Der Klient
Jeans vor ihm auf. Der eine hielt ihm einen Ausweis vor die Nase, während der andere ihm das Tablett abnahm.
»Was soll das?« fragte der Barmann, wich an die Wand zurück und starrte auf den nur Zentimeter von seiner breiten Nase entfernten Ausweis.
»FBI. Sie müssen uns einen Gefallen tun«, sagte Special Agent Scherff gelassen, ganz geschäftsmäßig. Der Barmann hatte schon zweimal wegen schwerer Verbrechen im Gefängnis gesessen und erfreute sich erst seit knapp sechs Monaten seiner Freiheit. Er wurde eifrig.
»Klar. Was Sie wollen.«
»Wie heißen Sie?« fragte Scherff.
»Äh, Dole. Link Dole.« Er hatte im Laufe der Jahre so viele Namen benutzt, daß es ihm schwerfiel, sie nicht durcheinanderzubringen.
Die Agenten rückten noch näher an ihn heran, und Link begann eine Attacke zu befürchten. »Okay, Link. Wollen Sie uns helfen?«
Link nickte eifrig. Der Koch, dem eine brennende Zigarette zwischen den Lippen hing, rührte in einem Topf mit Reis. Er schaute einmal kurz in ihre Richtung, hatte aber andere Dinge im Kopf.
»Da draußen sitzen zwei Männer bei einem Drink, in der hinteren Ecke, an der rechten Seite, wo die Decke niedrig ist.«
»Ja, okay, natürlich. Das hat doch nichts mit mir zu tun, oder?«
»Nein, Link. Hören Sie nur gut zu.« Scherff zog eine Garnitur Salz- und Pfefferstreuer aus der Tasche. »Stellen Sie die auf ein Tablett, zusammen mit einer Flasche Ketchup. Gehen Sie zu diesem Tisch, bloße Routine, und tauschen Sie sie gegen die aus, die jetzt dort stehen. Fragen Sie die Männer, ob sie etwas zu essen wollen oder noch einen Drink. Haben Sie verstanden?«
Link nickte, aber verstanden hatte er nichts. »Äh, was ist da drin?«
»Salz und Pfeffer«, sagte Scherff. »Und eine kleine Wanze, mit der wir hören können, was die Kerle sagen. Sie sind Verbrecher, Link, und wir beobachten sie.«
»Ich will da aber nicht mit hineingezogen werden«, sagte Link, der ganz genau wußte, daß er, wenn sie ihn auch nur ein ganz klein wenig bedrohten, sich den Arsch aufreißen würde, um hineingezogen zu werden.
»Machen Sie mich nicht böse«, sagte Scherff und schwenkte die Streuer.
»Okay, okay.«
Ein Kellner stieß die Schwingtür auf und schlurfte mit einem Stapel schmutziger Teller hinter ihnen vorbei. »Aber verraten Sie es niemandem«, sagte er zitternd.
»Geht in Ordnung, Link. Das bleibt unser kleines Geheimnis. Gibt es hier irgendwo einen leeren Wandschrank?« fragte Scherff und sah sich in der vollgestopften, unordentlichen Küche um. Die Antwort lag auf der Hand. In diesem Loch hatte es seit fünfzig Jahren keinen Quadratmeter freien Raum mehr gegeben.
Link dachte ein oder zwei Sekunden nach, sehr bemüht, seinen neuen Freunden zu helfen. »Nein, aber da ist ein kleines Büro direkt über der Bar.«
»Großartig, Link. Sie gehen und tauschen diese Dinger hier aus, und wir bauen unsere Geräte im Büro auf.« Link ergriff sie vorsichtig, als könnten sie explodieren, dann kehrte er an die Bar zurück.
Ein Kellner stellte eine schwere grüne Flasche mit Grolsch vor Gronke und verschwand wieder.
»Der kleine Bastard weiß etwas, stimmt’s?« sagte das Messer.
»Natürlich. Sonst würden die Dinge anders laufen. Weshalb hat er sich sonst eine Anwältin genommen? Und weshalb rückt er nicht mit der Sprache heraus?« Gronke leerte die halbe Flasche mit einem einzigen, durstigen Zug.
Link näherte sich ihnen mit einem Tablett, auf dem ein Dutzend Salz- und Pfefferstreuer und Flaschen mit Ketchup und Senf standen. »Wollen die Herren essen?« fragte er ganz geschäftsmäßig, während er die Streuer und Flaschen auf ihrem Tisch auswechselte.
Barry winkte ab, und Gronke sagte »Nein.« Und Link verschwand. Weniger als zehn Meter entfernt drängten sich Scherff und drei weitere Agenten um einen kleinen Schreibtisch und öffneten schwere Aktenkoffer. Einer der Agenten griff sich Kopfhörer und setzte sie auf. Er lächelte.
»Dieser Junge macht mir Angst, Mann«, sagte Barry. »Er hat es seiner Anwältin erzählt, und damit gibt es zwei Leute mehr, die Bescheid wissen.«
»Ja, aber er redet nicht, Barry. Überleg doch mal. Wir haben uns an ihn herangemacht. Ich habe ihm das Foto gezeigt. Wir haben uns um den Wohnwagen gekümmert. Der Junge hat eine Mordsangst.«
»Ich weiß nicht recht. Gibt es eine Möglichkeit, an ihn heranzukommen?«
»Im Augenblick nicht. Ich meine, zum Teufel, die Bullen haben ihn. Er ist hinter Schloß und Riegel.«
»Es gibt Mittel und Wege, das
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