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DER KLEINE TOD (German Edition)

DER KLEINE TOD (German Edition)

Titel: DER KLEINE TOD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norma Banzi
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hervorgerufen wurden.
Er folgte Ernat in das Erdgeschoss des Hauses. Dort schloss er ihm die Verschlüsse der Uniform. Seine Kopfbedeckung wickelte der Krieger selbst. Nachdem er den Schleier vorgelegt hatte, verließen die Männer das Haus. Von seinem Dach aus winkte Ador ihnen nach.

***

Die Saison war endlich vorbei. Es würde erst in drei Monaten weitergehen, Zeit für Kito, Urlaub zu machen. Gerade hatte er sich in seiner Wohnung zum Tee hingesetzt, um einige von den Briefen zu lesen, die ihm auf Rrals Hochzeit zugesteckt worden waren. Sein liebster Tänzer, der feingliedrige Tian, sortierte sie vor. Bei seinem Tee rekapitulierte Kito die letzten Tage selbstkritisch. Seine Selbstbeherrschung hatte durch die lange Saison Risse bekommen. Fast jede Nacht Tanz und Sex mit wechselnden Partnern war ein hartes Geschäft, auch, wenn man sich, wie er, nur die besten und attraktivsten Bettgenossen herauspicken konnte. Mit dem Grakar Charra war er am Morgen zu ungeduldig gewesen. Er hatte sich seine Emotionen anmerken lassen. Noch immer besonders peinlich war Kito der unerwartete Ausbruch seines Blutfiebers. Jemandem von seiner Erfahrung und Raffinesse passierte das Blutfieber nicht so einfach. Wenn er es schon zuließ, setzte er das Blutfieber normalerweise bewusst ein. Glücklicherweise war der Grakar härter im Nehmen gewesen, als Kito es vermutet hatte. Der Krieger hatte die brutale Inbesitznahme seines Körpers nicht nur weggesteckt, sondern sogar genossen.
Als der Türsummer erklang, seufzte Kito auf. Seine Leute wussten, dass sie ihren Chef nach Beendigung der Saison für mindestens eine Woche zufrieden lassen mussten. Allein Tian durfte es wagen, sich ihm in dieser Zeit zu nähern und er kannte den Öffnungscode der Wohnungstür, musste also nicht klingeln.
"Wehe, es ist nicht wichtig", grollte Kito in Gedanken, als er durch den Flur zur Tür ging, um nachzusehen wer es wagte, seine Zurückgezogenheit zu stören.
"Charra!", meinte er verblüfft, als er die Tür öffnete. Er erholte sich schnell. Höflich bat er den Grakar herein. Zwar wollte er lieber allein sein, doch das ließ er sich nicht anmerken. Er führte den Grakar in sein Wohnzimmer.
Neugierig blickte sich Charra um. Der große Raum war spärlich möbliert. In der Mitte des Zimmers stand eine große weiße Couch mit eckigen Formen. Kein Kissen milderte den strengen Effekt, allein das Parkett des Fußbodens erwärmte den Raum. Vor der Couch stand ein symmetrischer Marmortisch, auf dem ein poliertes Kupfertablett mit einer fein ziselierten Teekanne stand. Vor den bis zum Boden reichenden Fenstern des Zimmers hingen weiße Stoffe, die die gleißende Sonne fernhielten. Vor einem der Fenster stand ein Schreibtisch, auf dem ein kleiner, flacher Computer lag. Auch der Schreibtischsessel war weiß. Ebenfalls weiß waren die ungeschmückten Wände. In einer Ecke des Raumes stand ein riesiger Kaktus.
"Tee?", fragte Kito. Charra nickte.
"Die Couch ist bequemer, als sie aussieht."
Schmunzelnd setzte sich der Grakar auf die weiße Couch. Er nahm ein Glas heißen Tees entgegen. "Dein Wohnzimmer wirkt nicht sehr nach Deb."
"Nein!", meinte Kito knapp. Er mochte keine knarrenden Korbmöbel und bunten Kissen, die die Tu` üblicherweise für die Einrichtung ihrer Wohnräume verwendeten. Die Tu` waren Verschwender von Farben und Formen. Er jedoch liebte die einfache Symmetrie.
Charra räusperte sich. "Es war sehr schwierig, dich ausfindig zu machen."
"Irgendwie scheinst du meinen Assistenten Tian überzeugt zu haben, dir meine Adresse zu geben", vermutete Kito und schenkte sich selbst ein Glas Tee ein.
"Tian hat nichts verraten. Ich habe in der Hauptstadt nach Spuren von Grakar-Gift scannen lassen."
Der Tänzer ließ sein samtiges Lachen hören. Er trat zu einer Wand, drückte einen versteckten Knopf. Eine Tür glitt auf. Fasziniert bemerkte Charra, dass eine ganze Wand des Wohnzimmers von einem unauffälligen Wandschrank eingenommen wurde. Zunächst hatte er den Schrank für die Wand gehalten. Kito nahm einen Behälter mit Keksen heraus und klappte die Tür wieder zu.
"Was kann ich für dich tun?", fragte er, nachdem er die Kekse auf den Tisch gestellt und sich neben Charra gesetzt hatte.
"Liest du etwa all die Briefe, die dir zugesteckt werden?", fragte Charra ausweichend und zeigte auf den Stapel Papier, der in einer Ecke der Couch aufgeschichtet lag.
"Das gehört zum Geschäft. Wichtige Persönlichkeiten könnten pikiert sein, wenn man ihnen nicht antwortet. Außerdem

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