Der Klient
darüber stolpern, und die Bullen hätten es für einen ganz gewöhnlichen Raubmord gehalten. Sie hätten niemanden verdächtigt. Aber nein, du warst zu blöde, um die Sache einfach zu machen.«
Barry rutschte abermals in seinem Sessel und betrachtete den Fußboden.
Johnny funkelte ihn an und wickelte eine Zigarre aus. »Beantworte meine Fragen ganz langsam, okay? Ich will nicht zuviel wissen, verstehst du?«
»Ja.«
»Ist die Leiche hier in der Stadt?«
»Ja.«
Johnny schnitt von seiner Zigarre die Spitze ab und leckte langsam daran. Er schüttelte angewidert den Kopf. »Sowas Dämliches. Kann man leicht an sie herankommen?«
»Ja.«
»Waren die Feds schon dicht dran?«
»Ich glaube nicht.«
»Liegt sie unter der Erde?«
»Ja.«
»Wie lange würde es dauern, sie auszugraben oder was immer man tun muß?«
»Eine Stunde, vielleicht auch zwei.«
»Also liegt sie nicht in der Erde?«
»Nein, in Beton.«
Johnny zündete mit einem Streichholz seine Zigarre an, und die Fältchen um seine Augen entspannten sich. »In Beton«, wiederholte er. Vielleicht war der Junge doch nicht ganz so dämlich, wie er glaubte. Vergiß es. Er war ziemlich dämlich.
»Wie viele Leute?«
»Zwei oder drei. Ich kann es nicht machen. Sie beobachten mich auf Schritt und Tritt. Wenn ich es versuche, führe ich sie regelrecht hin.«
In der Tat, ziemlich dämlich. Johnny blies einen Rauchring. »Ein Parkplatz? Ein Gehsteig?«
»Eine Garage.« Barry verlagerte abermals sein Gewicht, und seine Augen waren immer noch auf den Boden gerichtet.
»Eine Garage? Eine für Autos?«
»Eine Garage hinter einem Haus.«
Er betrachtete die dünne Aschenschicht an der Spitze seiner Zigarre, dann steckte er sie langsam zwischen die Zähne. Barry war nicht nur dämlich, er war saublöde. Er paffte zweimal. »Wenn du Haus sagst, meinst du dann ein Haus an einer Straße, an der noch andere Häuser stehen?«
»Ja.« Zur Zeit seiner Beisetzung hatte Boyd Boyette bereits fünfundzwanzig Stunden in seinem Kofferraum gelegen. Die Möglichkeiten waren beschränkt. Er war einer Panik nahe gewesen und hatte sich nicht getraut, die Stadt zu verlassen. Damals war es gar keine so schlechte Idee gewesen.
»Und in diesen anderen Häusern wohnen Leute, stimmt’s? Leute mit Augen und Ohren?«
»Ich habe sie nicht kennengelernt, aber ich nehme es an.«
»Paß auf, was du sagst.«
Barry sackte gänzlich in seinem Sessel zusammen. »Entschuldigung.«
Johnny stand auf und trat vor die getönten Fenster. Er schüttelte ungläubig den Kopf und paffte frustriert an seiner Zigarre. Dann machte er kehrt und kehrte zu seinem Sessel zurück. Er legte die Zigarre in den Aschenbecher und lehnte sich, auf die Ellenbogen gestützt, vor. »Wessen Haus?« fragte er mit ausdrucksloser Miene und bereit zu explodieren.
Barry schluckte. »Das von Jerome Clifford.«
Es gab keine Explosion. Johnny war dafür berühmt, daß er Eiswasser in den Adern hatte, und er war stolz darauf, daß er immer gelassen blieb. Er war eine Rarität in seiner Profession, aber sein kühler Kopf hatte ihm Unmengen von Geld eingebracht. Und ihn am Leben erhalten. Er bedeckte seinen Mund mit der linken Hand, als könnte er das Gesagte einfach nicht glauben. »Jerome Cliffords Haus«, wiederholte er.
Barry nickte. Damals war Clifford zum Skilaufen in Colorado gewesen, und Barry wußte das, weil Clifford ihn eingeladen hatte, ihn zu begleiten. Er wohnte allein in einem großen Haus, das von großen Bäumen umstanden wurde. Die Garage war ein separates Gebäude im Hinterhof. Sie war ein ideales Versteck, hatte er gedacht, weil nie jemand dort danach suchen würde.
Und er hatte recht gehabt – sie war ein ideales Versteck. Die Feds waren nie auch nur in die Nähe gekommen. Es war kein Fehler gewesen. Er hatte vorgehabt, sie später irgendwo anders hinzubringen. Der Fehler war nur gewesen, daß er es Clifford gesagt hatte.
»Und du willst, daß ich drei Männer losschicke, die sie ausgraben, ohne das geringste Geräusch zu machen, und sie dann richtig beseitigen?«
»Ja, Sir. Das könnte meinen Hals retten.«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil ich fürchte, daß der Junge weiß, wo sie ist. Und er ist verschwunden. Wer weiß, was er unternimmt? Es ist einfach zu riskant. Wir müssen die Leiche fortschaffen, Johnny. Ich bitte dich darum.«
»Ich hasse Bittsteller, Barry. Was ist, wenn wir erwischt werden? Was ist, wenn ein Nachbar etwas hört und die Bullen ruft, und sie erscheinen, auf der Suche
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