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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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glühendem Eisen und rannten auf den Mann zu. Der Drache stellte sich als Kamel heraus, und die seltsamen Geräusche waren das Trompeten der Elefanten gewesen. Unter den Nebelschleiern über dem Festplatz entrollten einige Männer das große Zeltdach des Clyde Beatty Circus.
    Robert und die anderen Jungs verbrachten den Rest des Morgens damit, den Leuten vom Zirkus bei ihrer Arbeit zu helfen, sie banden die strahlend gelben Bahnen des großen Zeltes zusammen und montierten die riesigen Aluminiumelemente des Hauptmastes.
    Es war heiß und die Arbeit schweißtreibend, doch es war aufregend und machte einen Heidenspaß. Die Masten wurden auf die Zeltbahnen gelegt und mit Stahlseilen mit dem Geschirr einer Gruppe von Elefanten verbunden, die die Masten anschließend aufrichtete, bis sie senkrecht in den Himmel ragten. Robert dachte, sein Herz würde zerspringen, so aufregend schien ihm die ganze Angelegenheit. Danach wurde ein Stahlseil von den Zeltbahnen zu einer Winde gespannt, und die Jungs schauten voller Staunen zu, wie sich das große gelbe Zeltdach wie ein einziger gelber Traum an den Masten in die Höhe erhob.
    Es war nur ein einziger Tag, doch er hatte etwas Triumphales, und Robert dachte später noch oft daran zurück – die Helfer, die aus ihren Flachmännern tranken, die sie in den Hüfttaschen mit sich herumtrugen, und sich gegenseitig mit den Namen ihrer Heimatstädte oder -Staaten anredeten. »Kansas, bring mal die Strebe hier rüber. New York, wir brauchen hier 'n Vorschlaghammer.« Robert dachte an die Damen mit den kräftigen Schenkeln, die auf dem Seil tanzten oder am Trapez durch die Luft wirbelten. Aus der Nähe betrachtet, wirkte ihr dick aufgetragenes Make-up zwar grotesk, doch von weitem, wenn sie über den Köpfen des Publikums durch die Luft segelten, sah es nur noch schön aus.
    Der Tag war ein einziges Abenteuer. Ein Traum. Es war einer der schönsten Tage in Roberts Leben. Doch was ihn am meisten beeindruckte, war, daß diese wundersame Wendung eingetreten war, als ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Scheiße bis zum Hals gestanden hatte.
    Das nächste Mal, als Roberts Leben eine absolute Talsohle erreicht hatte, war in Santa Barbara, und die Rettung erschien ihm in Gestalt einer Frau.
    Er hatte alles, was er besaß, in einen alten VW-Käfer gepackt und war nach Kalifornien gezogen, mit der Vorstellung, von nun an in einem Traumreich zu leben, das unmittelbar hinter der kalifornischen Grenze begann, von der Musik der Beach Boys erfüllt war und das ansonsten aus einem langen weißen Strand bestand, an dem es nur so wimmelte vor wohlgeformten Blondinen, die sich vor Sehnsucht nach einem jungen Fotografen von Ohio förmlich verzehrten. Was er statt dessen fand, waren Einsamkeit und Armut.
    Robert hatte sich in den Kopf gesetzt, an der Schule für Fotografie in Santa Barbara zu studieren, weil sie in dem Ruf stand, die beste zu sein. Er hatte die Fotos für das High-School-Jahrbuch in seiner Schule gemacht und galt als einer der besten Fotografen seiner Heimatstadt, doch in Santa Barbara war er nur ein Teenager unter vielen, die zum Teil auch noch mehr Erfahrung hatten als er.
    Er nahm einen Job in einem Lebensmittelladen an, wo er von Mitternacht bis acht Uhr morgens die Regale einzuräumen hatte. Um die astronomisch hohen Studiengebühren und seine Miete zahlen zu können, mußte er volle Schichten arbeiten, was dazu führte, daß er an der Schule ins Hintertreffen geriet. Nach zwei Monaten ging er freiwillig ab, um zu vermeiden, daß sie ihn rauswarfen.
    Nun stand er da – allein in einer fremden Stadt, wo er keine Freunde hatte und das Geld kaum zum Überleben reichte. Er fing an, jeden Morgen mit den anderen Arbeitern von der Nachtschicht auf dem Parkplatz Bier zu trinken, um anschließend im Stupor nach Hause zu fahren und den Tag zu verpennen, bis am Abend seine Schicht wieder losging. Durch die zusätzlichen Aufwendungen für Alkohol war Robert gezwungen, seine Kameras zu versetzen, um die Miete für seine Wohnung zahlen zu können, und zusammen mit ihnen trennte er sich auch von der letzten Hoffnung, daß es für ihn eine Zukunft jenseits von Supermarktregalen geben würde.
    Eines morgens nach Schichtende ließ ihn der Manager des Ladens zu sich in sein Büro kommen.
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, was das hier soll?« Der Manager deutete auf vier Gläser Erdnußbutter, die geöffnet auf seinem Schreibtisch standen. »Die sind gestern von Kunden zurückgebracht worden.« Auf der

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