Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
weißt du. Ich glaube nicht, daß die Sicherheitsvorkehrungen in einem Gefängnis für Kids besonders gut sind.«
    »Ja, aber die Bullen haben auch Angst. Sie schwärmen überall im Krankenhaus herum. Wachmänner sitzen auf dem Flur. Fibbies, die wie Ärzte angezogen sind, rennen durchs ganze Haus. Diese Leute haben Angst vor uns.«
    »Aber sie können ihn zum Reden zwingen. Sie können ihn in das Mäuseprogramm stecken, seiner Mutter einen Haufen Geld nachwerfen. Ihnen einen schicken neuen Wohnwagen kaufen, vielleicht sogar einen extragroßen oder so etwas. Ich bin verdammt nervös, Paul. Wenn der Junge sauber wäre, hätten wir nie etwas von ihm gehört.«
    »Wir können den Jungen nicht umlegen, Barry.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er ein Kind ist. Weil ihn jetzt niemand aus den Augen läßt. Weil, wenn wir es tun, eine Million Bullen uns zu Tode hetzen werden. Es geht nicht.«
    »Was ist mit seiner Mutter oder seinem Bruder?«
    Gronke trank einen weiteren Schluck Bier und schüttelte frustriert den Kopf. Er war ein harter Ganove, der es im Drohen mit den Besten aufnehmen konnte, aber im Gegensatz zu seinem Freund war er kein Killer. Diese willkürliche Suche nach Opfern machte ihm Angst. Er sagte nichts.
    »Was ist mit seiner Anwältin?« fragte Barry.
    »Weshalb solltest du sie umbringen lassen?«
    »Vielleicht hasse ich Anwälte. Vielleicht macht das dem Jungen solche Angst, daß er ins Koma fällt wie sein Bruder. Ich weiß es nicht.«
    »Und vielleicht ist das Umbringen unschuldiger Leute in Memphis keine sonderlich gute Idee. Der Junge könnte sich einen anderen Anwalt nehmen.«
    »Dann legen wir den eben auch um. Denk mal drüber nach, Paul. Das könnte Wunder wirken bei den Rechtsverdrehern«, sagte Barry mit einem lauten Auflachen. Dann beugte er sich vor, als wäre ihm ein wunderbar unanständiger Gedanke gekommen. Sein Kinn war nur Zentimeter von dem Salzstreuer entfernt. »Denk mal darüber nach, Paul. Wenn wir die Anwältin des Jungen umlegen, dann würde kein Anwalt, der bei klarem Verstand ist, ihn noch vertreten. Kapiert?«
    »Du baust ab, Barry. Du bist dabei, den Verstand zu verlieren.«
    »Ja, ich weiß. Aber es ist doch ein großartiger Gedanke, oder etwa nicht? Wir legen sie um, und der Junge redet nicht einmal mehr mit seiner eigenen Mutter. Wie heißt sie, Rollie oder Ralphie?«
    »Reggie Love.«
    »Wie kommt ein Weibsbild zu so einem Namen?«
    »Das darfst du mich nicht fragen.«
    Barry leerte sein Glas und schnippte wieder nach dem Kellner. »Was sagt sie am Telefon?« fragte er, wieder dicht über den Streuer gebeugt.
    »Keine Ahnung. Letzte Nacht sind wir nicht reingekommen.«
    Das Messer war plötzlich wütend. »Was?« Die bösartigen Augen funkelten.
    »Unser Mann tut es heute nacht, wenn alles gutgeht.«
    »Was für einen Laden hat sie?«
    »Ein kleines Büro in einem Hochhaus in der Innenstadt. Dürfte kein Problem sein.«
    Scherff drückte den Kopfhörer fester an seine Ohren. Zwei seiner Kollegen taten dasselbe. Das einzige Geräusch in dem Raum war das leise Klicken des Bandgeräts.
    »Taugen diese Kerle etwas?«
    »Nance ist ziemlich gerissen und bleibt cool, auch wenn’s brenzlig wird. Sein Partner, Cal Sisson, ist ein Nervenbündel. Fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten.«
    »Ich will, daß die Telefone heute nacht angezapft werden.«
    »Wird erledigt.«
    Barry zündete sich eine filterlose Camel an und blies Rauch zur Decke. »Wird die Anwältin beschützt?« Als er diese Frage stellte, verengten sich seine Augen. Gronke schaute weg.
    »Ich glaube nicht.«
    »Wo wohnt sie? Was für ein Bau?«
    »Sie hat eine nette kleine Wohnung hinter dem Haus ihrer Mutter.«
    »Sie lebt allein?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann wäre es doch ganz einfach. Ihr brecht ein, legt sie um, nehmt ein paar Sachen mit. Nur ein gewöhnlicher Einbruch, der schiefgegangen ist. Was meinst du?«
    Gronke schüttelte den Kopf und musterte eine junge Blondine an der Bar.
    »Was meinst du?« wiederholte Barry.
    »Ja, es wäre einfach.«
    »Dann laß es uns tun. Hörst du mir überhaupt zu, Paul?«
    Paul hörte zu, wich aber den bösartigen Augen aus. »Mir ist nicht danach, irgend jemanden umzulegen«, sagte er, immer noch die Blondine anstarrend.
    »Na schön. Dann soll Pirini es tun.«
    Etliche Jahre zuvor war einer der Insassen der Jugendhaftanstalt, ein zwölfjähriger Junge, in der Zelle neben der von Mark an einem epileptischen Anfall gestorben. Tonnenweise schlechte Presse und ein unerfreulicher

Weitere Kostenlose Bücher