Der Kleine Mann und die Kleine Miss
in aller Heimlichkeit gekauft. Rosa habe das
leere Haus, während er und Mäxchen in Breganzona gewesen waren, mit schönen
alten Möbeln eingerichtet und dabei drei Pfund und siebzig Gramm abgenommen.
Das seien eintausendfünfhundertundsiebzig (1570) Gramm, und sie, Rosa, denke
nicht im Traum daran, diese Abmagerungskur fortzusetzen.
»Andere
Frauen sind heilfroh, wenn sie dünn werden«, sagte der Jokus zu Mäxchen und
zwinkerte.
Rosa
erklärte: »Ich bin aber keine andere Frau.«
»Da
hat sie, glaube ich, Recht«, sagte Mäxchen zwinkernd zum Jokus. »Außerdem weiß
sie, dass du runde Damen liebst. Vielleicht sollten wir sie mästen.«
Der
Professor nickte. »Ein guter Vorschlag.«
»Mit
›Leichsenrings Kraftfutter‹? Oder hilft das nur bei Hühnern?«
»Wahrscheinlich.
Es wäre mir auch zu teuer. Wir füttern sie, fünfmal täglich, mit Spaghetti und
Makkaroni. Teigwaren sind hier billig.«
»Sechsmal«,
schlug Mäxchen vor. »Mit viel Butter, Tomatenmark und Fleischsoße. Bis sie
schön dick ist.«
»Aber
was machen wir, wenn sie uns auch dann nicht gefällt?«, fragte der Jokus. »Wenn
sie zu breit wird?«
Mäxchen
wusste Rat. »Dann lassen wir sie überall tätowieren und zeigen sie auf dem
Jahrmarkt. Als entflohene Haremswitwe.
Gegen
Eintrittsgeld.«
»Kinder
und Militär die Hälfte«, sagte der Jokus. »Und du bist der Ausrufer.«
»Jawohl!«
Mäxchen rieb sich die Hände. »Treten Sie näher, meine Herrschaften! Hier sehen
Sie etwas völlig Neues. Tätowiertes Marzipan, frisch aus Arabien eingetroffen.
Die Lieblingswitwe des Emirs Omar.«
»Hereinspaziert,
meine Herr- und Damschaften«, rief der Jokus. »Sie heißt Prinzessin Corpulenta,
liest Ihnen aus der Hand, falls dieselbe gewaschen ist, und zeigt in der
Zweiten Abteilung ihren Siebenschleierharemstanz, wobei sie Gewichte stemmt und
Füttern verboten ist.«
»Wunderbar«,
sagte Mäxchen. »So machen wir’s. Und von dem Geld, das wir mit ihr verdienen,
kaufen wir uns eine Makkaronifarm.«
Rosa
Marzipan, die Hübsche, blickte die beiden entgeistert an.
Dann
flüsterte sie: »Ihr seid ja zwei fürchterliche und ausgekochte Halunken. Wäre
ich doch bloß in Arabien geblieben. Dort gab es zwar zum Frühstück verdünntes
Wasser und zehn Stockhiebe auf die Fußsöhlchen – aber ihr zwei seid ja noch
viel schlimmer als mein lieber Emir Omar mit dem Beinamen der Grässliche.«
Dann
mussten sie endlich laut lachen. Auch Minna und Emma, die Lachtauben, lachten
mit. Nur das weiße Kaninchen beteiligte sich nicht. Kaninchen lachen höchstens
im Traum.
Nach
dem Essen wusch Rosa das Geschirr. Der Jokus trocknete ab. Und Mäxchen sang,
mit Judiths Kronenhut auf dem Kopf, das Lied von König Bileam.
Als
es draußen finster geworden war, gingen sie noch einmal durch den Garten bis
zur Terrasse hinaus und freuten sich am Glanz der Dunkelheit. Lugano glitzerte,
tief unten, wie ein Juwelierladen. Über den schwarzen See fuhr ein
illuminierter Dampfer. Der Monte Bré, der kleine zugespitzte Berg mit seinen
Villen, Hotels und Dörfern, glich einem schimmernden Christbaum.
Doch
der Märchenhimmel über den drei Hausbesitzern, mit seinen goldenen, grünen,
blauen und weißen Sternen, dieser uralte funkelnde Himmel übertraf auch diesmal
die Welt der Glühbirnen, so schön sie sein kann.
»Ich
bin ja nicht neugierig«, meinte Mäxchen, als er es sich in der alten
Streichholzschachtel bequem machte, »aber wo ist eigentlich meine Wohnung
geblieben?«
Professor
Jokus von Pokus räkelte sich in dem breiten französischen Bett zurecht, das ihm
seit heute gehörte, und fragte beiläufig: »Was denn für eine Wohnung?«
Mäxchen
sagte: »Die Zweizimmerwohnung. Wer weiß, wo Rosa sie hingestellt hat.«
»Sie
steht nirgends. Rosa hat uns, als wir ankamen, alle Zimmer gezeigt. Ich bin
doch nicht blind.«
»Nein,
das kann man dir nicht vorwerfen. Vielleicht hat sie beim Umzug vergessen, sie
einzupacken?«
»Ihr
zwei macht mir Spaß«, meinte Mäxchen verdrossen. »Eher hätte sie ihren Namen
vergessen als meine niedliche Wohnung. Das weiß ich. Und ich weiß noch etwas:
Ihr habt schon wieder Heimlichkeiten vor mir.«
»Das
ist natürlich auch möglich«, sagte der Jokus. »Um Weihnachten herum kommt das
vor. Weil du aber Heimlichkeiten nicht leiden kannst, werde ich dir jetzt klipp
und klar erzählen, was wir dir bis zum Heiligabend verschweigen wollten. Also…«
»Hör
auf!«, rief Mäxchen. »Ich will es gar nicht mehr wissen.
Ich
bin ein
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