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Der kleine Erziehungsberater

Titel: Der kleine Erziehungsberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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hatte. Dann fiel mir die Zuschrift von Herrn Eder in die Finger. Herr Eder wollte wissen, wann endlich Schluss sei mit dem Erziehungsberater und insbesondere »diesem unsäglichen Semmel-Gummistiefel-Geseiere«, und schrieb: »Was hier als Beratung verkauft wird, ist doch nichts weiter als übersteigertes Mitteilungs- und Darstellungsbedürfnis des einzigen Vaters weit und breit …«
    Ich erhob mich aus der Leserpost, reckte mich, streckte mich, wurde zwei Meter fünfzig groß und ließ über meinem Kopf wütend den rosa Schnuller an einer Stahlkette kreisen,welchen mir Herr Kreutzer geschenkt hat, nachdem ich beschrieben hatte, wie sich bei uns im Haus immer alle Kindersauger in Luft auflösen. »Eeeeder!«, brüllte ich, dass die Scheiben klirrten, »Eder, wo bist du? Dich, wenn ich erwisch’! Du hast ja keine Ahnung. Hier schreibt Familie Bernack aus Ebersberg: ›Der kleine Erziehungsberater ist oft fast wörtlich zutreffend.‹ Und bei Biesterfeldts in Bochum darf ich sogar übernachten, wenn ich mal in die Gegend komme! Ist das nichts?«
    Eder hörte mich nicht. Ich schüttelte mir eine Postkarte aus den Haaren. Wie solle man ohne Erziehungsberater seine Kinder groß kriegen, fragte E. Rauh aus Eching.
    Ich wurde sehr traurig, ging mit langsamen Schritten ins Haus und dachte an das letzte Kapitel.
Aufgelöst
    S onntagnachmittags, wenn uns langweilig ist, kommt der Zaub’rer Lilalü in seinem schwarz-weiß-karierten Nachmittagsmercedes und erfüllt uns drei Wünsche. »Eine Tüte Popcorn für mich!«, rief der Max, als der Wagen am vergangenen Wochenende wieder vorfuhr, und schnell kletterte der Zaub’rer, der ein ganz kleiner Mann ist, kleiner als der kleinste Arbeitsminister, auf das Dach des Autos und holte eine Wolke vom Himmel, denn die Wolken sind, wie jeder von uns weiß, nichts als Popcorn. »Für mich auch!«, schrie Anne, und ohne eine Spur von Ärger oder Ungeduld stieg Lilalü noch einmal hinauf und holte mehr.
    »Und was ist der dritte Wunsch?«, fragte er sanft. Schnell hielt ich der kleinen Marie den Mund zu, aber sie biss mich in den Finger, und ich schrie: »Hör auf! Hör auf!« Der Zaub’rer Lilalü berührte rasch das Kind mit seinem Zauberstab an der Nase, flüsterte »Shut up!« – und, wirklich!, es schwieg. Ich war sehr traurig, denn nun hatten wir ja keinen Wunsch mehr frei, aber dann fragte Antje: »Wie machen Sie das, Fürst Lilalü? Ich möchte das auch können.« Der Zaub’rer wurde ganz japanisch um die Nase, bekam einen selbstzufriedenen Blick und sagte: »Für so was gibt’s Bücher, gute Frau! Außerdem bin ich ein Naturtalent und ein Zaub’rer sowieso wie mein Vater und mein Großvater und mein Urgroßvater …«
    »Und Ihre Mutter?«, unterbrach sie ihn.
    »Zaub’rer haben keine Mütter«, seufzte er. »Das ist ja das Schlimme. Wir haben überhaupt keine Frauen. Wenn wir einKind haben wollen, zaubern wir es herbei. Und alle sind wir alleinerziehend.« Seine Gesichtszüge wackelten, und beinahe hätte er zu weinen begonnen.
    »Das ist entsetzlich«, flüsterte ich.
    »Es kommt noch schlimmer«, sagte der Zaub’rer.
    Mir wurde unheimlich.
    »Ich habe einen Auftrag«, sagte Lilalü, »vom Höchsten Rat der Zaub’rer und Magiere.« Er zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Ich soll Sie wegzaubern. Sie und Antje und die Kinder – alle weg. Zurückzaubern, dahin, wo niemand Sie sieht und keiner mehr von Ihnen hört und liest.«
    Ich saß einen Augenblick starr da. Dann fuhr ich mir mit der rechten Hand rasch durchs Gesicht. »Also Schluss mit dem Erziehungsberater?«, fragte ich. »Warum?«
    »Nie begründet der Rat seine Beschlüsse«, sagte Lilalü.
    »Aber ich wollte noch viel erzählen«, sagte ich. »Ich habe nicht von den Omas und dem Opa und den Engelkindern geschrieben und dass Max wissen will, ob sich Ritter am Strand eincremen müssen.«
    »Sie haben schon zu viel erzählt«, sagte der Zaub’rer.
    »Nein!«, brüllte ich, »ich mache weiter, das Buch ist noch nicht dick genug, ich lasse mir das nicht gefallen. Es ist Zensur!«
    »Sie können nichts dagegen tun«, sagte Lilalü. »Glauben Sie mir.«
    »Was denken Sie, mit wem Sie reden?!«, rief ich. »Ich bin der Träger der Goldenen Zahnbürste, lesen Sie das letzte Kapitel!«
    »Es war das vorletzte«, sagte Lilalü, »das letzte ist dieses hier.« Er seufzte. »Warum machen Sie es mir so schwer? Ich bin nur ein kleiner trauriger Zaub’rer. Ich muss immer dieDreckarbeit machen. Es wird schon seinen

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