalten Mittwochnacht erstaunlich viele auf der Straße unter-wegs waren, liefen zuhauf an ihnen vorbei, ohne sie besonders zu beachten, und das gefiel ihm irgendwie, vielleicht kommt das hier ja öfter vor, als man denkt, dachte er, während Karl »Nun gib schon her«, sagte und Frank sich umdrehte und seine Last in Karls Arme gleiten ließ. Karl stand einen Moment lang nur so da und hielt Martin wie ein Baby vor der Brust und betrachtete dessen unruhig hin- und herpendelnden Kopf und sagte: »Mann, was der sich zusammenschnarcht«, und dann warf er ihn sich mit einem schnellen Schwung über die Schulter, woraufhin Martin mit dem Schnarchen aufhörte und zu husten begann, und nach einer Weile, Karl sagte gerade zu Frank: »Wie geht das jetzt mit der Punkstola?«, ging das Husten in ein würgendes Geräusch über und dann fing Martin an zu kotzen und Karlließ ihn fallen. Aber so einfach war das nicht, denn Martin war mittlerweile wach geworden und klammerte sich an Karls Jacke fest und kotzte immer weiter, während der panisch um sich schlagende Karl ihn abzuschütteln versuchte, »Jetzt geht das auch noch auf die Hose, verdammte Scheiße nochmal«, schrie er, während Chrissie und Frank Martin

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