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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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heute wieder blühend aus! Na ja, kein Wunder.

    Heiße
Würstchen sind die beste Medizin. Vor allem für Leber und Galle. Es gibt keine
bessere Diät.«
     
    Mäxchen
war aufgezogen wie ein Uhrwerk. Ihm fiel ein Unsinn nach dem anderen ein. Und
die Königskinder wollten sich schief und scheckig lachen.
    Bileam
runzelte die Stirn. »Der Krach wird ja immer toller. Waren wir als Kinder auch
so schrecklich laut? Ich fürchte, wir müssen mal dazwischenfahren. Kommen Sie,
Professor.« Sie verließen die Bibliothek, gingen auf Zehenspitzen den Korridor
entlang und blieben vorm Spielzimmer stehen. Sie hörten, wie Mäxchen rief: »Und
nun, meine Dame und mein Herr, bringe ich das Lied auf König Bileam zum
Vortrag. Ich habe es vorhin in der roten Tulpe gedichtet. Sie dürfen klatschen.
Der Beifall ist das Brot des Künstlers. Wollen Sie mich verhungern lassen?«
    Der
Jokus schmunzelte. Im Zimmer wurde laut geklatscht. Der König öffnete die Tür.
Natürlich nur einen Spalt. Sie schauten hindurch und hielten sich vor Staunen
aneinander fest. Mäxchen mit Hut und Krone!
    Judith
und Osram hockten auf dem Fußboden. Mäxchen stand vor dem Nähkästchen und
erklärte: »Ich bitte um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Die Kapelle lässt sich
entschuldigen. Sie hat den Keuchhusten und liegt bei Doktor Ziegenpeter im
Krankenhaus. Mir bleibt auch nichts erspart. Trotzdem, es – geht – los!«
    Er
machte ein paar Tanzschritte, drehte eine Pirouette, breitete die Arme aus und
sang:
     
    »König
Bileam der Nette
    trägt
die Krone auf dem Hut.
    Doch
er trägt sie nicht im Bette,
    weil
sie ihn dort stören tut.
    König
Bileam der Nette
    liegt
ganz ohne
    goldne
Krone
    und
Melone
    nachts
im Bette,
    wenn
er ruht.
    Denn

    wenn

    Bileam
der Nette
    beides
nachts im Bett aufhätte,
    schliefe
er nur halb so gut.«
     
    Mäxchen
machte noch ein paar Tanzschritte, drehte noch eine Pirouette, zog den Hut und
sagte: »Aus. Das war’s. Wenn es Ihnen nicht gefallen hat, können Sie an der
Kasse Ihr Eintrittsgeld zurückverlangen.«
    »Es
war großartig«, rief Judith, »du wirst ein Dichter wie Aznavour. Der ist ja
auch nicht groß.«
    »Sing’s
noch einmal«, bat Osram. »Wir klatschen im Takt in die Hände und singen mit.«
    »Wir
auch«, sagte Bileam und trat mit dem Jokus ins Zimmer.
    »Los,
kleiner König, eins und zwei und…«
    Sie
klatschten zu fünft in die Hände. Mäxchen schmetterte sein Lied. Die anderen
sangen mit, manchmal allerdings nur »Lalala«, aber schon bei der vierten
Wiederholung konnten sie den Text auswendig und hüpften singend durch den
Korridor bis zur Garderobe. Dort hängten sie Mäxchens Kronenhut neben den des
Königs.
    »Sie
sehen wie David und Goliath aus«, meinte Osram.
    »Nein«,
sagte Mäxchen. »David und Goliath hingen nicht an der Garderobe.«
    »Außerdem
glichen sie einander nicht wie ein kleiner und ein großer Hut«, stellte Judith
fest.
    Osram
zog einen Flunsch. »Ihr seid Rechthaber.«
    »Und
ich bin müde«, erklärte der König. »Marsch, ins Bett mit uns!« (Dass er der
Königin im Schlafzimmer noch das neue Lied vorsingen wollte, behielt er für
sich.)
    Die
vierzehn Tage in Breganzona vergingen wie im Fluge. Manchmal gab Bileam seinen
Kindern Unterricht in Bürgerkunde, und der Jokus und Mäxchen durften zuhören.
Manchmal fuhr man in die Stadt. Dann saß Mäxchen stolz mit seinem kleinen
Kronenhut auf dem großen Kronenhut des Königs. So spazierten und trittrollerten
sie auch, zur Freude der Einwohner, durch die Straßen. Und wenn Bileam, zum
Spaß, plötzlich ins Schloss zurückwollte und fragte: »Oder haben wir etwas
vergessen?«, beugte sich Mäxchen jedes Mal schnell über die große Hutkrempe und
flüsterte: »Die heißen Würstchen!«

    »Wahrhaftig«,
rief dann der König erschrocken, »mein Gedächtnis lässt nach. Geht’s Ihnen
ähnlich, Professor?«
    So
kehrten sie schließlich, bevor sie heimfuhren, doch noch beim Würstchengott
ein. Das gehörte zu den Fahrten in die Stadt wie der Donner zum Blitz.
     
    Gegen
Abend, wenn sie im Spielzimmer saßen, zauberte der Jokus. Er hatte ja den
Zauberfrack mitgebracht. Oder Mäxchen und er zeigten ihre Glanznummer ›Der
große Dieb und der kleine Mann‹. Sie stahlen wie die Raben. Sie stahlen auch
die Krone von Bileams Hut, obwohl sie festgenäht war. Die Königin konnte es
überhaupt nicht fassen. Im ›Lokalanzeiger‹ stand sogar, die beiden hätten am
Freitag das Nadelöhr aus Judiths Nähnadel gestohlen. Doch das halte ich

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