Der Klient
vor, und ihre Gesichter waren nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. »Guten Abend, Cal. Ich bin Lieutenant Byrd, Polizei Memphis.«
Die Tatsache, daß er ihn Cal genannt hatte, ließ ihn schaudern. Er versuchte, gelassen zu bleiben. »Was kann ich für Sie tun, Officer?«
»Wo ist Jack?«
Cals Herz setzte aus, und auf seiner Haut brach Schweiß aus. »Welcher Jack?«
Welcher Jack. Byrd warf einen Blick über die Schulter und lächelte seinen Partner an. Die uniformierten Polizisten hatten den Wagen umstellt. »Jack Nance. Ihr guter Freund. Wo steckt er?«
»Ich habe ihn nicht gesehen.«
»Na, so ein Zufall. Ich habe ihn nämlich auch nicht gesehen. Jedenfalls nicht in der letzten Viertelstunde. Das letzte Mal, daß ich ihn gesehen habe, war an der Ecke von Union und Second Street, vor weniger als einer halben Stunde, und dort ist er aus diesem Wagen ausgestiegen. Und Sie sind davongefahren, und, Überraschung, jetzt sind Sie hier.«
Cal atmete, aber es war mühsam. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Byrd entriegelte die Tür und öffnete sie. »Steigen Sie aus, Cal«, befahl er, und Cal gehorchte. Byrd schlug die Tür zu und drängte ihn dagegen. Vier Polizisten umringten ihn. Die anderen drei schauten unverwandt zum Sterick Building hinüber. Byrd hatte sich ganz dicht vor ihm aufgebaut.
»Hören Sie mir gut zu, Cal. Komplizenschaft bei Einbruch und unbefugtem Eindringen bringt sieben Jahre. Sie sind schon dreimal verurteilt worden, also gelten Sie als Gewohnheitsverbrecher. Und nun raten Sie mal, wieviel Zeit Sie absitzen müssen?«
Seine Zähne klapperten, und sein Körper zitterte. Er schüttelte den Kopf, als hätte er keine Ahnung und wollte, daß Byrd es ihm mitteilte.
»Dreißig Jahre, ohne Bewährung.«
Er schloß die Augen und sackte in sich zusammen. Sein Atem ging schwer.
»Also«, fuhr Byrd fort, sehr cool, sehr grausam. »Jack Nance macht uns keine Sorgen. Wenn er mit Ms. Loves Telefonen fertig ist, warten vor dem Gebäude ein paar von unseren Leuten auf ihn. Er wird verhaftet, vor Gericht gestellt und zu gegebener Zeit verurteilt. Aber wir sind ziemlich sicher, daß er nicht viel sagen wird. Kapiert?«
Cal nickte.
»Aber Sie, Cal, sind vielleicht an einem kleinen Handel interessiert. Indem Sie uns ein bißchen helfen. Sie verstehen, was ich meine?«
Er nickte immer noch, aber jetzt rascher.
»Sie erzählen uns, was wir wissen wollen, und als Gegenleistung dafür lassen wir Sie laufen.«
Cal starrte ihn verzweifelt an. Sein Mund stand offen, sein Herz hämmerte.
Byrd deutete auf den Gehsteig auf der anderen Seite der Madison. »Sehen Sie diesen Gehsteig, Cal?«
Cal warf einen langen, hoffnungsvollen Blick auf den leeren Gehsteig. »Ja«, sagte er eifrig.
»Nun, er gehört ganz Ihnen. Sie sagen mir, was ich wissen will, und Sie gehen davon. Okay? Ich biete Ihnen dreißig Jahre Freiheit an, Cal. Seien Sie nicht dumm.«
»Okay.«
»Wann kommt Gronke aus New Orleans zurück?«
»Morgen früh, gegen zehn.«
»Wo ist er abgestiegen?«
»Holiday Inn Crowne Plaza.«
»Zimmernummer?«
»782.«
»Wo sind Bono und Pirini?«
»Das weiß ich nicht.«
»Bitte, Cal, wir sind keine Idioten. Wo sind sie?«
»Sie sind in 783 und 784.«
»Wer aus New Orleans ist sonst noch hier?«
»Sonst niemand. Jedenfalls nicht, soviel ich weiß.«
»Müssen wir mit weiteren Leuten aus New Orleans rechnen?«
»Ich schwöre, daß ich das nicht weiß.«
»Haben sie irgendwelche Pläne, den Jungen umzubringen, seine Angehörigen oder seine Anwältin?«
»Es ist darüber gesprochen worden, aber es gibt keine definitiven Pläne. Aber bei so etwas würde ich nicht mitmachen, das wissen Sie.«
»Ich weiß es, Cal. Sollen noch weitere Telefone angezapft werden?«
»Nein, ich glaube nicht. Nur das von der Anwältin.«
»Was ist mit ihrem Haus?«
»Nein, soweit ich weiß, nicht.«
»Keine weiteren Wanzen oder Drähte oder angezapfte Telefone?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Keine Pläne, irgendjemanden umzulegen?«
»Nein.«
»Wenn Sie mich anlügen, Cal, dann komme ich und hole Sie, und dann sind es dreißig Jahre.«
»Ich schwöre es.«
Plötzlich versetzte Byrd ihm einen Schlag auf die linke Gesichtshälfte, dann packte er seinen Kragen und drückte ihn zusammen. Cals Mund stand offen, und in seinen Augen stand das schiere Entsetzen. »Wer hat den Wohnwagen verbrannt?« fuhr Byrd ihn an und drückte ihn gleichzeitig noch heftiger gegen den Wagen.
»Bono und Pirini«, sagte er ohne
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