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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fünf Jahre vergehen müssen, bevor das Boot bewegt wurde. Barry hatte erklärt, daß dies nur ein provisorisches Grab war. Er hatte vorgehabt, ihn woanders hinzubringen, aber dann hatten sich die Feds an ihn gehängt. Leo und Ionucci hatten schon etliche Leichen beiseitegeschafft, gewöhnlich in beschwerten Fässern unter Wasser, aber sie waren beeindruckt von Barrys provisorischem Versteck.
    Der Bulle kratzte und fegte, und bald lag die gesamte Betonfläche frei. Ionucci kniete sich auf der anderen Seite davon nieder, und er und der Bulle fingen an, den Beton mit Hämmern und Meißeln zu bearbeiten. Leo legte die Taschenlampe auf den Kies neben ihnen und schlich abermals zur Hintertür hinaus. Er duckte sich tief und bewegte sich zur Vorderfront der Garage. Alles war ruhig. Das Meißeln war nicht zu überhören. Er ging rasch zur Rückfront von Cliffords Haus, eine Strecke von vielleicht fünfzehn Metern, und das Geräusch war kaum noch zu vernehmen. Er lächelte. Selbst wenn die Ballantines wach gewesen wären, hätten sie es nicht hören können.
    Er schlich zur Garage zurück und ließ sich in der Dunkelheit zwischen einer Ecke und dem Spitfire nieder. Er konnte die leere Straße sehen. Ein kleiner schwarzer Wagen fuhr um die Biegung vor dem Haus und verschwand. Sonst kein Verkehr. Durch die Hecke hindurch konnte er den Umriß des Ballantine-Hauses sehen. Nichts regte sich. Das einzige Geräusch war das gedämpfte Aufmeißeln des Betons über dem Grab von Boyd Boyette.
    Clints Accord hielt bei den Tennisplätzen. An der Straße parkte ein roter Cadillac. Reggie schaltete das Licht und den Motor aus. Sie saßen schweigend da und starrten durch die Windschutzscheibe auf das Fußballfeld. Genau die richtige Gegend, um überfallen zu werden, dachte sie, sprach es aber nicht aus. Sie hatten genug zu befürchten, auch ohne den Gedanken an einen Überfall. Mark hatte nicht viel gesagt, seit es dunkel geworden war. Nachdem die Pizza in ihr Motelzimmer geliefert worden war, hatten sie, zusammen auf einem Bett, eine Stunde geschlafen. Sie hatten ferngesehen. Er hatte sie mehrfach nach der Zeit ge fragt, als hätte er eine Verabredung mit einem Erschießungskommando. Um zehn war sie überzeugt, daß er einen Rückzieher machen würde. Um elf war er im Zimmer herumgewandert und immer wieder auf die Toilette gegangen.
    Aber jetzt, vierzig Minuten nach elf, saßen sie hier in einem heißen Wagen an einem dunklen Abend und planten eine unmögliche Mission, die keiner von ihnen durchführen wollte.
    »Was glauben Sie – ob jemand weiß, daß wir hier sind?« fragte er leise.
    Sie sah ihn an. »Du meinst, hier in New Orleans?«
    »Ja. Glauben Sie, daß jemand weiß, daß wir in New Orleans sind?«
    »Nein. Das glaube ich nicht.«
    Das schien ihn zu befriedigen. Sie hatte gegen sieben mit Clint telefoniert. Ein Fernsehsender in Memphis hatte berichtet, daß sie gleichfalls vermißt würde, aber sonst schien alles ruhig zu sein. Clint hatte sein Schlafzimmer seit zwölf Stunden nicht mehr verlassen, hatte er gesagt, deshalb wäre er ihnen dankbar, wenn sie sich beeilen und tun würden, was immer sie vorhatten. Er hatte mit Momma Love gesprochen. Sie machte sich Sorgen, hielt sich aber gut unter den gegebenen Umständen.
    Sie stiegen aus und gingen den Fahrradweg entlang.
    »Bist du sicher, daß du das tun willst?« fragte sie und sah sich nervös um. Der Weg war stockfinster, und stellenweise verhinderte nur der Asphalt unter ihren Füßen, daß sie zwischen die Bäume gerieten. Sie gingen langsam, Seite an Seite, und hielten sich bei den Händen.
    Während sie einen unsicheren Schritt nach dem anderen tat, fragte Reggie sich, was sie hier tat, auf diesem Weg, in diesem Wald, in dieser Stadt, in diesem Moment, mit diesem Jungen, den sie sehr gern hatte, aber für den sie nicht sterben wollte. Sie umklammerte seine Hand und versuchte, tapfer zu sein. Bestimmt, betete sie, würde sehr bald etwas passieren, und dann würden sie zum Wagen zurückrennen und aus New Orleans verschwinden.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Mark.
    »Warum bin ich nicht überrascht?«
    »Es könnte vielleicht zu schwierig sein, die Leiche zu finden. Also habe ich folgendes beschlossen: Sie bleiben zwischen den Bäumen in der Nähe des Grabens, und ich schleiche mich durch den Garten und in die Garage. Ich sehe unter dem Boot nach, nur um sicher zu sein, daß es wirklich da ist, und dann verschwinden wir von hier.«
    »Du meinst, es genügt, wenn du einfach

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