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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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richtig sein, dachte er, oder sollte man das hinnehmen, vielleicht hat sie recht oder so, dachte er, er war verwirrt, der Sekt schliff jedem seiner Gedanken die Ecken rund, man sollte sowas vielleicht nicht trinken, wenn man gerade erst aufgestanden ist und noch nichts gegessen hat, dachte er und drehte sich eine neue Zigarette, scheiß auf Freddie, dachte er, natürlich hat sie recht.
    »Du bist nicht wie Freddie«, sagte sie.
    »Das hat meine Mutter auch gesagt«, sagte Frank.
    »Na die muß es ja wohl auch am besten wissen!«
    »Nein, nicht das, naja, das auch, aber ich meine, sie hat auch gesagt, daß Freddie nicht wegfahren würde, ohne daß alle wüßten, wohin und so. Ich meine, daß er das an die große Glocke hängen würde, was weiß ich denn…!«
    »Deine Mutter, ja?«
    »Ja.«
    »Was weiß die denn davon?«
    »Das ist auch Freddies Mutter. Die muß es ja wohl am besten wissen«, wiederholte Frank ihre eigenen Worte. Auch Almut ist gedanklich nicht mehr ganz so fit, dachte er.
    »Ach so, ja…« Sie goß die Gläser wieder voll. »Muß ich übersehen haben. Du bist nicht wie Freddie«, wiederholte sie.
    »Hat meine Mutter auch gesagt«, sagte Frank nach
    einem Schluck Sekt, der ging nun schon viel besser runter und tat auch nicht meht weh. Die neue Zigarette war jetzt fertig, und er zündete sie an. Alkohol trinken und rauchen, das ist keine schlechte Kombination, dachte er. Und auch mit Almut zu reden, gefiel ihm. Gefiel ihm sehr. Da muß man aufpassen, dachte er, wenn man da nicht aufpaßt, kommt man gar nicht mehr weg!
    »Du bist nicht so…«, sie tat, als suchte sie nach einem Wort, und bei der Gelegenheit trank sie ihr Glas leer, »… abgewichst. «
    »Soso«, sagte Frank und stand auf.
    »Und diese Edith war seine Freundin, oder was?« sagte Almut.
    »Ja«, sagte Frank. »Das sagen jedenfalls die anderen.«
    »Seit wann?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Scheiße, das hätte er mir auch ruhig mal sagen können, der Scheißkerl«, sagte Almut.
    »Wieso?« sagte Frank. »Ist das wichtig?«
    »Für dich nicht«, sagte Almut. »Gehst du jetzt?«
    »Ja.«
    »Wohnst du noch in Westdeutschland?«
    »Nein, ich bin jetzt hier.«
    »Freddie hat manchmal von dir erzählt«, sagte Sie. »Früher, als er mir noch was erzählt hat.«
    »Wann war das?« sagte Frank.
    »Das ist gar nicht mal so lange her. Warst du nicht beim Bund?«
    »Ja, aber damit bin ich jetzt durch.«
    »Bist du abgehauen?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?« sagte sie und kniff dabei die Augen zusammen.
    »Ja.«
    »Wie heißt du noch mal?«
    »Frank.«
    »Ich heiße Almut.«
    »Ich weiß.«
    »Woher?« fragte Almut mißtrauisch.
    »Von Karl und Erwin.«
    »Ich hab dich schon mal irgendwo gesehen«, sagte sie. »Ich weiß bloß nicht, wo. Was hast du mit deinem Gesicht gemacht?«
    »Bin hingefallen«, sagte Frank. »Und du hast wirklich keine Ahnung, wo Freddie sein könnte?«
    »Nein. Vorsicht!« rief sie, weil Frank, der sich etwas rückwärts bewegt hatte, dabei eine der Stelen berührt hatte.
    »Oh«, sagte Frank. »Scheiße, der Fimo-Hase, das könnte teuer werden.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte sie. »Wo Freddie ist, weiß ich nicht. Wenn du ihn siehst, grüß ihn mal von mir. Er soll mal wieder reinschauen. Du auch«, fügte sie beiläufig hinzu.
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Tschüss dann«, sagte Frank benebelt.
    »Mach’s gut. Viel Glück!«
    Als Frank durch die Tür ging, dingdongte es wieder im Hintergrund. Er drehte sich noch einmal um, aber Almut schaute gerade woanders hin.
    Vielleicht hätte man doch bleiben sollen, dachte er. Draußen war es jetzt ganz dunkel, und er ging zur nächsten Laterne und holte den Stadtplan raus, um seinen weiteren Weg zu bestimmen.
14.  JEDE MENGE SCHROTT
    Der Weg von der Dieffenbachstraße zur Naunynstraße war nicht weit, und Frank bekam trotz der Dunkelheit langsam ein Gefühl dafür, wie hier alles zusammenhing. Die Häuser sind groß und die Straßen breit, aber sie liegen eng beieinander, dachte er, als er zum zweiten Mal an diesem Tag, aber an einer anderen Stelle einen Kanal überquerte, der ihm ein wichtiger Orientierungspunkt in diesem fremden Gelände war, entweder ist man auf der einen oder auf der anderen Seite, dachte er, als er auf der Brücke innehielt, um zu verschnaufen und sich eine Zigarette zu drehen, einfacher geht’s nicht! Die Kälte, der Alkohol und die schlechte Luft setzten ihm zu, man hätte vielleicht doch erst etwas essen sollen, dachte er, als er den Kanal erst zur

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