Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch
zur beleidigten Leberwurst)
Nudelaug: Dieser surreal anmutende Begriff ist Gegenstand eines Theorienstreits: Die einen vermuten ein Kompositum aus Nudel (Penis) und Aug, woraus im Ergebnis abzuleiten wäre, bei dem N. handle es sich um die Harnröhrenöffnung am Penis. Die Fraktion rund um den Schöpfer des »Mundl«, Ernst Hinterberger, sieht darin hingegen die abschätzige Titulierung eines Brillenträgers. In der Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter bezeichnet Edmund Sackbauer seinen schriftstellernden Schwiegersohn in spe grundsätzlich als »der Franzi, des Nudelaug«. Als Paradeintellektueller ist Franzi selbstredend mit einer Sehhilfe ausgestattet.
Nudeldrucker: Geizhals; Feigling
Nudelsuppen, ich bin nicht auf der N. dahergeschwommen!: Ich kenn’ mich aus, ich hab’ den Durchblick!
Nurmi: Idiot
o
Obezahrer: (wörtl.: Hinunterzieher) einer, der mit mäßigem Einsatz ans Werk geht
Ohrringerl, jemandem ein O. anhängen: ihm eine Ohrfeige verpassen
Ohrwaschl: Ohr. Du O.!: Du Ahnungsloser, Ignorant!; ka O.: niemand, keiner; ka O. rühren: untätig bleiben; Thermophor mit Ohrwaschln: Herz und Leib erwärmender Bettgefährte
Ohrwaschlkaktus: someone who »was born mit großen Ohr’n« (EAV), also einer mit markanten Lauschlappen
Ölbergindianer: übertrieben frommer Mensch
Opportunismus, übelster: wurde dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky ( Staatsclown , selbstgefälliger) vom Journalisten Peter Michael Lingens vorgeworfen. Kreisky klagte erfolgreich wegen übler Nachrede, woraufhin Lingens eine Individualbeschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte richtete, mit dem Argument, es liege eine Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung vor. Lingens bekam Recht. Politiker müssen – was beleidigende Äußerungen angeht – etwas mehr aushalten als Normalbürger.
Ostmark-Kurti: Bezeichnung des ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim im Zuge der Verharmlosung seiner Offizierskarriere im »Dritten Reich« und der damit verbundenen Staatsaffäre, die dem ehemaligen UNO-Generalsekretär einen Platz auf der Watchlist der USA bescherte. (Unter Bezug auf das Pseudonym Ostbahn-Kurti von Willi Resetarits.)
Ozwickta: kleiner Mensch
P
Packlrass: Gesindel, Verwandtschaft
Pamperletsch: jüngeres Kind
Papaturl: doofer Typ
papierln, jemanden: ihn für dumm verkaufen
Pappen, Pappalatur: Mund; Pappenschlosser: Zahnarzt
pappert: sprich »bopad«: pappig (für Speisen); sprich »bapad«: vorlaut
Partie: Gruppe, Freundeskreis; fade P.: Ansammlung von Langweilern. Im weiteren Sinn: langweile Angelegenheit; zache (zähe) P.: eine Sache, die nicht wirklich in Schwung kommen will
Pascher: Dachschaden
Patentwatschen: Backpfeife der heftigeren Art
Patsch, Patschachter: täppischer Mensch
Patschen, die P. strecken: sterben
Pecker: Eigenheit, Dachschaden
pempern: bumsen
Perlen-vor-die-Säue-Blattl: Titulierung der Tageszeitung Österreich durch die Kronen Zeitung und Gegenstand einer bemerkenswerten Entscheidung des Obersten Gerichtshofs. Es wurde festgehalten, die Äußerung sei »unzweifelhaft als Aufforderung zu verstehen, eloquente und wertvolle Diskussionsbeiträge nicht an das Druckwerk der Klägerin zu verschwenden, weil man sie dort – im Gegensatz zu anderen Medien, etwa der Zeitung der Beklagten – weder verstehe noch zu schätzen wisse«. Im Ergebnis wurde erkannt, dass juristischen Personen, weil ihnen kein Schadenersatz wegen »erlittener Kränkung« zugesprochen werden könne, eine Entschädigung auf der Grundlage des unlauteren Wettbewerbs zustünde, wenn ihre soziale Wertstellung schwer beeinträchtigt werde.
Pestfetzen: besonders widerwärtiges Weib
petschiert: aufgeschmissen
Pfeiferl: Penis. Sich das P. verbrennen: sich eine Geschlechtskrankheit einfangen
pfidschigogerln, du kannst mich pf.: Soft-Version des Götzzitats
picken, jemandem eine: ihm eine Maulschelle verpassen
Piefke: gängigste Bezeichnung für den Deutschen, benannt nach dem preußischen Militärmarschkomponisten Gottfried Piefke. Felix Mitterers mehrteiliger Fernsehfilm Die Piefkesaga widmete sich im Speziellen dem Deutschen als gleichermaßen überheblichem wie leicht vertrotteltem Urlaubsgast; er ließ aber auch die traditionell als Sympathieträger verschrienen Tiroler nicht ungeschoren, womit ein ebenso kunstgerechter wie tourismusverträglicher Ausgleich zwischen Fremden-Bashing und Nestbeschmutzung geschaffen war.
Pimperl-: Präfix für alles Unbedeutende,
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