Der kleine Nadomir
aus. Er würde den Troll und die anderen Zwerge töten. Und diesmal würde er sich nicht überraschen lassen. Kichernde Geräusche kamen aus den Schneckenhäusern an seinem Kopf. Er bückte sich und sammelte ein paar große Steine, die er auf seine verletzte Hand legte. Einige größere Brocken drückte er mit dem Unterarm an seinen Leib.
Ich werde sie töten. Ich werde alle töten, dachte er.
Vorsichtig kehrte er zu seiner Höhle zurück, doch er konnte den Troll und seine Gefährten nirgends sehen. Misstrauisch blickte er sich um.
*
»Ich werde den Großen Alb besiegen«, sagte der Kleine Nadomir mit fester Stimme.
»Und wie willst du das anstellen?« erkundigte sich Nottr wenig beeindruckt.
»Die Mächte des Lichtes gehorchen mir«, behauptete der Gnom feierlich. »Ich kann das Tageslicht, aber auch Feuerschein und das Restlicht der Nacht beherrschen.« »Wie nützt dir das?« fragte Olinga neugierig.
»Ich kann mit dem gebündelten Licht Blitze werfen!«
»Wirf mal einen Blitz!« bat Sadagar.
»Nicht jetzt«, wehrte der Troll ab. »Das wäre nur eine unnötige Kraftvergeudung. Ja, meine Fähigkeit geht sogar so weit, dass ich auf dem Licht reiten und große Entfernungen überbrücken kann.«
»Das glaube ich dir nicht«, zweifelte Olinga.
»Ich werde es dir beweisen, Ungläubige. Hört mir zu! Der Große Alb wird sicher zurück in seine Höhle kommen. Ich werde mich im Eingang verstecken. Mein Zauberblitz wird ihn blenden. Dann werde ich ihn von der Höhle fortlocken. Und ihr verfolgt ihn. Kommt, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, denn der Alb kann jeden Moment auftauchen.«
Nadomir hockte sich tief in den Schatten, während sich die anderen in die Höhle zurückzogen. Sie mussten nicht lange warten, bis der Riese erschien. Er sah sich forschend um, zögerte aber, die Höhle zu betreten.
Der Troll richtete sich vorsichtig auf. Dann stellte er sich so, dass er die tief stehende Sonne gut sehen konnte, denn von ihr wollte er sich die Kraft für seine Magie holen.
Der Alb kam langsam näher.
Einen Augenblick lang schloss der Troll die Augen und sammelte all seine Kräfte, dann sprang er ins Sonnenlicht und schlug die Augen auf.
Der Riese stieß ein wütendes Trompeten aus, ergriff mit der unverletzten Hand einen Steinbrocken.
Ein gelbes Licht war plötzlich vor Nadomirs Augen, das einen kurzen Moment sein Gesicht einhüllte. Mit einem donnernden Knall fuhr ein Blitz aus diesen glühenden Augen und raste auf den Riesen zu, der die Steine fallen ließ und sich die Hände schützend vor den Kopf halten wollte. Doch er hatte zu spät reagiert. Der magische Lichtblitz traf sein Gesicht und blendete ihn. Der Riese heulte auf, presste sich die Hände vors Gesicht und taumelte hin und her.
Nadomir riss die Arme hoch und fiel rücklings zu Boden. Auch er hatte sich beide Hände aufs Gesicht gepresst. Seine Beine zuckten.
»Was ist, Nadomir?« fragte Sadagar besorgt und kniete neben dem Gnomen nieder.
»Meine Augen brennen«, stöhnte er. »Ich habe zu viel Kraft in den Blitz gelegt.«
Als er die Hände vom Gesicht nahm, merkte Sadagar, dass es schwarz war, wie von Ruß.
»Hilf mir hoch, Sadagar. Der Riese lebt noch. Ich will ihn für meine Zwecke benutzen.«
Sadagar hob ihn hoch. Der Gnom nickte dankbar und lief hinaus ins Freie. »Hier bin ich, dummer Alb!« kreischte er mit überschnappender Stimme.
Der Riese blieb stehen und drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
Nadomir lief eine Geröllhalde hoch. »Hier bin ich, Alb!«
Der geblendete Riese folgte ihm. Er stolperte über ein paar Steine, stand aber sofort wieder auf.
»Komm doch, fass mich, Alb!«
Der mammutköpfige Riese trompetete seine Wut und seine Schmerzen laut hinaus. Obwohl er nichts sehen konnte, folgte er dem Gnomen. Die anderen hielten sich zurück.
»Was hat er vor?« fragte Olinga leise.
»Ich ahne es«, flüsterte Sadagar. »Er will den Alb höher den Berg hinauflocken. Da er nichts sehen kann, wird er einige der Kanäle und Wasserbrücken zerstören. Aber folgen wir ihm.«
»Beeile dich, Alb. Sonst erwischst du mich nicht.«
Das tierische Schreien des Riesen wurde immer durchdringender. Er war anscheinend nur noch von einem Gedanken beherrscht: den Gnomen zu töten.
Er stolperte über ein paar der Holzleitungen und riss sie aus den Verankerungen. Er achtete nicht auf das kochende Wasser, das über seinen Körper spritzte.
»Hier bin ich«, kicherte der Gnom. Der Riese zertrampelte ein paar
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