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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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Ausweg.
    Die Wände um sie herum veränderten sich, wurden höher und spitzer und vor allem heller und schließlich sogar durchsichtig. Und hinter ihnen waberten in großen Hohlräumen Nebelwolken in allen möglichen Farben. Und immer, wenn sich zwei oder mehrere dieser Wolken berührten, konnte man durch die gläsernen Wände die unterschiedlichsten Töne hören. Es war ein gigantisches, nicht enden wollendes Zusammentreffen von Tönen aller Art: harte, weiche, laute, leise, sanfte, aggressive, warme, dumpfe, helle, dunkle. Hier war offenbar das gesamte Repertoire der klanglichen Welt zu hören. Staunend blieben die fünf Gefährten stehen und lauschten. Dies mussten die Klippen der Klangfarben sein.
    «Cool. Wolkenmusik», sagte Fendi.
    «Aber irgendwie wirkt es, als seien all die Klänge hier hinter diesen Wänden eingesperrt», bemerkte Moog. «Ich finde, dass sie aussehen, als ob sie da rauswollen.»
    «Stimmt», sagte der Flügel. «Mir scheint, dass es in dieser Welt viele Gefangene gibt. Ich würde mich nicht wundern, wenn auch hierfür die Orgel verantwortlich ist. Es würde ihr ähnlich sehen, alle Klänge der Welt zu erfassen, zu fangen und hier einzusperren. Aber kommt, lasst uns weiterziehen.»
    Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Noch lange hörten sie das leise Konzert der gefangenen Klangfarben.
    Schließlich wurde der Weg immer steiler und die nun längst wieder undurchsichtigen Felswände immer höher. Der Flügel und Moog mussten aufpassen, um nicht abzurutschen und den Weg hinunterzurasen. Doch nach einer Weile ging es nicht weiter bergab, sondern nur noch geradeaus. Die fünf hatten den Boden der großen Senke erreicht.
    Vor ihnen ragten nun zwei große Felsen auf, und dazwischen gab es eine Art Tor. Vorsichtig näherten sie sich. Tri flog ein Stückchen vor und lugte hinein. Sie schüttelte sich, flog zurück zu den anderen und flüsterte: «Das muss es sein. Ein schmaler, ebenerdiger Weg führt mitten zwischen steilen Felsen hindurch. Das ist der Eingang zum tonlosen Tal.»

    Tatsächlich konnten die Gefährten schon vor dem Tor die bedrückende Stille des Tals fühlen. Hinter ihnen waren noch leise Geräusche zu hören, aber kein Laut drang aus dem Tor hervor. Die totale Stille war unheimlich. Der Berg über dem Tal schien zu warten, zu lauern – auf einen unachtsamen Ton, um sich bitter an jedem zu rächen, der es wagte, seine empfindlichen steinernen Ohren zu stören.
    «Jetzt ist es so weit», sagte der Flügel. «Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen. Moog und ich kommen hier niemals ohne einen Laut durch. Ihr anderen drei könnt lautlos fliegen. Und wenn ihr euch zusammenreißt, schafft ihr es auch. Aber wir mit unseren Rollen? Wie soll das gehen? Wir müssen uns trennen.»
    «Niemals. Es muss eine Lösung geben», sagte Strato. «Entweder alle gehen oder keiner. Wir sind zusammen schon so weit gekommen.»
    Die Gruppe verfiel in dumpfes Brüten.
    «Ich habe eine Idee», sagte Moog endlich in das bedrückende Schweigen hinein.
    Die anderen sahen ihn gespannt an.
    «Warum tragt ihr uns nicht einfach? Also, ich meine Strato und Fendi.»
    «Tragen?» Der Bass war überrascht.
    «Ja», fuhr der Minimoog fort. «Ich setz mich oben auf den Flügel, halte mich fest, und vorn und hinten schlüpft je einer von euch unter den Flügel und hebt uns vorsichtig hoch. Und dann ab durch die Mitte. Tri kann ja ohnehin fliegen.»
    «Ab durch die Mitte? Hast du einen Schaltfehler in deinen Modulen?», antwortete Fendi.
    Alle schwiegen betreten.
    «Wollen wir es nicht einfach mal gleich hier versuchen?», fragte Strato. «Wir werden ja sehen, ob das die Lösung oder eine total beknackte Idee von Moog ist.»
    «Also gut», sagte der Flügel. «Komm, Moog, setz dich vorn auf meine Klappe.»
    Moog nahm vorsichtig Platz.
    Fendi schüttelte den Kopf, schwebte aber hinten unter den Flügel, drückte sich an dessen Unterseite und wartete. Strato tat das Gleiche an der Vorderseite. Tri schwebte aufgeregt um den Flügel herum, begutachtete das Ganze und sagte dann: «Passt, wackelt und hat Luft. Auf mein Kommando hebt ihr den Flügel vorsichtig an. Eins, zwei, drei – und jetzt hoch!»
    Strato und Fendi drückten, es gab einen kleinen Ruck, aber dann hob sich der Flügel tatsächlich ein paar Zentimeter vom Boden.
    «Hey, Flügel, du bist gar nicht so schwer, wie ich dachte», sagte Strato. «Das könnte tatsächlich klappen. Was meinst du, Fendi?»
    «Gebongt», brummte der Bass.
    «Sauber!», jubelte

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