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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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prima. Ich meine, mir geht's schon wieder ganz prima. Danke.« Sie kam sich vor wie der letzte Depp. Sie verfluchte Robert, denn schließlich war er an diesem ganzen Schlamassel schuld. Wenn er nicht … Nein, es war nicht Roberts Schuld. Sie hatte sich entschieden, ihre Ehe zu beenden.
    »Ich heiße Travis.« Der Mann streckte ihr die Hand entgegen. Sie zögerte zwar etwas, doch dann griff sie zu.
    »Jennifer –« Sie wollte ihm schon erzählen, daß sie verheiratet sei und daß er nett sei und all diesen Kram. Doch dann sagte sie: »Ich bin nicht verheiratet.« Und augenblicklich wäre sie am liebsten in die Küche verduftet und hätte sich nie wieder daraus hervorgewagt.
    »Ich auch nicht«, sagte Travis. »Ich bin neu hier in der Stadt.« Es schien ihm gar nicht aufzufallen, wie verlegen sie war. »Hören Sie, Jennifer, ich suche eine Adresse. Vielleicht können Sie mir ja helfen? Wissen Sie, wie ich zur Cheshire Street komme?«
    Jenny war erleichtert. Endlich konnte sie über etwas anderes reden als sich selbst. Sie ratterte ihm eine Wegbeschreibung herunter – mit Kreuzungen und Querstraßen, Schildern und anderen Auffälligkeiten, an denen er sich orientieren konnte –, und als sie fertig war, schaute er sie bloß ratlos an.
    »Ich werde es Ihnen aufmalen«, sagte sie und zog einen Kugelschreiber aus ihrer Schürze. Sie beugte sich über den Tisch und fing an, auf eine Serviette zu malen.
    Ihre Gesichter waren Zentimeter voneinander entfernt. »Sie sind sehr schön«, sagte er.
    Sie schaute ihn an. Sie wußte nicht, ob sie lächeln oder aufschreien sollte. Noch nicht, dachte sie. Ich bin noch nicht soweit.
    Er wartete gar nicht ab, wie sie reagierte. »Sie erinnern mich an jemanden, den ich einmal kannte.«
    »Danke …« Wie war noch gleich sein Name? »… Travis.«
    »Gehen Sie mit mir heute abend essen?«
    Sie suchte krampfhaft nach einer Ausrede. Es fiel ihr keine ein. Und diejenige, die sie ein ganzes Jahrzehnt immer aufgefahren hatte, konnte sie auch nicht anbringen – sie stimmte nicht mehr. Und sie war noch nicht lange genug allein, als daß sie sich ein paar neue Lügen hätte einfallen lassen können. Es kam ihr ja schon so vor, als wäre sie Robert untreu, nur weil sie mit diesem Kerl überhaupt redete. Aber sie war nun einmal eine alleinstehende Frau. Schließlich schrieb sie ihre Telefonnummer unter die Karte, die sie auf die Serviette gezeichnet hatte und reichte sie ihm.
    »Meine Nummer steht da unten. Warum rufen Sie mich nicht einfach gegen fünf an, und dann sehen wir weiter, okay?«
    Travis faltete die Serviette zusammen und steckte sie in die Brusttasche seines Hemdes. »Bis heute abend«, sagte er.
    »Tu mir das nicht an!« sagte eine grabestiefe Stimme. Jenny drehte sich um, doch da war nur ein leerer Stuhl.
    Zu Travis gewandt, fragte sie: »Haben Sie das gehört?«
    »Was gehört?« Travis stierte auf den leeren Stuhl.
    »Ach nichts«, sagte Jenny. »Ich fange langsam an durchzudrehen, glaube ich.«
    »Ganz ruhig bleiben«, sagte Travis. »Ich werde Sie schon nicht beißen.« Wieder warf er einen Blick zu dem leeren Stuhl.
    »Ihr Essen ist fertig. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie nahm das Essen aus der Durchreiche und brachte es ihm an den Tisch. Während er aß, stand sie am Tresen und bereitete die Kaffeefilter für die Mittagsschicht vor, wobei sie dem dunkelhaarigen jungen Mann gelegentlich einen Blick zuwarf und ihn anlächelte, worauf dieser eine Pause zwischen zwei Bissen einlegte und zurücklächelte.
    Es ging ihr gut. Sie war eine alleinstehende Frau und konnte verdammt noch mal tun und lassen, was sie wollte. Sie konnte mit jedem ausgehen, auf den sie Lust hatte. Sie war jung und attraktiv, und es war ihre erste Verabredung seit zehn Jahren – jedenfalls irgendwie.
    Doch so sehr sie sich dies auch einzureden versuchte, immer wieder stiegen ihre Befürchtungen und Ängste in ihr hoch wie ein Schwarm aufgescheuchter Krähen. Es fiel ihr ein, daß sie nicht die geringste Ahnung hatte, was sie anziehen sollte. Die Freiheit des Singledaseins erwies sich plötzlich als eine Last, ein Segen und dann doch wieder nicht, wie Herpesviren auf dem Ring des Papstes. Vielleicht würde sie auch gar nicht ans Telefon gehen, wenn er anrief.
    Travis beendete seine Mahlzeit und zahlte. Sein Trinkgeld war völlig übertrieben.
    »Dann bis heute abend«, sagte er.
    »Aber klar doch.« Sie lächelte.
    Sie schaute ihm nach, wie er über den Parkplatz ging. Es schien fast so, als würde er sich

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