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Der kleine Koenig Dezember

Titel: Der kleine Koenig Dezember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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hockte nun in der Vertiefung wie in einem Korbsessel. »Wollen wir ein Spiel machen? Wollen wir uns zusammen etwas vorstellen?«, fragte er.
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Hast du dir schon mal vorgestellt, dass du unsterblich bist?«
    »Nein«, sagte ich. Ich hob den Kopf und sah ihn an. »Was das wohl für ein Gefühl ist?«, sagte ich.
    »Eine gute Frage«, sagte der König und räkelte sich zufrieden in meinem Nabel.
    »Ja«, sagte ich. »Und die Antwort?«
    »Eine sehr gute Frage«, sagte der König.
    »Und…?«
    »Verdammt gut.«
    »Und, wie ist die Antwort?«, sagte ich, ein bisschen ungeduldig.
    »Du machst Fortschritte. Erst stellst du dir gar nichts vor, und jetzt weißt du so gute Fragen.«
    »Gib mir doch mal eine Antwort!«, rief ich.
    »Bin ich hier der Alleswisser, oder was?«, schrie er plötzlich. Er war aufgesprungen, stand auf einem meiner Hemdknöpfe wie auf einem kleinen Podest und fuchtelte wütend mit seinem Zepter in der Luftherum. »Auf jede Frage eine Antwort, oder was? Ob es früh ist oder spät, frage Seine Majestät! Denk selbst nach, oder hast du mich bloß erfunden, damit ich für dich denke und du dir selbst nichts mehr einfallen lassen musst?«
    »Also gut«, sagte ich, »dann stelle ich es mir jetzt selbst vor.«
    Der König machte es sich schnaufend wieder bequem.
    »Wahrscheinlich…«, sagte ich, »geht es doch mit einer guten Fee los.«
    »Ob sie gut ist, muss sich noch herausstellen«, warf der König mürrisch ein.
    »Eines Tages steht eine Fee neben meinem Bett, beugt sich über mich, lässt ihre langen silbernen Haare über mein Gesicht streifen und sagt:
    ›Hurdigurdischlompidomp
    Rumpisumpinudelpomp
    Ridelradellendenschurz
    Ach, wie sind die Tage kurz!
    Lass uns die Zeit verschwenden …
    Nie soll dein Leben enden!‹«
    »Und?«, fragte der König. »Erschrickst du dich dann? Oder freust du dich?«
    »Erst einmal muss ich herausbekommen, ob es stimmt«, sagte ich. »Warum sollte ich es der Fee glauben?«
    »Du könntest versuchen, dich umzubringen«, sagte der König.
    »Grauenhaft!«, rief ich. »Kaum ist man unsterblich, schon versucht man zu sterben. Außerdem kann man jeden Selbstmordversuch überleben, und dann sitzt man vielleicht unsterblich im Rollstuhl.«
    »Atme langsamer!«, rief der König Dezember. »Mir wird schlecht hier unten, so geht es rauf und runter.«
    »Wahrscheinlich würde ich eine Bestätigung von der Rentenversicherung bekommen«, sagte ich. »›Sehr geehrter Herr‹, würde sie mir schreiben, ›auf Grund Ihrer Unsterblichkeit und der damit für uns absehbaren erheblichen Kostensteigerung sehen wir uns leider gezwungen, Ihren Rentenversicherungsbeitrag zu erhöhen. Wir möchten Sie in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass dieser Beitrag in den letzten fünf Jahren stabil geblieben ist, und bitten um Ihr Verständnis.‹«
    »Was ist eine Rentenversicherung?«, fragte der König.
    »Man zahlt sein Leben lang jeden Monat Geld ein«, sagte ich, »und wenn man alt ist, bekommt man monatlich Geld zurück. Man muss dann keine Angst vor dem Alter haben.«
    »Du hast Angst vor dem Alter?«, fragte der König.
    »Vor dem Alter weniger«, sagte ich. »Aber vor dem, was danach kommt.«
    »Gibt es dagegen keine Versicherung?«, fragte der König.
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich habe keine Angst«, sagte der König. »Aber eine Versicherung habe ich auch nicht. Je kleiner ich werde, desto mehr kann ich auf dem Balkon liegen und in die Sterne schauen, und desto mehr kann ich mir dabei vorstellen.« Er schaute mich an und sagte: »Du wolltestdarüber nachdenken, welches Gefühl es ist, unsterblich zu sein. Aber bis jetzt hast du nur von einer komischen Fee und von der Rentenversicherung gesprochen.«
    »Immer meckerst du an mir rum«, sagte ich und starrte wieder in den Himmel.
    Der König legte den Kopf in den Nacken, schaute ebenfalls nach oben und sagte: »Einen Lieblingsstern hast du wahrscheinlich auch nicht.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann such dir einen aus, und gib ihm einen Namen!«, sagte der König Dezember.
    Ich suchte lange den Himmel nach einem besonders schönen Stern ab. Rechts neben den Großen Wagen fand ich einen, der nur ganz leise blinkte, und ich zeigte ihn dem König und sagte, er heiße »Uli«.
    »Sie heißen normalerweise Proxima Centauri oder Beteigeuze«, sagte er. »Ich finde es schön, dass deiner Uli heißt.«
    »Ich hatte einmal einen Freund, der so hieß«, sagte ich. »Er ist schon lange tot.«
    »Und wer tot ist, wird ein

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