Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
»Wo ist Klaus denn?«
    »Hier«, sagte Karl und zog Klaus zwischen ein paar Leuten hervor. Die Wunde, von der das Pflaster abgegangen war, sah schlimm aus, sie war ein langer, gezackter Riß, und der blutete ordentlich. Klaus war bleich, aber er grinste und machte ein Victory-Zeichen, und Karl rief: »Das Auto?«
    “Was?« sagte Frank.
    “Dein Auto. Du hast doch ein Auto, oder nicht? Kann ich dein Auto haben?«
    “Ach so, ja«, sagte Frank, und er sah aus den Augenwinkeln, daß die Leute jetzt, wo die große Aufregung wohl vorbei war, wieder Getränke wollten und fordernd gestikulierten. An das Auto hatte er schon lange nicht mehr gedacht, eigentlich seit dem ersten Abend hier nicht mehr, und wie lange war das nun schon wieder her, er wußte es gerade nicht, und es war ja auch egal, er stand jetzt hinter dem Tresen, und die Leute wollten was zu trinken, und scheiß auf das Auto, dachte er. Er kramte in seinen Taschen, fand irgendwo den Schlüssel und gab ihn Karl. Dann wollte er ihm beschreiben, wo das Ding stand, aber er wußte es gar nicht mehr so genau, und Katl sagte: »Ich hab’s gestern gesehen, bist du seitdem gefahren?«
    Frank schüttelte den Kopf, und er wunderte sich noch, woher Karl wußte, wie sein Auto aussah, aber dann riß ihn das Gezeter der Leute, die endlich was zu trinken haben wollten, aus seinen Gedanken.
    Als er wieder zu sich kam, waren zwanzig Minuten vergangen, in denen er unaufhörlich Getränke verkauft hatte, vor allem Flaschenbier, aber auch Softdrinks, einfache Cocktails wie Gin Tonic oder Campari-Orangensaft, die er frei nach Schnauze irgendwie zusammengepanscht hatte, dazu noch Mineralwasser und jede Menge Schnäpse. Mehrmals hatten Leute versucht, mit ihm ein Gespräch anzufangen, vor allem über die Preise, die er mal nach einem Blick auf die Karte, oft genug aber auch aus dem Gefühl heraus aufgerufen hatte, einige hatten auf Deckel trinken oder ihm erklären wollen, was genau sie sich unter einer Grünen Wiese und ähnlichem Kram vorstellten, aber da waren sie bei ihm an der falschen Adresse gewesen, er hatte sich auf sowas gar nicht erst eingelassen, er hatte keine Zeit für Gespräche und Erklärungen, er hatte nur rauschhaft und entfesselt Getränke zu verkaufen, aber nach zwanzig Minuten waren keine Gläser mehr da, und das Bier in den Kühlschränken und Kühlschubladen war auch fast alle, deshalb schaute er zum ersten Mal seit der Übernahme des Tresens richtig ins Publikum in der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht und damit Hilfe zu finden, aber er sah nur Marko, den taxifahrenden Nachbarn von oben, der schon seit einiger Zeit auf ihn einsprach, Frank hatte das nicht weiter beachtet, aber das war Marko wohl egal, er war mittendrin in einer Erzählung, die sich, wenn überhaupt an irgend jemanden, dann nur an Frank richten konnte, denn um Marko herum war es ziemlich einsam, er hat sich einen Platz im Niemandsland erlabert, dachte Frank, denn zwar war auch sonst die Kneipe jetzt etwas leerer, aber nirgendwo so leer wie um Marko herum, der an der zum Ausgang zeigenden, offenen Seite des Tresens stand und redete, was das Zeug hielt, immer in Franks Richtung. Frank ging etwas näher ran, um Kontakt aufzunehmen.
    »••• der Krümmer oder wie das nun heißt, ich sage mal: egal, da krieg ich jetzt sowieso keine Werkstatt ran, da kann ich auch gleich Feierabend machen, hab ich zu meinem Chef gesagt, und dann …«
    »Ja, ja«, sagte Frank, »hast du mal eben ein paar Minuten Zeit?«
    »Wozu denn? Klaro hab ich Zeit, hab ich doch gerade gesagt, ich habe ja zu meinem Chef gesagt, daß da nun ganz klar Feierabend ist, wenn die Karre nicht anspringt, dann steigt ja auch keiner ein, ich meine, was soll denn das, daß man dem das noch … «
    »Ja, ja«, sagte Frank, »kannst du mir dann mal kurz helfen?«
    »Klaro«, sagte Marko. »Was soll’s denn sein?«
    »Kannst du mal alle Flaschen und Gläser von den Tischen sammeln und rüberbringen?«
    »Und was hab ich davon?«
    »Ein Bier umsonst.«
    »Zwei Bier.«
    »Dann mußt du das aber nach dem zweiten Bier noch mal machen.«
    »Dann drei Bier.«
    »Okay«, sagte Frank.
    »Aber eigentlich meine ich mit Geld, wenn ich arbeiten sage«, sagte Marko.
    »Wie jetzt, wenn ich arbeiten sage«, sagte Frank. »Verstehe ich nicht.« Er ging wieder weg und bediente jemanden, der ihm schon seit einiger Zeit zuwinkte. Es war Jürgen von der ArschArt-Galerie.
    »Hast du mal ‘n Beck’s?« sagte Jürgen. »Was kostet das überhaupt?«
    »Wo ist

Weitere Kostenlose Bücher