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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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restaurierten viktorianischen Bungalow stand nichts weiter als Café. Howard hatte keine sonderlich hohe Meinung von der Macht der Werbung, und obwohl seine Anglophilie aus dem Herzen kam – er liebte alles, was britisch war, und war der Auffassung, daß die amerikanische Variante britischer Produkte dem Original immer auf irgendeine Weise unterlegen sei –, gab es in seinem Restaurant nicht die ansonsten übliche pseudobritische Ausstattung, mit der man am Ort die Touristen köderte. Die Speisekarte offerierte einfaches Essen zu angemessenen Preisen, und auch wenn in ihr Howards exzentrische Ader zum Tragen kam, so schreckte dies die Einheimischen nicht ab, bei ihm zu essen. Neben Brines Angelbedarf, Bootsausrüstungen und Erlesene Weine hatte H.P.'s Café die treuste Stammkundschaft in Pine Cove.
    »Raucher oder Nichtraucher?« fragte Jenny den jungen Mann. Er sah sehr gut aus, doch Jenny registrierte diese Tatsache nur beiläufig. Jahrelange Monogamie hatte sie dahingehend konditioniert, sich über solche Dinge keine weiteren Gedanken zu machen.
    »Nichtraucher«, sagte er.
    Jenny führte ihn zu einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants. Bevor er sich setzte, schob er den Stuhl ihm gegenüber zurück, als wollte er gleich die Beine hochlegen.
    »Erwarten Sie noch jemanden?« fragte Jenny und reichte ihm eine Speisekarte. Er schaute auf, als ob er sie gerade zum ersten Mal sähe. Er starrte ihr in die Augen und sagte kein Wort.
    Jenny war das Ganze etwas peinlich. Sie senkte den Blick. »Das Tagesangebot ist Eier Sothoth – eine geradezu dämonisch wohlschmeckende Verschmelzung leckerster Ingredienzien, bei deren bloßer Erwähnung man ob ihrer Delikatesse dem Wahnsinn anheimzufallen geneigt ist«, sagte sie.
    »Machen Sie Witze?«
    »Nein, der Besitzer besteht darauf, daß wir die Tagesangebote wortwörtlich zitieren können.«
    Der dunkelhaarige Mann wandte keinen Blick von ihr. »Und was bedeutet das genau?« fragte er.
    »Rührei mit Schinken und Käse und Toast als Beilage.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Der Eigentümer ist ein wenig exzentrisch. Er glaubt, daß seine Tagesangebote unter Umständen das einzige sind, das uns die Alten vom Hals hält.«
    »Die Alten Wesen?«
    Jenny stieß einen Seufzer aus. Das Schöne an den Stammgästen war, daß man ihnen die Besonderheiten von Howards seltsamer Speisekarte nicht erklären mußte. Dieser Kerl war offensichtlich von auswärts. Aber weshalb mußte er sie die ganze Zeit über so anstarren?
    »Das ist seine Religion oder so. Er glaubt, daß die Welt einmal von einer anderen Rasse bewohnt wurde. Er nennt sie die Alten. Aus irgendeinem Grund wurden sie von der Erde verbannt, aber er glaubt, daß sie wiederkehren und die Macht an sich reißen wollen.«
    »Sie machen Witze?«
    »Hören Sie auf damit. Ich mache keine Witze.«
    »Entschuldigen Sie.« Er schaute in die Speisekarte. »Okay, bringen Sie mir einmal Eier Sothoth mit einer Portion Kartoffeln der Tollheit.«
    »Möchten Sie Kaffee?«
    »Das wäre prima.«
    Jenny notierte die Bestellung und wollte sich gerade auf den Weg machen, um sie in der Küche abzugeben.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Mann.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt. »Ja?«
    »Sie haben ganz unglaubliche Augen.«
    »Danke.« Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Soweit war sie einfach noch nicht. Sie brauchte eine Pause zwischen ihrem Dasein als Ehefrau und ihrer Scheidung. Scheidungsurlaub? Gab's so was? Immerhin gab es ja auch Schwangerschaftsurlaub, oder?
    Als sie mit seinem Kaffee zurückkam, betrachtete sie ihn zum ersten Mal mit den Augen einer alleinstehenden Frau. Er war attraktiv – irgendwie kantig und mit einer düsteren Ausstrahlung. Er war jünger als sie, vielleicht dreiundzwanzig, vierundzwanzig. Sie versuchte gerade, seine Kleidung in Augenschein zu nehmen, um daraus zu schließen, was er wohl beruflich machte, als sie gegen den Stuhl rannte, den er zurückgeschoben hatte, und der Kaffee größtenteils aus der Tasse in die Untertasse schwappte.
    »Mein Gott, das tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagte er. »Ist heute nicht Ihr Tag, oder?«
    »Nein, und es wird mit jedem Moment schlimmer. Ich hole Ihnen eine neue Tasse.«
    »Nein.« Er winkte ab. »Ist schon gut so.« Er nahm ihr die Tasse und die Untertasse ab und schüttete den Kaffee wieder in die Tasse zurück. »Sieht aus wie neu, stimmt's? Ich will Ihnen nicht noch mehr Ärger machen.«
    Schon wieder starrte er sie an.
    »Nein, Sie sind

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