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Der kleine Erziehungsberater

Titel: Der kleine Erziehungsberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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gesagt: »Anne, muss das denn alles sein?« Und Anne habe bloß gesagt: »Was willst du denn? Kinder sind nun mal so.«
    Ich steuere an diesen Abenden gern die Geschichte von Max bei, der uns, als wir auf der Terrasse saßen und Kaffee tranken, mit kleinen Steinchen bewarf. Als ich ihm zurief, er solle endlich aufhören, flüsterte Anne ihrem Bruder so laut, dass wir es hören konnten, ins Ohr: »Mach ruhig weiter.« Ich bekam einen Schreianfall wie Herbert Wehner im Bundestag zu seinen besten Zeiten, und als ich fertig war, sagte Anne: »Komm Max, wir gehen hinters Haus und lachen.«
    Diese Episode erzähle ich aber nur sehr guten Freunden. Die Leute sollen nicht denken, dass mich die Kleinen für eine Witzfigur halten.

Meakuhkuh
    I n den Wäldern Umbriens, hinter den großen Bergen, Freunde, wächst ein Stier heran, der trägt den Namen Meakuhkuh, und eines Tages wird er … aber der Reihe nach.
    Wir waren kürzlich für zwei Wochen auf einem kleinen, so einsamen wie biodynamischen Bauernhof in der Nähe von Perugia, wo es viele Tiere gab und auch den Herrn Leberhart, der sich hinten auf dem Hof eine Ferienwohnung ausbaute und eigentlich Eberhard hieß, aber Anne nannte ihn Leberhart. Auf diesem Hof krähte morgens um sechs ein Hahn, abends redeten wir über Meditation und Atemtechnik und am Tag über Pflanzen und Tiere, und zwischendurch haben wir Marie angeschubst, die von sechs Uhr morgens bis acht Uhr abends auf einer Schaukel unter einem großen Ölbaum saß und »Meabupf!!!« brüllte, also: »Mehr schubsen!«
    »Brot wächst auf Bäumen, gell?«, hat Max gesagt, und ich habe vom großen Toastbrotbaum erzählt, der in Amerika steht und den ich mal bei uns in den Garten pflanzen will. »Und nach Amerika muss man schwimmen, oder?«, wollte Max wissen. Ich habe gesagt, dass ich schon ein paar Mal rübergeschwommen sei, und als ich nicht mehr weitergekonnt hätte, hätten mich die Fliegenden Fische an Land getragen. »Muss man wirklich schwimmen? Kann man da nicht außen rum?«, fragte der wissbegierigste aller Söhne. Nein, da könne man nicht außen rum, hat Anne ihm erklärt, und dann ist ihr eingefallen, dass im Meer ja die Killerwale sind. »Mei, die Killerwale!«, rief ich, »die hatte ich schon ganz vergessen.« »Machtnichts«, hat Anne gesagt, »die Killerwale sind auch lieb, gell? Wir haben zu Hause Goldfische.«
    »Meabupf!«, hat Marie geschrien, und wir haben sie so kräftig geschubst, dass sie bis zum guten Mond emporflog, der sie sehr erstaunt anschaute, weil er den kleinen Häwelmann erwartet hatte. Als sie wieder herunterkam, rief sie: »Meakao!« Wir gaben ihr noch eine Tasse Kakao und gingen zu den Kühen, um ihr zu zeigen, wo die Milch herkommt für den Kakao, und, kuckmalan!, da lag neben einer Kuh ein Kälbchen, das gerade eben zur Welt gekommen war. »Meakuhkuh!!!«, rief Marie, und da hatte sie auch wieder recht, und der kleine Stier hatte einen wunderschönen Namen.
    Ja, und wenn die Marie groß ist und Meakuhkuh auch, dann fahren wir wieder nach Umbrien und reiten alle zusammen auf dem Stier über die Berge, und er kann bei uns im Garten wohnen, bei den Goldfischen unter dem Toastbrotbaum, und wenn es Nacht wird, dann meditieren wir gemeinsam und singen und tanzen.
Kriegstreiber
    H eute morgen sagte der Frosch, der in meiner Dusche sitzt: »Wie stehen Sie eigentlich zur Bewaffnung von Kindern?«
    Ich hielt mich mit beiden Händen am oberen Rand der Duschkabine fest und ließ mir das heiße Wasser auf die Schulterblätter prasseln. »Genauso wie zu Fröschen«, antwortete ich.
    »Und was halten Sie von Fröschen?«, fragte der Frosch neugierig.
    »Ich finde sie eklig«, sagte ich. »Glitschig und greulich.«
    Der Frosch zog seine Mundwinkel nach unten und sagte: »Sehr freundlich.«
    »Sie haben mich ja gefragt«, sagte ich.
    »Aber ich bin gar kein echter Frosch«, sagte der Frosch. »Ich bin aus Gummi wie der nachgemachte Genscherkopf auf Ihrem Nachtschrank, und ich quietsche, wenn ich gedrückt werde.«
    »So ähnlich wie unsere neue Wasserpistole«, sagte ich.
    »Wasserpistolen töten nicht«, sagte der Frosch.
    »Das wäre ja noch schöner«, antwortete ich. »Dann würde ich hier schon lange nicht mehr duschen. Meine Kinder sollen friedliche Menschen sein, deshalb bekommen sie keine Spielzeugwaffen.«
    »Und woher haben Max und Anne dann die Wasserpistolen?«, fragte der Duschfrosch.
    »Vom freien Markt«, sagte ich. »Von Philipp oder von Felix oder sonst wem. Wer Waffen will, der

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