Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
soll die denn mit dem scheiß Geld«, sagte Erwin gallig, »die kauft sich davon doch sowieso nur Barbiepup-pen.«
    »Leck mich, Erwin«, sagte Chrissie.
    »So möchte ich auch mal Onkel sein«, sagte Karl.
    »Hört mal, Leure, wir können uns doch einigen«, sagte H.R. »Schließlich wohnen wir zusammen«, rief er in sein Mikrofon. »Mein Gott, ist das alles stark, wenn das alles auf der Kassette drauf ist…«
    »Müßte die nicht mittlerweile voll sein? Muß man die nicht mal umdrehen?« sagte Karl.
    »Das macht dann also siebenhundertzweiundneunzig Mark Umsatz minus einhundertsechsundachtzig Mark sechsundfünfzig minus achtundvierzig minus zwanzig wegen Chrissie und minus hundert wegen Schmerzensgeld, da bleiben dann vierhundertsiebenunddreißig Mark und vierundvierzig Pfennig Gewinn, durch zwei, das sind dann zweihundertachtzehn Mark zweiundsiebzig pro Nase, immerhin.«
    »Immerhin, immerhin«, schnaubte Erwin. »Immerhin am Arsch!«
    »Ich kann das Geld gut gebrauchen«, sagte Frank und wunderte sich darüber, wie einfach das alles ging. »Du kriegst dann zweihundertachtzehn Mark zweiundsiebzig plus einhundertsechsundachtzig Mark sechsundfünfzig«, sagte er zu Erwin und reichte Chrissie zugleich einen Zwanzigmarkschein. »Aber wer nimmt das Schmerzensgeld für Klaus?«
    »Schmerzensgeld, so ein Quatsch!« sagte H.R. »Klaus ist eine schmerzfreie Daseinsform, das weiß doch jeder!«
    »Du hast den voll am Auge getroffen!« sagte Karl. »Der hat mir meine ganzen Klamotten vollgeblutet, wie ich den getragen hab. Ich mußte mich erstmal umziehen!«
    »Das nehm ich, das Geld für Klaus«, sagte Erwin. »Den anderen kannst du das nicht geben, die kaufen da bloß Drogen von. Ich geb’s ihm, oder besser noch, ich verrechne es mit dem, was er mir noch schuldet, ich muß mir das erstmal ausrechnen, das sind über fünf Paletten, das sind hundertzwanzig Dosen oder was, dann ist das schon mal ein Abschlag …«
    »Erwin ist ein Heiliger, wie es keinen zweiten gibt!« sagte Karl. »Wenn Erwin was Gutes tun kann, dann macht er das. Gerade auch wegen Klaus. Und Drogen, da weiß er nix von!«
    »Ich geb dir mal dein Geld«, sagte Frank zu Erwin, »die hundert für Klaus auch, das sind dann fünfhundertfünf Mark achtundzwanzig.« Er fummelte einen Batzen Scheine und einige Münzen aus seiner Hosentasche und zählte Erwin fünfhundertsechs Mark auf den Tisch.
    »Na, Erwin, was sagst du?!« rief Kar!. »Da hab ich dir ja wohl einen guten Mann besorgt.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und die Frau, die bei der letzten Gruppe gesungen hatte und von der Chrissie behauptete, sie hieße Edith, stand vor ihnen. Sie hielt sich mit beiden Händen am Türrahmen fest und rieflaut: »H.R., ich muß mal mit dir reden!«
    H.R. seufzte, stand auf, ging wortlos hinaus und schloß die Tür hinter sich und der Frau.
    »Und die heißt Edith, ja?« sagte Frank.
    »Kennst du die auch schon? Woher das denn? Von Freddie?« sagte Kar!.
    »Nein, Chrissie hat das gesagt«, sagte Frank.
    »Jetzt weiß ich auch wieder, woher ich die kenne, die war doch mit Freddie zusammen«, sagte Chrissie. »Bis neulich!«
    »Chrissie, du kleines Nichtenluder, was du alles schon wieder weißt…!« Karl schüttelte den Kopf. »Als wenn’s in der Bunten stehen würde!«
    »Bis wann denn?« sagte Frank.
    »Bis neulich«, sagte Chrissie. »Sag ich doch. Bis neulich.«
    »Was war denn neulich?«
    »Seit neulich«, sagte Karl, »ist sie mit H.R. zusammen.«
    »Warum das denn?«
    »Hör mal, das ist aber mal ‘ne Frage: Warum das denn?! Das sind Liebesdinge, da gibt es kein Warum, da gibt es nur Herzensentscheidungen, die kann man nicht so be-gründen.« Er lachte, verschluckte sich dabei am Rauch seiner Zigarette und hustete. »Ich muß mal eben aufs Klo, Leute!« Er stand auf und verschwand.
    »Ist okay wegen dem Geld«, sagte Erwin.
    »Was meinst du damit, okay?« sagte Frank. »Natürlich ist das okay!«
    »Ja, schon klar. Bist du eigentlich zu Besuch in Berlin, odet willst du länger bleiben? Ich brauch immer mal Leute für die Kneipen, die sind ja alle wie Hühner bei Gewitter, kaum daß man einen einstellt, sind zwei andere wieder weg!«
    »Ich weiß noch nicht«, sagte Frank, »endgültig kann ich das erst entscheiden, wenn ich Freddie gefunden habe.«
    »Wieso, was hat denn Freddie damit zu tun? Sowas kann man doch nicht von seinem großen Bruder abhängig machen!«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich es von ihm abhängig mache«, sagte Frank verärgert.

Weitere Kostenlose Bücher