Der Klient
Augen und sprach ein Gebet. Was zum Teufel tat sie hier?
Leo schlich zu dem Müllhaufen, dann mit gezogener Waffe um ihn herum, bereit, sie abzufeuern. Er hockte sich wieder nieder und durchforschte geduldig die Dunkelheit. Der Zaun war kaum zu sehen. Nichts rührte sich. Er glitt zu einem knapp fünf Meter hinter der Garage stehenden Baum und wartete. Ionucci ließ ihn nicht aus den Augen. Lange Sekunden vergingen ohne irgendein Geräusch. Leo stand auf und schlich langsam auf die Pforte zu. Ein Ast knackte unter seinen Füßen und ließ ihn eine Sekunde lang erstarren.
Er bewegte sich durch den Hintergarten, jetzt kühner, aber immer noch mit schußbereiter Waffe, und lehnte sich gegen einen Baum, eine dicke Eiche, deren Äste bis dicht an die Grenze des Ballantine-Grundstücks heranreichten. In der unbeschnittenen Hecke, keine vier Meter von ihm entfernt, kauerte Mark auf allen vieren und hielt den Atem an. Er beobachtete die dunkle Gestalt, die sich in der Finsternis zwischen den Bäumen bewegte, und wußte, daß er nicht entdeckt werden konnte, wenn er sich nur still verhielt. Er atmete langsam aus und hielt den Blick unverwandt auf die Silhouette des Mannes neben dem Baum gerichtet.
»Was ist los?« fragte eine tiefe Stimme aus der Garage. Leo schob die Waffe in den Hosenbund und schlich zurück. Ionucci stand außerhalb der Tür. »Was ist los?« wiederholte er.
»Ich weiß es nicht«, sagte Leo laut flüsternd. »Vielleicht nur eine Katze oder sowas. Macht euch wieder an die Arbeit.«
Die Tür wurde leise geschlossen, und Leo wanderte fünf Minuten lang lautlos hinter der Garage auf und ab. Fünf Minuten, aber Mark kamen sie vor wie eine Stunde.
Dann bog die dunkle Gestalt um die Ecke und war verschwunden. Mark beobachtete jede Bewegung. Er zählte langsam bis hundert, dann kroch er an der Hecke entlang, bis sie am Zaun endete. Er hielt an der Pforte an und zählte bis dreißig. Alles war still, bis auf das gedämpfte Meißeln. Dann schoß er zum Rand des Unterholzes, wo Reggie tief geduckt und voller Angst auf ihn wartete. Sie griff nach ihm, und gemeinsam krochen sie in das dichtere Unterholz hinein.
»Sie sind da drinnen!« sagte er außer Atem.
»Wer?«
»Das weiß ich nicht! Sie graben die Leiche aus!«
»Was ist passiert?«
Er atmete hastig. Sein Kopf ging ruckartig auf und ab, als er schluckte und zu reden versuchte. »Ich bin über etwas gestolpert, und dieser eine Kerl, ich glaube, er hatte eine Waffe, hätte mich beinahe entdeckt. Gott, hatte ich eine Angst!«
»Du hast immer noch Angst. Und ich auch! Laß uns von hier verschwinden!«
»Warten Sie eine Minute, Reggie. Können Sie es hören?«
»Nein! Was soll ich hören?«
»Dieses Klopfen. Ich kann es auch nicht hören. Wir sind zu weit davon entfernt.«
»Und ich sage, wir sollen zusehen, daß wir noch weiter wegkommen. Also los.«
»Warten Sie doch eine Minute, Reggie. Bitte!«
»Das sind Killer, Mark. Leute von der Mafia. Laß uns so schnell wie möglich verschwinden.«
Er atmete durch die Zähne und funkelte sie an. »Ganz ruhig, Reggie. Ganz ruhig, okay? Niemand kann uns hier sehen. Von der Garage aus kann man nicht einmal diese Bäume sehen. Ich habe es versucht. Und nun beruhigen Sie sich.«
Sie ließ sich auf die Knie fallen, und sie starrten zur Garage hinüber. Er legte einen Finger auf die Lippen. »Hier sind wir sicher«, flüsterte er. »Hören Sie genau hin.«
Sie hörten genau hin, aber die Geräusche waren nicht zu vernehmen.
»Mark, das sind Muldannos Leute. Sie wissen, daß du geflüchtet bist. Sie sind in Panik geraten. Sie haben Pistolen und Messer und wer weiß, was sonst noch alles. Laß uns verschwinden. Sie sind uns zuvorgekommen. Es ist alles vorbei. Sie haben gewonnen.«
»Reggie, wir können nicht zulassen, daß sie die Leiche da wegholen. Wenn sie sie fortschaffen, wird sie nie gefunden werden.«
»Gut. Dann bist du aus dem Schneider, und die Mafia interessiert sich nicht mehr für dich. Und nun laß uns verschwinden.«
»Nein, Reggie. Wir müssen etwas unternehmen.«
»Was! Willst du dich etwa auf einen Kampf mit Mafiagangstern einlassen? Das ist doch Wahnsinn, Mark.«
»Nun warten Sie doch wenigstens eine Minute.«
»Okay. Ich warte genau eine Minute, dann bin ich fort.«
Er drehte den Kopf und lächelte sie an. »Sie lassen mich nicht im Stich, Reggie. Dazu kenne ich Sie zu gut.«
»Setz mir nicht das Messer auf die Brust, Mark. Jetzt weiß ich, wie Ricky zumute war, als du mit Clifford
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