Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)
pressend.
«Wow, coole Rede», sagte Strato. «Hab selten eine Triangel so viel reden hören. Du bist anscheinend in Ordnung. Ich nenne dich Tri, wenn’s genehm ist. Triangel klingt so nach Fische fangen.»
«Ich habe dich mitgerissen?», fragte der Flügel besorgt.
«Macht nix», antwortete Tri. «Dafür bin ich jetzt raus aus diesem schrecklichen Turm.»
«Also», sagte die E-Gitarre, «das wäre nun geklärt. Von Tri geht ja ganz offensichtlich keine Gefahr aus. Wenden wir uns wieder unserem echten Problem zu: Theodoras üblem Plan. Da muss man doch was machen.»
«Genau», sagte der Minimoog. «Echt was machen.»
«Steht auf und wehrt euch», skandierte Harp.
«Get uppa», skandierte der Sampler.
«Ja, wir machen was», bestätigte die Akustikgitarre.
«Aber was?», fragte der Bass.
Alle schwiegen betreten. Ja, was nur sollte die kleine Schar von Instrumenten gegen die mächtige Orgel und ihre Schergen unternehmen?
Alle grübelten, doch niemandem fiel auf Anhieb etwas ein.
Doch plötzlich rief der Flügel: «Ich habe eine Idee!»
Alle sahen ihn gespannt an.
«Wir müssen uns Hilfe holen. Mächtige Hilfe. Ich kann mir nur einen vorstellen, der es mit der Orgel aufnehmen kann. Lasst uns zum Bergkönig, zum Hüter der Rhythmen, gehen und ihm die Lage erklären. Er kennt diesen Plan nicht, und er sollte davon erfahren. Immerhin will Theodora ihn entmachten.»
«Cooler Plan», antwortete Strato. «Er hat nur einen kleinen Haken. Der Bergkönig wohnt eine Terz zu weit weg, um es mal freundlich zu sagen. Er wohnt entsetzlich weit weg, um ehrlich zu sein, und zwar am Ende der Ebene, mitten in den großen Bergen. Niemand hat den Weg dorthin bisher gewagt, nur die Schlaginstrumente. Aber die reden nie drüber. Sie verschwinden immer nach kurzer Zeit aus dem Blickfeld. Ich denke, sie haben einen geheimen Weg. Aber niemand kennt ihn.»
«Sonst wäre es ja auch kein Geheimweg», bemerkte Moog.
Strato funkelte ihn böse an.
«Na, dann», sagte der Flügel. «Fragen können wir die Schlaginstrumente nicht. Und wahrscheinlich dürften sie uns ohnehin nichts sagen. Dann bleibt uns nur der Weg durch die Ebene. Ich kann nicht zulassen, dass die Orgel die Macht über alle Musik bekommt. Ich will irgendetwas dagegen tun. Ich mache mich gleich heute im Schutz der Dunkelheit auf zum Bergkönig. Kommt jemand mit?»
«Krass. Bin dabei», brummte Fendi.
Der Flügel sah ihn dankbar an.
«Ich weiß nicht so recht», zögerte Strato.
«Mir ist sowieso langweilig», sagte Moog. «Ich will mal was erleben. Wann geht’s los?»
«Darf ich mich unter deiner Klappe verstecken, wenn’s gruselig wird, Flügel? Dann komm ich auch mit», sagte Tri.
Alle lachten. Auch Strato, die nun auch beschlossen hatte, die anderen zu begleiten.
Und so kam es, dass sich noch in derselben Nacht ein tapferer Flügel, eine Bassgitarre, ein kleiner Synthesizer, eine E-Gitarre und eine Triangel aufmachten, um den gefährlichen Weg durch die große Ebene hinein ins Reich des Bergkönigs zu wagen.
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Unterwegs zum Bergkönig
I m düsteren Zwielicht des Notenmondes verließen die fünf Gefährten das Zeltlager. Der Turm ragte bedrohlich neben ihnen auf, als wolle er ihnen jeden Moment noch den Weg versperren. Doch nichts geschah. Kein Laut drang aus dem Gefängnis der Instrumente heraus, und die Freunde begannen ungehindert ihren langen Weg durch die Ebene.
Der erwies sich schnell als beschwerlich. Der Flügel und Moog rollten vorsichtig über den steinigen Untergrund, die Gitarren und die Triangel schwebten neben beiden durch die eisige Luft, was mühelos aussah, sie nach einiger Zeit aber doch etwas anstrengte. Die Ebene schien endlos. Ab und an lagen große Felsbrocken herum, die wie lauernde Tiere wirkten. Am Himmel zogen immer wieder Wolkengebirge vorbei, die das matte Licht des Notenmondes verdeckten und den fünf Freunden den Weg zusätzlich erschwerten. Nur die in der Ferne aufragenden Berge wiesen ihnen den Weg. Dort mussten sie hin – in das Reich des Bergkönigs. Niemand sprach. Zu beunruhigend war noch die düstere Ausstrahlung des Turmes, in dem die gefürchtete Theodora jetzt ruhte. Doch je mehr sie sich von diesem unheilvollen Ort entfernten, desto gelöster wurde die Stimmung.
«Lasst uns was spielen», sagte Tri.
«Gebongt», antwortete Fendi, «gib mal einen Ton vor.»
Die Triangel errötete. «Ich hab ja nur einen. Aber der klingt toll und super und so. Hört mal.» Dann hob sie ihren Schlagstab
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