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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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können.
    »Ja«, sagte Frank. »Du hast gerade eben damit angefangen.«
    »Ach so. Irgendwoher kenne ich dich aber, ich hab dich schon mal irgendwo gesehen. Aber ich komm nicht drauf.«
    »Jaja«, sagte Frank. »Was ich wissen wollte: Bis wann ging denn das mit seinen Sachen hier?«
    »Die Ausstellung? Die sollte eigentlich noch zugange sein, das ist jetzt eher eine Notlösung hier mit den Fimo-
    Sachen. Die Ausstellung von Freddie sollte eigentlich noch bis Ende November gehen«, sagte Almut. “Aber wir haben uns gestritten, und dann hat er sein ganzes Zeug abgeholt.«
    “Wie hat er das denn gemacht? Wie transportiert man denn diese Metalldinger? Ich hab gehört, die sind so groß und schwer!«
    “Das waren nur kleinere Sachen, die ich hier hatte. Er hat ja in letzter Zeit sowieso nur noch kleinere Sachen gemacht.«
    “Wieso habt ihr euch denn gestritten?«
    “Er wollte Vorschuß«, sagte Almut. Sie verschränkte die Arme und faltete sie wieder auseinander, dann drehte sie sich um, setzte sich an einen kleinen Schreibtisch in der Ecke und zündete sich eine Zigarette an. “Außerdem war es was wegen der Vernissage.« Sie rieb sich die Augen und lehnte sich zurück.
    Frank holte seinen neuen Tabak heraus, fummelte ihn aus der Zellophanhülle und drehte sich auch eine Zigarette, obwohl er keine besondere Lust aufs Rauchen hatte. Aber es ist immer noch besser, selbst zu rauchen, als den anderen nur dabei zuzusehen, dachte er.
    “Wegen der Vernissage?!« ermunterte er Almur, die nicht weiterredete, sondern ihn lieber bei seiner Zigarettendreherei beobachtete. “Streit!«
    “Ja, wir hatten ein Objekt in der Mitte des Raums auf einem großen Sockel stehen, da wo du jetzt ungefähr stehst«, sagte sie, “das war das zentrale Teil der Ausstellung, das sollte fünftausend Mark kosten. Das war ihm sowieso ganz wichtig, daß die Preise dranstanden, obwohl die ganzen Penner, die er da zur Vernissage geholt hatte, sowieso nichts kaufen würden, das war doch vorher klar! Na gut, ich hatte . wenigstens zwei Sammler aus Westdeutschland da, das hätte schon was werden können, aber dann schmeißt einer von seinen besoffenen Kumpels das Ding vom Sockel, das hatte ich gerade verkauft, naja, fast jedenfalls …«
    Sie beugte sich zur Seite und öffnete einen kleinen Kühlschrank.
    »Das wäre ja noch nicht so schlimm gewesen, aber das ist so typisch für diese ganzen Kreuzberger Nutten!« Sie holte eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und hielt sie Frank hin. »Mach mal auf«, sagte sie.
    Er steckte sich die endlich fertiggedrehte Zigarette in den Mund, ging zum Schreibtisch und nahm die Flasche. »Nicht den Korken, sondern die Flasche drehen, dann schäumt es nicht«, sagte sie. »Ich geh mal Gläser holen.« Sie verschwand in einem Hinterzimmer, und Frank fummelte das Metallpapier und die Spange vom Sektkorken. Sie hatte recht: Durch fleißiges Drehen der Flasche bekam er den Korken raus, ohne daß es überschäumte.
    Almut kam mit zwei Sektgläsern zurück, reichte ihm eins davon und setzte sich wieder hin. Frank goß die Gläser voll und setzte sich auf einen Stuhl an der anderen Seite des Schreibtischs.
    »Prost«, sagte sie und trank. »Wo war ich stehengeblieben?«
    Frank zündete sich die Zigarette an und nahm dann auch einen Schluck. »Das war nicht das schlimmste. Und Kreuzberger Nutten.«
    »Ja, genau.« Sie nahm noch einen Schluck. »Der Penner schmeißt jedenfalls das Ding runter, fünftausend Mark, und sagt zu Freddie: Entschuldigung. Und Freddie sagt: Schon gut, scheißegal!«
    »Ja und?« sagte Frank.
    »Scheißegal, laß liegen, sagt er!«
    »Ja nun, warum nicht?« sagte Frank und fühlte, wie der
    Sekt kalt und sauer seine Speiseröhre hinunterwanderte. Er trank schnell das Glas aus, damit es leer war. »Was sollte er denn sonst sagen?« fragte er.
    »Das war dieser kleine Scheißer gewesen, Karl Schmidt, das Riesenbaby, der hängt immer mit ihm rum, schmeißt der das Ding runter, und Freddie sagt: Scheißegal!«
    »Ja, aber wo ist das Problem? Ich meine, das war doch sein Ding, er hätte das ja auch wieder zusammenschweißen können, oder was?«
    »Mann, daneben stand ein Kunde, der wollte das kaufen! Ich erwarte ja nicht, daß Freddie den Heini verklagt, aber er kann sich doch mal ein bißchen zusammenreißen! Wenn ich für etwas fünftausend Mark haben will, und das macht einer kaputt, dann hat der etwas im Wert von fünftausend Mark kaputtgemacht, und wenn ich dann scheißegal sage, dann muß ich mich

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