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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ihm auflauern in der Hoffnung, daß der unsichtbare Dämon, der überall sein konnte, ihn nicht bemerkte, und dann das Siegel stehlen und den Dämon zur Hölle jagen, wobei es nicht unwahrscheinlich war, daß er im Verlauf dessen von eben jenem Dämon aufgefressen würde. Auch keine berauschende Vorstellung. Natürlich konnte er auch abstreiten, daß er die ganze Geschichte überhaupt glaubte, abstreiten, daß er gesehen hatte, wie Gian Hen Gian genügend Salzwasser getrunken hatte, um ein ganzes Bataillon umzubringen, er konnte die Existenz des Übernatürlichen schlechthin leugnen, eine Flasche knackigen Merlot aufmachen, sich vor den Kamin setzen und Wein trinken, während eine Höllenkreatur sich seine Nachbarn schmecken ließ. Aber er glaubte die Geschichte, und folglich kam auch diese Option nicht in Frage. Deswegen begnügte er sich augenblicklich damit, sich die Schläfen zu reiben und zu denken: Warum ausgerechnet ich?
    Der Dschinn war auch keine große Hilfe. Ohne einen Meister war er genauso machtlos wie Augustus Brine. Ohne das Siegel und die Beschwörungsformel konnte er keinen Meister haben. Brine spielte einige der Möglichkeiten für Gian Hen Gian durch, doch der Dschinn verwarf sie eine nach der anderen. Nein, man konnte den Dämon nicht umbringen, er war unsterblich. Nein, er konnte auch den Dunkelhaarigen nicht umbringen, denn er stand unter dem Schutz des Dämons, und selbst wenn es gelänge, ihn zu töten, könnte der Dämon danach unter Umständen schalten und walten, wie er wollte. Eine Exorzismuszeremonie abzuhalten war nach Ansicht des Dschinn ebenfalls zwecklos. Welche Chance hatte wohl ein elender Priester gegen den Willen Salomons?
    Vielleicht konnten sie den Dämon und seinen Herrn auseinanderbringen – und den Dunkelhaarigen irgendwie zwingen, den Dämon zurückzuschicken. Brine wollte Gian Hen Gian gerade fragen, ob das vielleicht möglich wäre, doch er hielt sich zurück. Tränen kullerten über die Wangen des Dschinn.
    »Was ist los?« fragte Brine.
    Gian Hen Gian blickte unverwandt auf den Bildschirm, wo Harpo Marx eine Reihe von Gegenständen aus seinem Mantel zog, die dort unmöglich hineinpaßten.
    »Es ist so lange her, seit ich zum letzten mal jemanden aus meinem Volk gesehen habe. Der da, der nicht redet – ich erkenne ihn zwar nicht, aber er ist ein Dschinn. Was für eine Magie!«
    Brine erwog einen Augenblick lang, ob es wohl möglich war, daß Harpo Marx zum Volk der Dschinn gehörte, um sich gleich darauf zu fragen, ob er nun völlig den Verstand verloren habe. Es war heute schon zuviel passiert, das außerhalb seiner Erfahrungswelt lag, und er wies den Gedanken nicht mehr von sich, daß alles möglich war. Wenn er allerdings nicht aufpaßte, würde er völlig den Überblick verlieren.
    »Du bist schon seit tausend Jahren hier und hast noch nie einen Film gesehen?« fragte Brine.
    »Was ist ein Film?«
    Mit aller Behutsamkeit klärte Augustus Brine den König der Dschinn darüber auf, wie durch bewegte Bilder Illusionen geschaffen werden. Als er damit fertig war, hatte er das Gefühl, als hätte er gerade Rotkäppchen vor den Augen einer Schar von Kindergartenzöglingen vergewaltigt.
    »Dann bin ich also immer noch allein?« sagte der Dschinn.
    »Nicht ganz.«
    »Stimmt«, sagte der Dschinn. Und um nicht mehr daran denken zu müssen: »Was wirst du also wegen Catch unternehmen, Augustus Brine?«
     

-11-
EFFROM
     
    Als Effrom Elliot an jenem Morgen aufwachte, freute er sich bereits auf sein Mittagsschläfchen. Er hatte von Frauen geträumt, von damals, als er noch Haare und die Wahl hatte. Er hatte nicht gut geschlafen. Mitten in der Nacht war er vom Gebell irgendwelcher Hunde aufgewacht, und er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als wieder einschlafen zu können, doch schließlich waren die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster in sein Schlafzimmer gefallen, und er war hellwach gewesen und hatte seine Hoffnung darauf, daß er seinen Traum wieder einholen konnte, begraben müssen, bis es Zeit war, seinen Mittagsschlaf zu halten. Seit seiner Pensionierung vor fünfundzwanzig Jahren war es immer das gleiche. Sobald das Leben ihm soviel Ruhe gönnte, daß er es sich leisten konnte zu schlafen, machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung.
    Er kroch aus dem Bett und kleidete sich im Halbdunkel des Schlafzimmers an – die Frau hatte ihm ein Paar Cordhosen und ein wollenes Flanellhemd zurechtgelegt, die er nun anzog, bevor er in seine Hausschuhe schlüpfte

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