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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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und schlug auf ihre untere Seite. «Pling» machte es. Der helle, runde Ton hallte durch die Ebene und ließ sie gleich ein wenig freundlicher erscheinen.
    «Klingt super», sagte Strato.
    «Fast krass», bestätigte der Bass.
    Der Flügel wiederholte den Ton und spielte davon ausgehend eine kleine Melodie. Die anderen fielen ein und improvisierten dazu, was ihnen gerade einfiel.
    Manchmal klang es kurz etwas schräg, aber die fünf fanden immer wieder harmonisch zueinander, und Tri durfte stolz in kleinen Pausen immer wieder ihren einen von allen stets als «wunderschön», «echt stark» oder «spitzenmäßig» gepriesenen Ton erklingen lassen.
    So kamen sie gut voran. Langsam rückten die sich steil auftürmenden Berge näher, aber noch war es für die Gefährten unmöglich, Größe oder Entfernung abzuschätzen. Auf den Gipfeln erkannten sie Schnee, der von ferne wirkte, als ruhe dort in kleinen hellen Flecken erschöpft das matte Licht des Notenmondes.
    «Irre ich mich, oder geht es etwas bergab?», fragte der Flügel plötzlich.
    «Ja, stimmt», bestätigte Moog. «Es geht sanft abwärts. Ich rolle etwas leichter.»

    Und dann bemerkten es alle. Die Ebene wurde nach und nach und nach zu einer großen Senke, die – das konnten die Wanderer bald erkennen – in einer enggeschnittenen Schlucht endete.
    «Da müssen wir durch», sagte der Flügel und erschauerte etwas. Was mochte sich dort zwischen den Felsen verbergen?
    Wortlos setzten die fünf ihren Weg nach unten fort. Der Weg wurde jetzt schmaler, links und rechts erhoben sich stetig anwachsende felsige Wände. Ein seltsames Wispern erfüllte die Luft, als ob die Felsen selbst leise sprechen würden.
    «Unheimlich», flüsterte Tri.
    «Felsen, die quatschen», wunderte sich Fendi. «Man lernt immer wieder dazu.» Aber auch er klang nicht ganz so cool wie sonst.
    Der Weg hinunter machte nun eine Biegung. Strato flog ein Stück vor, um zu sehen, was sie erwartete – und blieb mit einem erschreckten Ausruf in der Luft stehen.
    «Da ist was», flüsterte sie den Nachrückenden zu.
    «Eine sehr präzise Auskunft», kommentierte Fendi und flog zu seiner Freundin. Aber dann schwieg auch er und starrte ungläubig nach vorn.
    Jetzt waren auch die anderen um die Biegung herum und sahen nun, was ihre Freundin so beeindruckte. Ein großes schwarzes Etwas versperrte ihnen den Weg. Es waberte, veränderte wie eine dicke Wolke ständig seine Gestalt, und aus diesem Etwas ertönte leises Jammern und Stöhnen.
    «Was ist das?», flüsterte der Flügel.
    «Ich bin ein Synthesizer und kein Lexikon», sagte Moog leise. «Aber wenn ihr mich fragt, ist das eindeutig etwas, was man gemeinhin Hindernis nennt. Wie sollen wir da bloß vorbeikommen?»
    «Einfach fragen, ob wir vorbeidürfen?», schlug Tri vor.
    Die anderen sahen sie kopfschüttelnd an. Aber dann sagte Strato: «Klingt bescheuert, aber vielleicht hat Tri recht. Wir sollten erst mal fragen. Mir fällt nix Besseres ein. Wer geht hin?»
    Keiner regte sich.
    Schließlich gab sich der Flügel einen Ruck, raunte: «Einer muss es ja tun», und rollte langsam auf das schwarze Etwas zu.
    Je näher er kam, desto deutlicher konnte er Worte in dem Gestöhne und Gejammer der schwarzen Wolke verstehen. Es schien diesem Ding nicht gutzugehen. «Alles so traurig», seufzte es. «Ich bin so deprimiert. Wo ist der Sinn? Leben heißt Leiden.»
    Der Flügel räusperte sich und sagte: «Guten Tag, ich bin der Flügel.»
    Das Ding zuckte erschreckt zusammen, und eine Art Auge formte sich in der unförmigen Gestalt und fixierte den Flügel.
    «Huch, ein Wanderer. Und dahinter noch mehr. Das kommt selten vor. Hundert Jahre nicht mehr, wenn ich mich recht erinnere.»
    «Wer bist du?», fragte der Flügel.
    «Ich bin Moll», antwortete die Gestalt. «Und ich bin soooo traurig.»
    «Das tut mir leid, Moll», erwiderte der Flügel. «Aber würdest du uns eventuell den Gefallen tun, ein Stückchen zur Seite zu gehen und uns durchzulassen?»
    «Nein», schluchzte Moll. «Das kann ich nicht. Hinter mir ist alles noch trauriger. Das kann ich nicht zulassen. Ist alles schon traurig genug.» Dann schluchzte das Wesen herzzerreißend.
    Der Flügel rollte zurück zu seinen Gefährten: «Ihr habt ja gehört, was er gesagt hat. Was sollen wir jetzt machen?»
    «Wir sollten versuchen, das Ding aufzuheitern», schlug Strato vor. «Vielleicht lässt es dann mit sich reden.»
    «Gute Idee! Wir spielen was Lustiges», sagte der Flügel, und die kleine Schar

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